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Verdiente Ovation. Berlins Alexandre Grenier (l.) und Marcel Noebels klatschen mit Teamkollegen ab.

© dpa/Andreas Gora

Eisbären in voller Fahrt: Ein Endspurt mit Unbekannten

Die Berliner wundern sich weniger über ihre gute Form als über ihre schwächelnde Konkurrenz im Kampf um einen Platz für die Play-offs.

Marcel Noebels lächelte, als er nach dem 5:1-Erfolg seines Teams gegen den ERC Ingolstadt auf die unglaubliche Stimmung in der Berliner Arena angesprochen wurde. Als Tabellendreizehnter von 13.000 Zuschauenden so angefeuert zu werden, das ist in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) keine Selbstverständlichkeit. Der Angreifer der Eisbären sagte: „Am Freitag bei unserem Spiel in Mannheim sind die Fans beim Spiel rausgegangen und die sind Dritter. Wir stehen auf Platz 13 und die Fans stehen immer noch hinter uns.“

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Vor gut zwei Monaten, nach einer 2:4-Heimniederlage gegen Schwenningen zum Beispiel, verhielt sich das mit der guten Stimmung in der Mercedes-Benz-Arena auch schon mal anders. Da gab es Pfiffe von den Rängen. Die Stimmung dort und hier ist dem Moment geschuldet. Während die Adler kurz vor den Play-offs völlig außer Tritt geraten sind und in Mannheim viele auf die Demission von Trainer Bill Stewart warten, haben die Eisbären dank ansteigender Formkurve zum Ende der Hauptrunde doch wieder eine Chance, sich in die Endrunde zu schummeln.

Monatelang lief beim Meister wenig zusammen

Sicher ist das erstaunlich in einer Saison, in der beim Meister monatelang wenig zusammenlief. Nun aber, drei Spieltage vor Ende der Hauptrunde, sind es nur noch drei Punkte auf Rang zehn, der die Teilnahme an der ersten Play-off-Runde (formerly known as „Pre-play-offs“) bedeuten würde. Klar, dass da das Euphoriebarometer ausschlägt. So ist das halt im Leben, der letzte Eindruck zählt. Diejenigen, die im Büro morgens zuerst ankommen, die hinterlassen ja auch weniger mehr Eindruck bei vielen Cheffinnen und Chefs, als diejenigen, die zuletzt das Büro verlassen.  

Auf die Eisbären übertragen heißt es: Wenn sie jetzt doch noch in die Play-offs kommen, ja am Ende sogar Meister werden (gab es ja schon mal, Ingolstadt im Jahr 2014), dann war es im Nachhinein eine Supersaison. Wobei davon sind sie, bei aller Liebe, noch weit entfernt. Erst einmal heißt es, am Dienstag bei den formschwachen Fischtown Pinguins in Bremerhaven (19.30 Uhr, Magentasport) zu gewinnen und gleichzeitig drauf zu hoffen, dass die Kölner Haie beim Tabellenzehnten Frankfurt Lions siegen. 

Ich bin mit meinen Aussagen vorsichtiger geworden. Jedes Mal, wenn ich gesagt habe jetzt sind wir auf einem guten Weg, dann ging es in die andere Richtung.

Marcel Noebels nach dem 5:1-Sieg gegen Ingolstadt

Was die Berliner angeht, sollten sie in Bremerhaven eine gute Chance habe. Denn es funktioniert momentan erstaunlich viel im Berliner Spiel, wie sich am Sonntagabend in der Arena beobachten ließ. Es fängt hinten an, bei Tobias Ancicka. Zu Saisonbeginn oft geschurigelt, entwickelt sich der junge Mann zu einem immer besseren Torwart. Er gewann das Spiel am Sonntag auch gegen sein Gegenüber Kevin Reich, der im Tor der Ingolstädter keinen großen Tag erwischt hatte.

Bei den Berlinern sind auch in der Offensive nun hinter Topscorer Marcel Noebels, der gegen Ingolstadt mit einem verwandelten Penalty glänzte (auch das kann er ja), viele in Schwung gekommen. Der Umstand, dass es fünf verschiedene Torschützen im Spiel gegen die Oberbayern gab, belegt es.

Marcel Noebels sagt: „Wir spielen besser als in der Vergangenheit. Aber ich bin mit meinen Aussagen vorsichtiger geworden. Jedes Mal, wenn ich gesagt habe, jetzt sind wir auf einem guten Weg, dann ging es in die andere Richtung.“ Die Gefahr eines Richtungswechels ist wohl nicht mehr so groß, die Eisbären sind rechtzeitig in eine starke Phase gekommen, während die Teams aus Iserlohn und Schwenningen eher so wirken, als seien sie reif für das baldige Saisonende. „Das verwundert schon, wie da einige jetzt Federn lassen“, sagt Noebels.

Aber Vorsicht: Am 5. März kann mit Ende der Hauptrunde auch für die Berliner alles vorbei sein, das Restprogramm von Hauptkonkurrent Frankfurt erscheint nicht so anspruchsvoll – abgesehen vom Duell am Dienstag gegen Köln. Es ist für die Berliner ein Endspurt mit vielen Unbekannten. Das Absurde daran: Gewinnen die Eisbären in Bremerhaven und Köln in Frankfurt, dann wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Eisbären und Haie sich in der ersten Play-off-Runde treffen. Aber vermutlich kommt es doch wieder ganz anders. Es würde passen zu dieser Saison der Eisbären.

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