zum Hauptinhalt
Im Anflug? Marius Gersbeck könnte in der kommenden Woche in Herthas Kader zurückkehren.

© IMAGO/Nordphoto

Kehrt der Torhüter von Hertha BSC zurück?: Entscheidung über Marius Gersbeck steht kurz bevor

Anfang der neuen Woche will Hertha BSC verkünden, ob Torhüter Gersbeck in den Profikader zurückkehren darf. Es spricht einiges dafür, dass er eine zweite Chance erhält.

Tjark Ernst spielte mit dem Feuer. Der junge Torhüter von Hertha BSC ging im eigenen Strafraum ins Dribbling mit einem Spieler des FC St. Pauli. Er verlor den Ball kurz vor der Torauslinie, hatte aber Glück, dass die Gäste aus Hamburg seine Vorlage nicht für sich zu nutzen wussten.

Ernst ist 20 Jahre alt und erst seit wenigen Wochen die Nummer eins des Berliner Fußball-Zweitligisten. Aber trotz seines vergleichsweise jungen Alters strahlt der Torhüter insgesamt eine große Souveränität aus. Größere Fehler sind ihm bisher nicht unterlaufen, und auch der Fauxpas am Samstagabend bei der 1:2-Niederlage gegen den neuen Tabellenführer St. Pauli hatte am Ende keine schlimmeren Folgen.

Und selbst wenn: Dass junge Torhüter Fehler machen, ist nicht ungewöhnlich. Das weiß auch Herthas Trainer Pal Dardai, der Ernst großes Vertrauen entgegenbringt. „Ich sehe das klar so, dass ich die Nummer eins bin“, sagte der 20-Jährige nach dem Spiel gegen St. Pauli. „Das wurde auch schon von Pal Dardai so kommuniziert. Deswegen gehe ich auch davon aus, dass ich sie bleibe.“

Ungeachtet dessen, was in der kommenden Woche passieren könnte.

Das ist ein ganz schmaler Grat. Es gibt kein Richtig oder Falsch.

Tom Herrich, Geschäftsführer von Hertha BSC

Denn obwohl die Transferperiode bereits vor einem Monat zu Ende gegangen ist, könnte Hertha in den nächsten Tagen noch einmal Zuwachs für das Torhüterteam bekommen. Wenn man alle Zeichen richtig deutet, steht Marius Gersbeck unmittelbar vor einer Rückkehr in den Kader der Berliner.

Am vergangenen Donnerstag hat sich der 28-Jährige in Salzburg vor Gericht für einen Vorfall verantworten müssen, der sich im Juli zugetragen hat. Dass Gersbeck während Herthas Trainingslager in Zell am See einen 22 Jahre alten Österreicher verprügelt und dabei schwer verletzt hat, daran hatte das Gericht keinen Zweifel. Dass Herthas Torhüter trotzdem eine mögliche Freiheitsstrafe erspart geblieben ist, hat er einer Besonderheit des österreichischen Rechtssystems zu verdanken.

Im Zuge einer sogenannten Diversion hat Gersbeck 40.000 Euro an den österreichischen Staat gezahlt. Dafür endete das Verfahren ohne Verurteilung, aber auch ohne Freispruch. Vorbestraft ist Gersbeck allerdings ebenfalls nicht.

Der Ausgang des Prozesses wurde auch bei Hertha BSC mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Geschäftsführer Tom Herrich ließ sich in einer Mitteilung des Vereins sogar mit dem Satz zitieren: „Das Gericht hat die Schuld offenbar als nur gering angesehen.“ Diese Deutung ist nicht nur arg optimistisch; sie ist auch ein Indiz dafür, wie Hertha in der Personalie weiter vorzugehen gedenkt.

Im Torhüterteam fehlt Erfahrung

Im Interview mit Sky vor dem Spiel gegen St. Pauli kündigte Herrich für die nächsten Tage eine Entscheidung in der Personalie Gersbeck an: „Wir werden jetzt am Wochenende mit den Gremien besprechen, wie wir damit umgehen. Noch haben wir keine Entscheidung getroffen.“

Während vor allem Präsident Kay Bernstein dafür plädiert, Gersbeck eine zweite Chance zu geben, sollen aus dem Aufsichtsrat eher skeptische Stimmen zu vernehmen gewesen sein – auch nach dem glimpflichen Ausgang des Prozesses noch. Herrich berichtete jedenfalls von unterschiedlichen Meinungen innerhalb des Vereins. „Das ist ein ganz schmaler Grat“, sagte er. „Es gibt kein Richtig oder Falsch.“

Gersbeck war erst im Sommer für eine Ablöse von 300.000 Euro vom Karlsruher SC zu seinem Heimatverein Hertha BSC zurückgekehrt. Er sollte mit seiner Erfahrung eine Komponente ins Team einbringen, die bis dahin gefehlt hatte. Und die auch jetzt noch fehlt.

Nach Gersbecks Suspendierung und dem Wechsel von Oliver Christensen, 24, zum AC Florenz besteht Herthas Torhüterteam derzeit aus einem 18-Jährigen (Tim Goller), einem 19-Jährigen (Robert Kwasigroch) und einem 20-Jährigen (Tjark Ernst).

„Rein sportlich weiß jeder, was er kann“, sagt Herthas Kapitän Toni Leistner über Marius Gersbeck. Aber wie es mit ihm weitergehe, das wisse in der Mannschaft niemand. „Das ist eine Entscheidung von den obersten Bossen. Da werden wir natürlich nicht mit einbezogen“, sagte Leistner. „Wir lassen uns überraschen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false