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Von hinten nach vorne: Toni Leistner (r.) hält die Abwehr zusammen, Haris Tabakovic erzielt die nötigen Tore.

© IMAGO/Contrast

Die Achse der Guten: Mehr Stabilität in der Zentrale von Hertha BSC

Herthas Trainer Pal Dardai kann inzwischen auf eine zentrale Achse vertrauen, die seiner Mannschaft Halt gibt. Für eine Position muss er sich aber noch etwas einfallen lassen.

Anfang dieser Woche hat Pal Dardai sich einen kleinen Scherz erlaubt. Es ging um den Gesundheitszustand seines Torhüters Tjark Ernst, der wegen einer Magen-Darm-Grippe hatte pausieren müssen und gegen Eintracht Braunschweig von Robert Kwasigroch exzellent vertreten worden war. Man werde künftig beide Namen auf einen Zettel schreiben, erzählte Dardai, der Trainer von Hertha BSC, und dann per Losverfahren ermitteln, wer beim nächsten Spiel im Tor stehe.

Nein, so werden sie es beim Berliner Fußball-Zweitligisten natürlich nicht machen. Tjark Ernst ist die Nummer eins – und wird es auch bleiben. Der Torhüter ist wieder genesen und steht damit für das Auswärtsspiel bei Holstein Kiel an diesem Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky) zur Verfügung.

Ernst, erst durch den Wechsel von Oliver Christensen nach Florenz zum Stammtorhüter aufgestiegen, ist qua Position Teil der zentralen Achse, die sich bei Hertha von ganz hinten nach ganz vorne zieht – und die den Namen in diesem Fall tatsächlich verdient. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so und hat in letzter Konsequenz dazu geführt, dass Hertha im Frühjahr aus der Bundesliga abgestiegen ist.

Die Zusammensetzung des aktuellen Kaders wiederum ist eine direkte Konsequenz dieser Erfahrung. Herthas Sportdirektor Benjamin Weber und sein Adlatus Andreas „Zecke“ Neuendorf haben in diesem Sommer bewusst nach belastbaren Profis gesucht, die der Mannschaft Halt geben. Von daher ist es kein Zufall, dass die Mitglieder der Achse allesamt Neuzugänge sind, abgesehen von Torhüter Ernst, der auch mit seinem Alter – jugendliche 20 Jahre – nicht ganz in die Reihe passt.

Innenverteidiger Toni Leistner, 33, der zentrale defensive Mittelfeldspieler Andreas Bouchalakis, 30, und Mittelstürmer Haris Tabakovic, 29, sind alle um die 30. Und sie stellen, um mal den Jargon eines früheren Trainers von Hertha BSC aufzugreifen, für das Team gerade einen unschätzbaren Mehrwert dar.

Allein auf der Zehnerposition besteht aktuell eine gewisse Vakanz. Marco Richter, der sich in der Vorbereitung in der Rolle des Spielmachers versuchen durfte, der sogar Kapitän war, ist kurz vor Ende der Transferperiode zum Bundesligisten Mainz 05 gewechselt. Und Palko Dardai, für Richter ins Zentrum (oder zumindest auf die offensive Halbposition) gerutscht, fällt mit einem Syndesmosebandriss mehrere Monate aus.

Wie er die Lücke gegen Kiel und auch in den Wochen danach füllen wird, hat Trainer Dardai bisher offengelassen: Smail Prvljak ist ein Kandidat, auch Bence Dardai käme in Frage. Laut seinem Trainer und Vater aber ist er wegen seines jugendlichen Alters keine ernsthafte Option. „Das ist kein Spiel für einen 17-Jährigen“, sagte er. So spricht vieles für Bilal Hussein.

Die Achse der Guten mit Ernst im Tor, mit Leistner, Bouchalakis und Tabakovic davor gibt Anlass zu der Hoffnung, dass Hertha nach dem etwas rumpeligen Saisonstart mit drei Niederlagen immer mehr zu sich findet. Vor allem ist es nach Jahren des Größenwahns ein gutes Zeichen, dass die Führungsspieler nicht wegen ihres Namens verpflichtet worden sind, sondern weil sie in das gesuchte Profil für ihre jeweilige Position passen. „Wir haben auf jeder Position Typen, die kicken können“, sagt Dardai.

Tabakovic ist der Stoßstürmer, der seiner Mannschaft unter normalen Umständen eine erkleckliche Zahl an Toren garantiert. Sieben sind es aktuell, nach fünf Einsätzen. Kein Spieler der Zweiten Liga kommt auf mehr. „Er ist ein Vollprofi“, sagt Trainer Dardai über den Angreifer. Morgens, weit vor dem Beginn des Trainings, steht der Schweizer bereits im Kraftraum, und auch nach der Einheit absolviert er noch sein individuelles Programm.

Dass weder Leistner noch Bouchalakis die Schnellsten sind, fällt nicht weiter ins Gewicht. Weil sie andere Qualitäten einbringen, von denen die Mannschaft profitiert. Und weil ihre Tempodefizite von den flinken Kollegen um sie herum kompensiert werden.

„Toni würde nie bei Hertha BSC spielen, wenn er die 30 Meter unter vier Sekunden laufen würde“, sagt Dardai über den Innenverteidiger, den er nach dem Weggang von Marco Richter gleich zum Kapitän ernannt hat. Und Bouchalakis, immerhin aktueller griechischer Nationalspieler, „kann kicken“, erklärt Herthas Trainer. „Er hat Ruhe am Ball und versteckt sich nicht.“

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