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Floorball BB United ist das erste Berlin-Brandenburger Team in der Frauen-Bundesliga. Zusammengestellt ist das Team aus Spielerinnen aus neun Vereinen.

© David Strippel, FloorballBB UNITED

Mit Plastikschlägern und Lochball: Berliner Floorballerinnen mischen in der Bundesliga mit

Anstelle eines Pucks spielt man beim Floorball mit einem kleinen löchrigen Kunststoffball. Als erstes Berlin-Brandenburger Team steht Floorball BB United in der Frauen-Bundesliga. Hier wird jede Gelegenheit genutzt, um den Sport populärer zu machen.

Auf den ersten Blick wirkt das Spiel am Sonnabendnachmittag wie ein ganz gewöhnliches Hallenhockey-Spiel. Erst beim genaueren Blick aufs Spielfeld fällt auf: Hier wird mit einer Kunststoffversion des Schlägers und Balles gespielt. Mit dem laut-klappernden Geräusch der Plastikkellen feuern die Frauen ihre Mitspielerinnen von der Bande aus an, dynamisch jagen diese den kleinen weißen Ball mit Löchern übers Feld.

Der Sport, der an diesem Tag in der Halle der Grundschule am Hohen Feld gespielt wird, hebt sich klar vom Feld- und Eishockey ab. Bei der speziellen Hockeyvariante handelt es sich um Floorball, oft auch unter dem Namen Unihockey bekannt. Im Berliner Ortsteil Karow, im Norden Pankows, trafen zwei Teams der 1. Frauen-Bundesliga aufeinander. Floorball BB United spielte gegen den Tabellennachbarn Dragons Bonn.

Doch bereits vor Spielbeginn durften sich die jüngeren Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren an den Kunststoffschlägern ausprobieren, beim „Floorball Girls Day Berlin 2024“ – einem der Projekte zur Förderung des Floorballs und Frauensports in der Stadt. Im Slalomlauf, Parcours und bei Technikübungen wurden die Teilnehmerinnen mit der Hockeyvariante bekannt gemacht, von der viele nicht einmal wissen, dass sie eine eigenständige Sportart ist.

Das erste weibliche Bundesliga-Team in Berlin und Brandenburg

Aus derselben Intention, den Frauen-Floorball zu fördern, entstand vor knapp zwei Jahren das erste weibliche Berlin-Brandenburger Bundesliga-Team – Floorball BB United. 2021 fiel Andreas Hübsch, dem damaligen Teammanager der Nationalmannschaft, in Sichtungslehrgängen auf: In Berlin und Brandenburg mangelt es an Perspektiven für den Frauen-Floorball. „Bei den meisten Vereinen hörte es ab der U15 auf. Das wollten wir ändern“, sagt er. Mit „wir“ meint Hübsch sich und seinen Kollegen Niklas Wangnet, Cheftrainer bei BB United, mit dem er 2022 das Frauenprojekt ins Leben rief.

Floorball BB United – mit Platz sechs in der Tabelle konnte sich das Team für die Play-offs qualifizieren.

© David Strippel, FloorballBB UNITED

Nach kurzer Zeit meldeten sich 16 Frauen aus neun verschiedenen Vereinen, die den Sport auf Profiniveau betreiben wollten. „Alle von ihnen wollten in die Bundesliga. Da es sich bei der Floorball-Bundesliga um eine Meldeliga handelt, musste sich das Team nicht extra qualifizieren“, sagt Hübsch. „2022 war ein Abenteuer für uns, wir haben erst einmal geschaut, wo die Reise hingeht.“

BB United musste viele Niederlagen einstecken, jedoch trainierten die Frauen zu diesem Zeitpunkt auch noch in ihren Heimatvereinen und kaum als Team. Als Tabellensiebter verpassten die Spielerinnen die Play-offs knapp.

Es gibt viel Nachwuchs, jetzt müssen wir nur lernen, diesen auch zu fördern. Der Sport kränkelt an seiner Unbekanntheit.

Andreas Hübsch, Teammanager bei Floorball BB United

„Jetzt sind wir leistungstechnisch auf einem deutlich höheren Niveau und hatten einen starken Saisonstart“, sagt United-Teammanager Hübsch. Potenzial sieht er vor allem im Nachwuchs. „Der Sport wächst immer mehr, auch in Deutschland. Das sieht und spürt man auch bei Veranstaltungen wie dem Girls Day“, sagt er, „es gibt viel Nachwuchs, jetzt müssen wir nur lernen, diesen auch zu fördern. Der Sport kränkelt an seiner Unbekanntheit.“ Und das, obwohl Floorball besonders häufig als Sport in der Schule angeboten wird.

Die Einstiegshürde ist niedriger als bei anderen Sportarten

Auch Joana Rietdorf, eine der Spielerinnen bei BB United, lernte den Sport in der Schule kennen. „Die Einstiegshürde ist deutlich niedriger als bei anderen Sportarten. Man muss nicht erst Eislaufen lernen und die Verletzungsgefahr ist geringer als beim Eishockey“, findet die 26-jährige. Es gilt: Der Ball muss unter Kniehöhe gespielt werden, hohe Stöcke werden bestraft und harter Körperkontakt abgepfiffen.

Trotz der zentralen Unterschiede ähnelt eine Floorball-Partie in vielerlei Hinsicht Eishockey. Gespielt wird ebenfalls in drei Dritteln mit jeweils 20 Minuten, hinter den Toren geht es weiter, was den Spielverlauf dynamischer macht. Außerdem wird das Spielfeld durch eine 50 Zentimeter hohe Bande eingegrenzt.

Die Ähnlichkeiten zum Eishockey sind kein Zufall. Entgegen vieler Erwartungen stammt der Sport nicht etwa aus Finnland, Schweden oder der Schweiz, wo der Teamsport heute am verbreitetsten ist, sondern aus Amerika. „Dort suchte man nach einer Sommer-Spielmöglichkeit des Eishockeys“, erklärt Martin Paff, Abteilungsleiter des Floorballs bei den Karower Dachsen, welche den Spieltag am Sonnabend veranstaltet haben. Etabliert hat sich der Sport dann vor allem über Schulen und Universitäten.

Trotz der Niederlage gegen den Tabellennachbarn aus Bonn (2:10) hat das Berlin-Brandenburger Team den sechsten Platz in der Tabelle verteidigt – damit ist die Teilnahme an den Play-offs gesichert. Im Spiel ist jedoch wenig vom hohen Rückstand zu spüren. „Beim Floorball steht Fairplay im Vordergrund“, sagt Hübsch. Nach dem Abklatschen mit den Gegnerinnen sprechen noch einmal die Kapitäninnen der beiden Teams, bedanken sich bei den Veranstaltern und allen Helfenden für den gelungenen Tag.

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