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Das Sportbecken des Sport- und Freizeitbades Blu.

© ZB / Soeren Stache

Schwimmen versus Welterbe?: Potsdamer Linke gegen Preiserhöhung in Bädern

Fraktion will eine Million Euro jährlich für Ermäßigung bei Schwimmbad-Eintritt einsetzen, statt an die Schlösserstiftung zu zahlen. Das sorgt für Spannungen in der Rathauskooperation.

Die Linke-Fraktion in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung kritisiert die Preiserhöhungen in den Bädern des kommunalen Bäderbetriebs und schießt mit einem Verweis auf die laufende Debatte um städtische Millionen für die Schlösserparks gleichzeitig gegen ihre Partner in der Rathauskooperation.

Dass Potsdamerinnen und Potsdamer höhere Eintrittspreise fürs Schwimmen zahlen sollen, während „die Kolleg:innen von SPD und Grünen eine Million an die SPSG zahlen wollen“, sei „nicht nachvollziehbar“, erklärte der Linke-Stadtverordnete Michel Berlin. Er frage sich, ob die an die Stiftung gezahlten Gelder in Millionenhöhe „eventuell jetzt zur Stabilisierung z.B. der Eintrittsgelder fehlen“ und „ob die Million, die an die SPSG für freien Parkeintritt bezahlt werden soll, nicht eher in unsere eigene Bäderlandschaft fließen sollte“.

Dort entlaste das Geld die Potsdamerinnen und Potsdamer wirkungsvoller, so Berlin. Er erinnerte auch an die mit der Schlösserstiftung vereinbarte Verlegung des Strandbads Babelsbergs, die weitere Kosten verursache.

Auch die Linken-Stadtverordnete Tina Lange kritisiert: „In der derzeitigen Situation überall steigender Lebenshaltungskosten auch noch die Preise für reines Bahnenschwimmen in den Sportbädern massiv anzuheben, ist nicht vermittelbar und gefährdet zudem die ausreichende Nutzung des Sportbades jenseits von Schul- und Vereinsschwimmen.“ Insbesondere Familien und Menschen mit geringem Einkommen könnten sich so „nicht mal mehr kommunales Schwimmen leisten“. Damit steige auch die Gefahr weiterer Nichtschwimmer.

Die Stadt habe zu spät informiert

Lange kritisiert auch die Kommunikation der Stadt zu den Preiserhöhungen: Die Stadt habe es „wieder einmal versäumt, die Stadtverordneten darüber mit ausreichend Vorlauf zu informieren, sodass die Möglichkeit zum Gegensteuern durch Mehrfinanzierung bleibt“. Das sei nicht hinnehmbar.

Der Eingangsbereich des Sport- und Freizeitbades Blu.

© ZB / Soeren Stache

Wie berichtet erhöhen die Stadtwerke ab März außerplanmäßig die Preise in den Sportschwimmbädern und den Strandbädern deutlich. Als Grund wurden gestiegene Energiepreise und die Inflation genannt. Es handele sich um den Bereich der städtisch bezuschussten kommunalen Daseinsfürsorge, hatte die Bäderlandschaft weiter erklärt. Der städtische Zuschuss werde aber turnusgemäß erst 2025 wieder überprüft und gegebenenfalls erhöht. Der Badbetreiber verwies auch auf bereits ergriffene Energiesparmaßnahmen zur Senkung der Kosten.

In Berlin schwimmen Menschen mit wenig Geld kostenlos

In Berlin dagegen will der Senat heute eine Regelung beschließen, mit der rund 680 000 Menschen mit wenig Geld kostenlos in Berliner Hallenbädern schwimmen gehen können. Dafür müssen sie einen sogenannten Berechtigungsnachweis besitzen, bis 2022 Berlin-Pass genannt. Das Angebot soll vom 15. Februar bis 31. Dezember in rund 30 Schwimmhallen der Berliner Bäderbetriebe gelten. Kostenfreies Schwimmen soll dann montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr sowie samstags ganztägig möglich sein - jeweils im Rahmen der Öffnungszeiten für die allgemeine Öffentlichkeit.

Freizeitgestaltung und Sport sind wesentliche Elemente der Teilhabe.

Iris Spranger (SPD), Berlins Innensenatorin

„Freizeitgestaltung und Sport sind wesentliche Elemente der Teilhabe“, sagte dazu die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) der Nachrichtenagentur dpa. „Es liegt auch in unserer Verantwortung, hierfür Angebote und Möglichkeiten - Chancen - zu schaffen.“ Dies gelte gerade in Zeiten besonderer Belastungen wie im Moment. „Gerade für Kinder ist es in diesen schwierigen Krisenzeiten besonders wichtig, einmal auf andere Gedanken zu kommen und einfach nur Spaß zu haben“, ergänzte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke). Aufgrund der Preissteigerungen fehle den betroffenen Haushalten oft das Geld dafür.

Das Grüne Gitter, Eingang zum Park Sanssouci.

©  Andreas Klaer

In Potsdam wird über den Sanssouci-Parkeintritt am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordneten erneut debattiert. Auf Bitte der Linke-Fraktion hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hierzu auch den Generaldirektor der Schlösserstiftung, Christoph Martin Vogtherr eingeladen - nach PNN-Informationen hat er sein Kommen zugesagt.

Dagegen haben weitere Mitglieder des aufsichtführenden Stiftungsrats aus Berlin und Brandenburg wie Kulturministerin Manja Schüle (SPD) bereits abgesagt, wie ein Stadtsprecher den PNN bestätigte. Vertreter der Linken und der CDU hatten zuletzt immer wieder auch auf direkte Debatten mit Vertretern des Stiftungsrats gedrungen. Die Schlösserstiftung droht mit einem Pflichteintritt für den Park Sanssouci, sollte Potsdam die Millionen-Zahlungen zum Jahresende auslaufen lassen.

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