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Im achten Spiel für Union ging Leonardo Bonucci erstmals nicht als Verlierer vom Platz.

© REUTERS/CIRO DE LUCA

Der 1. FC Union erlöst sich: „Der Punkt fühlt sich an wie ein Sieg“

Nach dem Ende der langen Niederlagenserie dominiert beim 1. FC Union ein Wort: Endlich! Der überraschende Punktgewinn bei der SSC Neapel ist für Kopf und Tabelle enorm wichtig.

Leonardo Bonucci war ein gefragter Mann. Der Italiener hatte im Stadio Diego Armando Maradona sein bisher bestes Spiel für den 1. FC Union gemacht, doch der Einzelne war an diesem Mittwochabend völlig unbedeutend. Nach zwölf Niederlagen am Stück holten die Berliner überraschend ein 1:1 gegen die SSC Neapel und beendeten ihre scheinbar endlose Negativserie.

„Ciao grande, ciao bello!“, rief Kevin Behrens mit seinem typisch breiten Grinsen durch die Katakomben des altehrwürdigen Stadions, als Bonucci gerade das x-te Interview auf Italienisch gab. Der deutsche Nationalspieler lachte, obwohl er keine Sekunde gespielt hatte, Bonucci lachte und die Journalisten lachten. Was für ein Kontrast zur bleiernen Stille und den bedrückten Gesichtern der vergangenen Wochen.

„Das ist ein Punkt, der sich in unserer Situation anfühlt wie ein Sieg“, sagte Bonucci erleichtert. Das war auch direkt nach Abpfiff deutlich zu erkennen gewesen. Die Spieler auf dem Rasen klatschten sich ab und herzten sich, die Vereinsoffiziellen auf der Tribüne rissen die Arme in die Höhe und die Fans riefen: „Union ist wieder da!“

Urs Fischers Freude äußerte sich dezenter. Der Schweizer Trainer trägt seine Emotionen nicht so offen nach außen, doch auch von ihm schien ein großes Gewicht abgefallen zu sein. „Was soll ich sagen?“, begann Fischer sein Statement auf der anschließenden Pressekonferenz. „Endlich, trifft es ganz gut. Endlich sind wir für eine tolle Leistung belohnt worden.“

Heute war es wieder ein bisschen mehr Union-like.

Unions Kapitän Christopher Trimmel

Der Trainer betonte aber auch, dass das Spielglück im Gegensatz zu den vergangenen Wochen endlich mal wieder auf Berliner Seite war. Napoli war über weite Strecken die überlegene Mannschaft, war deutlich druckvoller als vor zwei Wochen in Berlin und hätte das Spiel schon in der ersten Hälfte entscheiden können.

Doch Union gab sich nicht auf und war endlich mal wieder effizient. Mit der ersten Chance aus dem Spiel glich David Fofana aus, in einer wilden Schlussphase wirkten die Berliner mit ihren Kontern sogar gefährlicher als der Italienische Meister. „Wir waren ein Stück weit konsequenter, haben uns in jeden Ball reingeworfen. Auf dem Platz war noch mehr Energie“, sagte Rani Khedira und Christopher Trimmel fasste es in aller Kürze zusammen: „Heute war es wieder ein bisschen mehr Union-like.“

Das Ende der Niederlagenserie, die seit Ende August lief, hat für die Berliner eine doppelte Bedeutung. Durch den ersten Champions-League-Punkt der Vereinsgeschichte haben sich die Chancen auf ein Überwintern in Europa signifikant verbessert.

Die schon zuvor nur theoretische Hoffnung auf das Achtelfinale im wichtigsten Uefa-Wettbewerb ist jetzt zwar dahin, doch für Platz drei und den Wechsel in die Europa League reicht aller Voraussicht schon ein Sieg in Braga am 29. November. „Wir wollen immer noch unser Ziel erreichen, international zu überwintern“, sagte Trimmel.

Am Sonntag geht es zum Tabellenführer

So schnell kann es gehen im Fußball. An einem Tag spricht man besorgt darüber, dass die Mannschaft den Abstiegskampf annehmen muss, am nächsten schielt man schon wieder optimistisch auf weitere Europapokalnächte. „Was der Punkt wert ist, wird man sehen, aber eine Serie ist zumindest gestrichen“, sagte Fischer. „Gerade mental kann das einiges bewirken.“

Am Mittwoch war den Berlinern die Euphorie und die Erleichterung anzusehen, doch Trimmel warnte umgehend, dass der Fokus schnell auf das nächste Spiel gelegt werden müsse. „Wenn solch eine Serie mal gerissen ist, kann ein Ruck durch die Mannschaft gehen, aber ich bin lange genug im Geschäft und weiß, dass jetzt die härteste Arbeit auf uns wartet“, sagte der Kapitän.

Am Sonntag (15.30 Uhr) geht es im letzten Spiel vor der Länderspielpause zu Tabellenführer Bayer Leverkusen. „Das ist eine Wahnsinnsmannschaft“, sagte Trimmel. „Aber das ist Neapel auch und wir werden da trotzdem mit mehr Selbstvertrauen hinfahren.“

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