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Iker Casillas hat seine Fußballerkarriere vor zwei Jahren beendet.

© AFP/FRANCK FIFE

Iker Casillas’ seltsames Fake-Coming-Out: An Respektlosigkeit kaum zu übertreffen

Es gibt für Profifußballer viele Wege, die eigene Reichweite zu nutzen. Aus dem schweren Schritt zum Coming Out einen Witz zu machen, ist der schlechteste.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Als Profifußballer gibt es viele Möglichkeiten, seine Reichweite zu nutzen und der häufig zitierten Vorbildfunktion gerecht zu werden.

Beispielsweise könnte man die WM kritisieren, die in wenigen Wochen beginnt und in einem Land stattfindet, in dem queere Personen kriminalisiert werden, Frauen strukturell benachteiligt sind und tausende Arbeitsmigranten für den Bau der Fußballstadien sterben mussten.

Die spanische Torwartlegende Iker Casillas hat sich offenbar für einen anderen Weg entschieden, um nach dem Karriereende noch ein paar Likes abzugreifen. Er macht wohl lieber Witze auf Kosten queerer Menschen.

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Am Sonntagnachmittag twitterte Casillas, der bis 2015 für Real Madrid aktiv und lange Nationaltorhüter war: „Ich hoffe, dass ihr mich respektiert. Ich bin schwul.“ Es dauerte keine halbe Stunde, schon ging der Tweet viral, wurde tausendfach geteilt und kommentiert. Viele gratulierten ihm, sprachen Unterstützung zu, es gab aber auch etliche homofeindliche Äußerungen.

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Besonders überraschte der Kommentar seines früheren Nationalmannschaftskollegen Carles Puyol, der schrieb: „Es ist Zeit, unsere Geschichte zu erzählen, Iker“ und dazu ein Herz und einen Kuss-Emoji postete. Normalerweise wäre dieser Tweet ein kleiner Meilenstein. Bisher hat kein aktiver Profifußballer in Europa öffentlich gemacht, schwul zu sein. 

Das Irritierende: In den vergangenen Wochen wurde immer wieder öffentlich diskutiert, wen Casillas aktuell date, nachdem er und seine Ex-Frau Sara Carbonero sich im Jahr 2021 getrennt hatten, aber dieses Mal hielten die spanischen Medien sich zurück.

Deshalb gab es am Sonntagnachmittag auch Stimmen, die mutmaßten, dass Casillas nur einen miesen Witz machen könnte. Die spanische Zeitung „AS“ spekulierte, er wolle damit auf die Affären-Gerüchte reagieren.  

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Der australische Fußballer Josh Cavallo, der im vergangenen Jahr als erster aktiver Erstligaprofi öffentlich gemacht hatte, schwul zu sein, verlieh seiner Enttäuschung auf Twitter Ausdruck: „Zu sehen wie meine Vorbilder und Legenden sich über das Coming out und meine Community lustig machen, ist mehr als respektlos.“

Nachdem Casillas über mehrere Stunden keinerlei Stellung bezogen hatte, löschte er den Post schließlich und behauptete, sein Konto sei gehacked worden. Er entschuldigte sich insbesondere bei der queeren Community. Dass Casillas tatsächlich gehackt wurde, erscheint unglaubwürdig. Plausibler ist hingegen, dass er den Tweet selbst absetzte, dann zunehmend Kritik kassierte und Schadensbegrenzung betreiben wollte.

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Und Puyol? Wurde der auch gehackt? Dass das wohl ein bisschen zu auffällig wäre, schien er selbst einzusehen und entschuldigte sich später auf Twitter für den „Scherz ohne böse Absicht“. Sein ganzer Respekt und seine Unterstützung gelte der LGBTIQ*-Community. Der spanische Ex-BVB-Profi Marc Bartra, der zuvor geschrieben hatte „Es wurde auch Zeit, mein Freund“ hielt sich mit derartigen Erklärungsversuchen zurück.

Für queere Menschen, die im Profisport nach Vorbildern suchen, oder bereits öffentlich gemacht haben, queer zu sein, ist Casillas vermeintlicher Witz an Respektlosigkeit kaum zu übertreffen. Völlig zurecht spricht Cavallo von einer „schweren Reise“, die queere Personen im Profisport durchmachen müssen. Das verdeutlichen nicht zuletzt die homofeindlichen Äußerungen unter den „Coming outs“ von Casillas und Puyol. Wenn man also schon selbst kein Vorbild sein will, sollte man wenigstens den Raum für andere lassen. Es gibt nämlich genug, das hat Josh Cavallo bewiesen.

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