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© dpa/Soeren Stache

Tourismus in Brandenburg erholt sich: „Wenn die AfD hier Kommunalwahlen gewinnt, wäre das verheerend“

Ministerpräsident Woidke sieht den Tourismus nach der Pandemie wieder gut gestartet. Doch hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und die Sorge vor AfD-Wahlerfolgen trüben die Bilanz.

In Brandenburg haben von Januar bis Mai mehr Gäste übernachtet als im Jahr 2019 vor der Corona-Pandemie. Die Tourismusbetriebe zählten mehr als 4,8 Millionen Übernachtungen, das waren 136.000 mehr als in den ersten fünf Monaten des bisherigen Rekordjahres 2019, wie die Staatskanzlei am Mittwoch mitteilte.

Dagegen nahm die Zahl anreisender Gäste mit rund 1,77 Millionen etwas ab im Vergleich zu 2019 mit 1,82 Millionen. Darunter waren rund 150.000 Gäste aus dem Ausland. Seit Kurzem wirbt Brandenburg mit einem neuen Werbeauftritt und dem Slogan „Mehr brauchst du nicht.“

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht den Tourismus nach der Coronakrise wieder gut gestartet. „Die Branche hat sich sehr zügig von den Corona-Einbrüchen erholt und trägt erheblich zur Wertschöpfung bei“, sagte Woidke. Die Tourismusbranche sei sehr gut aufgestellt. Im Rahmen seiner traditionellen Sommer-Tourismus-Pressefahrt besuchte der Ministerpräsident am Mittwoch das alte Schiffshebewerk in Niederfinow.

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Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete das Land in der ersten Jahreshälfte 14,5 Prozent mehr Übernachtungen. Erfolgreich entwickelte sich auch der Tourismus in der Region: In der Uckermark gab es von Januar bis Mai 2023 302.357 Übernachtungen, was einem Plus von 18,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Und in der Prignitz waren es 181.808 Übernachtungen, was einem Plus von 13,2 Prozent entspricht.

Woidke besucht Region Barnim

Der Tagestourismus gewinnt in Brandenburg zunehmend an Bedeutung, sagte Martin Linden aus dem Brandenburger Wirtschaftsministerium. Nur rund 26 Prozent der Einnahmen aus dem Brandenburger Tourismus stammen von den 13,5 Millionen Übernachtungsgästen, die Brandenburg im vergangenen Jahr verzeichnete.

Dagegen gibt es jedes Jahr rund 97 Millionen Tagesgäste, die nach Brandenburg fahren: 87 Millionen Ausflügler und rund zehn Millionen Geschäftsreisende, die auf einer eintägigen Reise ins Land fahren.

Ministerpräsident Dietmar Woidke während seiner traditionellen Sommerreise im alten Schiffshebewerk Niederfinow.

© dpa/Soeren Stache

Einige Ziele der Tagesgäste besuchte Woidke am Mittwoch: Neben Niederfinow zählten dazu der forstbotanische Garten in Eberswalde und das ehemalige Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde. Hier haben Ehrenamtliche gleich hinter der Berliner Stadtgrenze in einem alten Getreidespeicher ein kleines Museum eingerichtet, das zeigt, wie die Millionenmetropole einst von hier versorgt wurde – und wie die Fäkalien der Berlinerinnen und Berliner in Brandenburg entsorgt wurden. Heute freilich sind die ehemaligen Rieselfelder eine Erholungslandschaft erster Güte.

Doch Woidke musste am Mittwoch auch betonen, dass die Tourismusbranche des Landes eine „klare und weltoffene Haltung“ beweise. Solche Töne gab es vom Ministerpräsidenten in diesem Zusammenhang bislang nicht zu hören – doch die Vorgänge in Burg, wo zwei Lehrer nach Kritik an rechtsradikalen Vorfällen an ihrer Schule zum Verlassen des Ortes gezwungen wurden, bedrücken auch die Praktiker vor Ort.

Wenn in Brandenburg die AfD Kommunalwahlen gewinnt, wäre das verheerend für den Tourismus vor Ort“, sagte der Landrat des Barnim, Daniel Kurth (SPD), der Woidke auf seiner Tour begleitete. Kurth spricht aus eigener Erfahrung: Auch er selbst würde derzeit „nicht zielgerichtet in Sonneberg Urlaub machen“, wo die AfD bekanntlich den ersten Landrat stellt.

Wasser in den süßen Wein der Tourismuserfolge groß am Mittwoch indes auch der tourismuspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Potsdamer Landtag, Frank Bommert. Er erklärte, dass man noch nicht von einer Entwarnung in der Branche sprechen könne.

Diese habe noch immer mit hohen Energiekosten und dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie zum 1. Januar würde das Risiko für Wirte und Hoteliers erhöhen. Dagegen müsse Woidke auf Bundesebene Position beziehen. (mit dpa)

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