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Harry Kane traf zwar erneut, den Bayern reichte aber nicht einmal eine 2:0-Führung beim Aufsteiger.

© dpa/Tom Weller

Update

Tuchel-Entlassung „definitiv nicht der Weg“: FC Bayern unterliegt 2:3 bei Aufsteiger Heidenheim

Der FC Bayern lässt sich eine 2:0-Führung vom Aufsteiger noch nehmen. Danach beeilen sich die Münchner, Thomas Tuchel eine Jobgarantie für das Arsenal-Spiel auszusprechen.

Von Christoph Lother, dpa

Nach der 2:3-Niederlage beim 1. FC Heidenheim und einer weiteren enttäuschenden Vorstellung der Bayern-Profis wählten die Verantwortlichen der Münchner noch am Samstag deutliche Worte in Richtung des im Sommer scheidenden Trainers. Darauf angesprochen, ob Thomas Tuchel womöglich noch vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Arsenal ausgetauscht werden könnte, erklärte Sportvorstand Max Eberl bei Sky: „Nein, den Gedanken hatte ich nicht.“

Eine Begründung für die Jobgarantie lieferte Eberl gleich mit: „Das ist definitiv nicht der Weg. Bayern hat schon den Trainer entlassen, trotzdem steht man da, wo man steht. Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem.“ Dass das Festhalten an Tuchel jedoch auch bis Saisonende gilt, wollte Eberl nicht bestätigen. „Wir müssen schon gucken, dass wir die Champions League erreichen“, sagte der 50-Jährige: „Aber für mich ist völlig klar, dass er am nächsten Dienstag auf der Bank sitzt und am Samstag gegen Köln auf der Bank sitzt.“ 

Zuvor hatten sich die schwer kriselnden Bayern in Heidenheim gewaltig blamiert. Die Münchner gaben beim Aufsteiger eine 2:0-Führung aus der Hand und verloren noch 2:3 (2:0). Der Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga wuchs auf 16 Punkte, die Meisterschaft könnte schon kommendes Wochenende entschieden sein. „Es fällt schwer, über einen positiven Impuls zu sprechen. Wir haben noch zwei Tage Zeit“, sagte der sichtlich wütende Tuchel mit Blick auf das Spiel in London am kommenden Dienstag.

Harry Kane (38.) und Serge Gnabry (45.) brachten den Favoriten in Führung, Kevin Sessa (50.) und Doppeltorschütze Tim Kleindienst (51./79.) drehten die Partie vor 15.000 Zuschauern zugunsten der Gastgeber und sorgten so für die Sensation.

Das ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss zu haben.

Heidenheims Trainer Frank Schmidt, der sich beim Jubel über das 3:2 seiner Mannschaft verletzte.

„Jeder in der Halbzeit hat gedacht, das Spiel ist vorbei. Und das habe ich genutzt, um die Mannschaft noch mal anzuzünden, und es hat funktioniert“, sagte Heidenheim-Trainer Frank Schmidt, der sich beim Siegtor von Kleindienst verletzte. „Ich bin ja leider schon links gehandicapt. Dann bin ich weggerutscht und es ist hinten rechts reingefahren. Aber das ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder einen Muskelfaserriss, glaube ich, zu haben“, sagte Schmidt bei Sky lachend.

Vor dem Spiel hatten sich die Heidenheimer darüber gefreut, dass ein Bundesliga-Duell mit dem großen FC Bayern überhaupt in der eigenen Arena stattfindet. „Heute alles wagen – die Bayern schlagen“ stand passend dazu auf einem großen Banner vor dem Heidenheimer Fanblock. Doch die Münchner ließen sich zunächst nicht beeindrucken. Sie spielten konzentriert und hatten, auch wenn sie dabei weitgehend harmlos blieben, in der ersten halben Stunde alles im Griff.

700
Pflichtspiele hat Thomas Müller jetzt für den FC Bayern absolviert.

Der Ball lief durch die Reihen der Gäste, der Außenseiter überwiegend hinterher. Eroberten die Heidenheimer die Kugel mal, verloren sie diese schnell auch wieder. Die Führung der Bayern durch Kane war daher verdient. Über Thomas Müller, der sein 700. Pflichtspiel für die Münchner bestritt und den angeschlagenen Nationaltorhüter Manuel Neuer erneut als Kapitän vertrat, sowie Gnabry landete der Ball beim englischen Stürmerstar. Der traf aus halbrechter Position ins linke untere Eck – es war bereits sein 32. Liga-Tor in der laufenden Saison.

Kurz vor der Pause erhöhte Gnabry nach einer schönen Flanke von Alphonso Davies per Kopf auf 2:0. Der 28-Jährige, der wegen einer Muskelverletzung lange ausgefallen war und um seinen Platz im deutschen Kader für die Heim-EM kämpfen muss, spielte das erste Mal seit fast fünf Monaten wieder von Beginn an. Er vertrat den angeschlagenen Leroy Sané. Nach seinen Joker-Toren bei den Siegen gegen Mainz (8:1) und Darmstadt (5:2) holte sich Gnabry weiteres Selbstvertrauen für das Duell mit Ex-Club Arsenal.

Nach der Pause lässt sich die Bayern-Abwehr mehrfach überrumpeln

Zur Pause deutete viel auf einen souveränen Bayern-Sieg hin. Schiedsrichter Robert Schröder musste wegen gesundheitlicher Probleme raus und wurde durch den vierten Offiziellen Patrick Alt ersetzt – dann ging es mit leichter Verzögerung weiter.

Und die Münchner Abwehr, in der Dayot Upamecano und Minjae Kim anstelle von Matthijs de Ligt und Eric Dier verteidigten, wurde direkt zweimal überrumpelt. Sessa und Torjäger Kleindienst trafen infolge langer Bälle gegen den machtlosen Neuer-Vertreter Sven Ulreich im Bayern-Gehäuse. Der Heidenheimer Doppelpack verwandelte die kleine Arena kurzzeitig in ein Tollhaus. Auf der Gegenseite hätte Kane für die schnelle Antwort sorgen können, scheiterte per Flachschuss aber an Keeper Kevin Müller (56.).

Plötzlich war es das wilde Spiel, das die Münchner unbedingt hatten verhindern wollen. Bayern-Trainer Tuchel sah Gelb wegen Meckerns (60.), der eingewechselte Münchner Mathys Tel (68.) und Heidenheims Sessa (73.) vergaben gute Chancen. Elf Minuten vor dem Ende traf Kleindienst erneut, die Bayern-Abwehr sah ein weiteres Mal nicht gut aus. „Es ist extrem sorglos und in den Zweikämpfen zu schwach individuell“, sagte Tuchel. Als kurze Zeit später der Abpfiff ertönte, war er endgültig bedient.

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