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In Berlin gab es am Samstag Protest vor der russischen Botschaft (Archivbild).

© imago images/A. Friedrichs

Protestierende über die Paralympics: „Die Zeichen müssen stark sein. Olympia steht für Frieden“

Bei einer Demonstration vor der russischen Botschaft in Berlin sind auch die Paralympics Thema. Es gibt Zuspruch für die Sportler – und Kritik an der Durchführung.

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine überschattet gerade alles – und so auch die paralympischen Spiele in Peking. Die internationale Aufmerksamkeit ist längst nicht so groß, wie es sich Athletinnen und Athleten gewünscht hätten. Und doch: Sportler:innen, Betreuer:innen und Organisator:innen sind sich der Strahlkraft der Spiele bewusst. Schon die ersten Tage der Spiele waren mit deutlichen Zeichen gegen den Krieg und für Völkerverständigung gespickt – im Sinne der paralympischen Idee.

Die Ankunft der ukrainischen Sportler:innen bei der Eröffnungsfeier im ‚Vogelnest‘ genannten Olympiastadion von Peking war in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Moment – und verdeutlichte das Spannungsfeld, in dem die Spiele stattfinden. Während die Zeremonie vonseiten der chinesischen Organisator:innen ohne besondere Zeichen auskam, erhob sich der Präsident des Internationalen Olympischen Komittees, Andrew Parsons, demonstrativ. In seiner Eröffnungsrede zeigte er sich entsetzt über das, was in der Welt zurzeit geschehe. Im 21. Jahrhundert sei Platz für Dialog und Diplomatie, nicht für Krieg und Hass, betonte er. Am Ende schrie er seinen Wunsch in die Welt: Peace. Frieden. An manchen Orten kam diese Botschaft nicht an. Das chinesische Staatsfernsehen zensierte Parsons Rede.

Auch sportlich stehen die Spiele unter dem Eindruck des Krieges. Kurz vor der Eröffnung wurde bekannt, dass das IPC russische und belarussische Athlet:innen vom Wettbewerb ausschloss. Das Komitee korrigierte damit auf Druck vieler nationaler Verbände die Entscheidung, die es erst wenige Tage zuvor getroffen hatte. Demnach war geplant, die russischen und belarussischen Sportler:innen unter neutraler Flagge zu den Spielen zuzulassen. „Da waren wir wirklich entsetzt“, sagte Friedhelm Julius Beucher.

Die Kritik richtete sich gegen Russland und Gastgeber China

In Deutschland traf die Kurskorrektur des IPC auf große Zustimmung. Am Samstagmorgen demonstrierten knapp zwei Dutzend Menschen vor der russischen Botschaft in Berlin gegen den Einmarsch in die Ukraine. Eine klare Meinung hatten die Protestierenden auch zum Start der Paralympics in Peking.

„Es macht einen nachdenklich, dass die olympische Idee, die ja für Frieden und Völkerverständigung steht, gerade in diese Zeit fällt“, sagte ein Demonstrant. Verständnis gab es auch für den Ausschluss russischer und belarussischer Athlet:innen. „Es geht jetzt nicht anders“, sagte eine Demo-Teilnehmerin, auch wenn die Entscheidung für die Sportler:innen hart sei. Aber: „Die Zeichen müssen stark sein. Olympia steht für Frieden.“

Die Kritik der Protestierende richtete sich aber nicht nur gegen den russischen Aggressor, sondern auch gegen den Gastgeber China. Bei einer Abstimmung der Vereinten Nationen zur Verurteilung des Krieges hatte sich das Land in der vergangenen Woche enthalten. Eine Demonstrantin übte Kritik an den Spielen „in einem diktatorischen Staat“. Der Ausschluss der Sportler:innen sei nur konsequent. In Zeiten des Krieges gebe es keine Normalität.

Einen generellen sportlichen Boykott lehnte die Demonstrantin ab. Im Gegenteil: Sie wies den Athlet:innen sogar eine gesellschaftliche Verantwortung zu: „Für mich ist es wichtig, dass die Sportler an Veranstaltungen teilnehmen“, sagte sie. „Aber weder Sport, noch irgendein anderer gesellschaftlicher Bereich, kann meinen, das gehe uns gar nichts an. Doch, das geht uns alle an!“

Die Paralympics können für eindrucksvolle Zeichen sorgen. Wenn sie denn durchkommen.

Lennart Glaser

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