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Studentenwerk Potsdam plant Photovoltaik auf allen Studentenheimen. Studentenwohnheim Breite Straße.

© Andreas Klaer

Studentisches Wohnen in Potsdam: Wenig Angebot und hohe Mieten

Steigende Wohnkosten setzten Potsdamer Studierende immer mehr unter Druck – das zeigt eine Umfrage. Nun wird die Landesregierung zum Handeln aufgefordert.

Potsdamer Studenten schlagen Alarm: In einem Brandbrief fordern sie Brandenburgs Minister für Infrastruktur und Landesplanung, Reiner Genilke (CDU), zum Handeln auf. „Beenden Sie die prekäre Wohnsituation von Studierenden“, so die Gruppe. Seit Jahren spitze sich die Wohnsituation für Studierende in Potsdam zu. Eine freie Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden, dauere meist Monate. „Die Mietkosten übersteigen für immer mehr Studierende das Leistbare.“

Ihre Forderung untermauern sie mit Ergebnissen einer Umfrage. Die Online-Befragung sei an alle Studierenden der Universität und der Fachhochschule Potsdam geschickt worden, so Studienleiter Fried-Conrad Weber. 1595 beantworteten die Fragen. 37 Prozent zahlen einen Quadratmeterpreis von über 20 Euro. „Demnach gibt jeder Zweite mehr als 50 Prozent und jeder Sechste mehr als zwei Drittel seines monatlichen Budgets für die Miete aus“, so Weber. Nach Abzug der Miete liegen 57 Prozent unter dem Existenzminimum.

Für die Landesregierung hat die Initiative konkrete Vorschläge: „Wir fordern eine eigene Förderrichtlinie für studentisches Wohnen, sodass das Studierendenwerk schnell und unbürokratisch bauen kann.“ Die Mittel für den Bau von Studierendenwohnheimen sollen aufgestockt und ausreichend Flächen bereitgestellt werden. Außerdem fordern sie die Vergesellschaftung von privaten Studierendenappartements auf Basis von Artikel 15 und 20 des Grundgesetzes.

Wir fordern eine eigene Förderrichtlinie für studentisches Wohnen, sodass das Studierendenwerk schnell und unbürokratisch bauen kann.

Forderung aus dem Brandbrief der Studierenden.

Auch der Allgemeinen Studierendenausschuss (ASta) steht hinter den Forderungen. „Wir als AStA wollen den Bau neuer Wohnheime durch das Studentenwerk Potsdam unterstützen, um den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum für Studierende zu erleichtern“, so Oleg Vitovskii, AStA-Referent für Sozialpolitik. Wie das Ministerium die Lage beurteilt und was es von den Forderungen hält, blieb am Montag unklar. Es beantwortete eine PNN-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.

Die hohen Wohnkosten für Studierende sind keine Ausnahme. Das zeigt eine bundesweite Erhebung des Berliner Forschungsinstituts Empirica. Dabei wurden Angebote für unmöblierte WG-Zimmer analysiert. Demnach haben die Mieten für solche Zimmer in Unistädten seit dem Jahr 2019 um 26 Prozent auf aktuell 485 Euro monatlich zugelegt. Potsdam rangiert unter 120 untersuchten Städten auf Rang 37 mit 420 Euro monatlich. Innerhalb von zwei Jahren ist der Durchschnittswert um 70 Euro gestiegen.

Tatsächlich ist die Nachfrage nach Wohnheimplätzen riesig. Wie berichtet waren für das ablaufende Wintersemester 3740 Online-Bewerbungen für nur 3176 Wohnheimplätze eingegangen. Ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Derzeit kann das Studentenwerk lediglich zehn Prozent der rund 26.000 Potsdamer Studierenden mit einem Platz im Wohnheim versorgen.

Zumindest tut sich beim Thema Wohnheimplätze etwas. Auf dem Campus Golm sind Neubauten mit 420 Plätzen geplant, die ab dem Wintersemester 2025 bezogen werden können. Weitere 80 Plätze sollen am Platz der Einheit nahe dem Bildungsforum entstehen, diese werden allerdings erst im Wintersemester 2027 fertig sein. Gemeinsam mit der Pro Potsdam ist ein weiteres Bauprojekt in Planung. Im Quartier „Rote Kaserne West“ im Bornstedter Feld soll das Studentenwerk zukünftig als Generalmieter 190 Plätze für Studierende verwalten.

Es gibt allerdings auch andere Hindernisse für studentisches Wohnen: So hatte im vergangenen Jahr die Hasso-Plattner-Stiftung angeboten, die Studentenwohnanlage am Campus Griebnitzsee zu erwerben, zu sanieren und weitere 400 Wohnheimplätze zu schaffen. Das Wohnheim wäre in Trägerschaft des Studentenwerks geblieben. Ende März 2023 platzte der Deal jedoch. Druck und Widerstand der Universität Potsdam und des AStA hätten die Stiftung dazu bewogen, ihr Angebot zurückzunehmen.

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