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Mesut Özil posiert auf Instagram.

© alperaksac7/Instagram

Update

Ex-DFB-Spieler auf Instagram: Mesut Özil zeigt Tattoo mit Symbol der rechtsextremen „Grauen Wölfe“

In der Türkei werden Rechtsextreme meist als Graue Wölfe bezeichnet. Auch in Deutschland ist die Bewegung stark. Was über die türkischen Faschisten bekannt ist.

Mesut Özil zeigt sich offenbar als Sympathisant türkischer Rechtsextremisten. Lachend präsentiert der frühere Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft eine Tätowierung mit Symbolen türkischer Faschisten. Im Online-Dienst Twitter kursiert das Bild, zuvor hatte es Özils Fitness-Trainer auf seinem Instagram-Kanal hochgeladen.

Auf Özils Oberkörper-Tattoo ist klar das Symbol der Grauen Wölfen zu sehen – einer militanten Bewegung rassistischer, antisemitischer Nationalisten in der Türkei: der heulende Wolf und die drei islamischen Halbmonde.

Das Symbol steht für ein breites Spektrum rechtsextremer Vereine, Parteien und mafiöser Netzwerke in der Türkei, aber auch turksprachigen Regionen der Nachbarstaaten und der Exilgemeinde. Die Bezeichnung „Graue Wölfe“ wird vielfach als Sammelbegriff für antisemitische, homophobe, kurden-, armenier- und griechenfeindliche Rechtsextreme in der Türkei verwendet.

Ihre Anhänger seien in der Türkei, berichten Exilanten und deutsche Sicherheitsexperten, insbesondere in Polizei und Armee vertreten. Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar steht der rechtsextremen, ultranationalistischen MHP nah. Die Partei unterstützt die islamische AKP von Staatschef Recep Tayyip Erdogan und gilt als parlamentarischer Arm der Wölfe-Bewegung.

Aus der türkischen Gemeinde in Deutschland erreichten den Tagesspiegel diverse Reaktionen auf das Özil-Foto. Unter anderem hieß es, der heulende Wolf sei schlicht als Symbol in der türkischen Mythologie zu werten – und nicht per se als rechtsextremes Bekenntnis. Ex-Fußballstar Özil gab sich in den letzten Jahren als Unterstützer Erdogans zu erkennen.

Viele Graue Wölfe fordern ein Großreich turksprachiger Völker, das weit über die heutige Türkei herausreichen soll. Zahlreiche Morde in der Türkei, aber auch in Syrien werden Grauen Wölfen zugerechnet.

11.000 türkische Rechtsextreme in Deutschland

Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet den Grauen Wölfen in Deutschland insbesondere die ADÜTDF („Almanya Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu“ – „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland“) zu. Der größte Dachverband türkischer Rechtsextremer hat circa 7000 Mitglieder, die sich auf 170 lokale Vereine aufteilen. Türkische Faschisten sind deutschen Sicherheitsexperten zufolge auch in den Verbänden ATIB und ANF organisiert, die zusammen fast 2500 Männer und Frauen umfassen.

Insgesamt zählt der Verfassungsschutz hierzulande 11.000 türkische Rechtsextreme. Von denen gehörten die meisten den erwähnten „gesetzeskonformen“ Vereinen an. Dazu kämen Heranwachsende, die meist nur anlassbezogen auftreten, beispielsweise bei Demonstrationen gegen die kurdische Autonomiebewegung. In dieser „freien türkisch-rechtsextremistischen Szene“ verzeichne man eine „höhere Gewaltbereitschaft“ sowie eine „Affinität zu Waffen“, teilt der Verfassungsschutz 2020 mit.

Vor Wahlen in der Türkei, wenn auch in Deutschland um Stimmen geworben wird, kam es in deutschen Städten wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Grauen Wölfen und türkischen sowie kurdischen Linken. Auch im Zuge der Debatte um die Armenien-Resolution des Bundestag 2016 traten türkische Rechtsextreme hierzulande martialisch auf.

In Deutschland hatten insbesondere Kurden und Armenier, aber auch deutsche Politiker ein Verbot der genannten Vereine gefordert. Frankreichs Regierung verbot Verbände, die den Grauen Wölfen zugerechnet werden, im Jahr 2020: Zuvor fielen türkische Rechtsextreme durch Angriffe auf Franzosen armenischer Herkunft auf, deren Vorfahren nach dem Völkermord 1915 nach Frankreich geflohen waren.

Die österreichische Regierung verbot 2019 die Symbole der Grauen Wölfe, also den mit zwei gespreizten Fingern gezeigten Wolfsgruß und die drei Halbmonde.

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