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Rund anderthalbtausend Mitglieder kamen am Sonntag zur Mitgliederversammlung von Hertha BSC in den City Cube.

© IMAGO/Nordphoto

Mitgliederversammlung von Hertha BSC: Viele Emotionen und ein paar erfreuliche Nachrichten

Hertha BSC gibt bei der Mitgliederversammlung ein Bild der Geschlossenheit ab. Interimspräsident Fabian Drescher will die Geschicke über den Herbst hinaus leiten.

Nicht mal zwei Minuten dauert es, bis sich die rund anderthalbtausend Mitglieder von Hertha BSC zum ersten Mal von ihren Sitzen erheben, um zu applaudieren. Auf den fünf Videowänden an der Stirnseite des City Cubes ist ein bekanntes Gesicht erschienen. Pal Dardai, bis vor einer Woche Cheftrainer des Berliner Fußball-Zweitligisten, hat an seinem Urlaubsort in Ungarn einen kurzen Film mit seinem Handy aufgenommen.

„Wir werden sehen, in welche Richtung ich euch helfen kann“, teilt Dardai mit, der dem Verein in einer noch nicht näher definierten Funktion erhalten bleiben soll. „Danke noch mal für alles.“ Zum ersten Mal, noch vor der offiziellen Begrüßung durch Herthas kommissarischen Präsidenten Fabian Drescher, gibt es Standing Ovations.

Und es ist nicht das letzte Mal an diesem Sonntag, dass es im City Cube an der Messe Berlin emotional wird. Die Mitgliederversammlung ist die erste, seitdem Präsident Kay Bernstein im Januar überraschend im Alter von 43 Jahren verstorben ist. Bernstein wird posthum zum Herthaner des Jahres 2024 ernannt. Die Auszeichnung nehmen – ebenfalls unter tosendem Beifall – seine Witwe und seine Mutter entgegen.

Die Spannungen innerhalb des Klubs, mögliche Unstimmigkeiten über die künftige strategische Ausrichtung und die Interpretation des sogenannten Berliner Wegs, treten an diesem Tag nicht offen zutage. Es ist eher ein Bild der Geschlossenheit, das Hertha bei der Mitgliederversammlung abliefert.

Fabian Drescher, kommissarischer Präsident von Hertha BSC, wird im November bei den regulären Wahlen für das Amt des Präsidenten antreten.

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Die Mitgliedschaft reagiert dankbar darauf, feiert sich zum Teil selbst. Denn natürlich ist eine solche Veranstaltung auch immer eine gute Gelegenheit, positive Nachrichten unters Volk zu bringen. Als da wären:

  • Hertha hat so viele Mitglieder wie noch nie: 54.192 sind es inzwischen; seit dem Abstieg vor einem Jahr sind 8000 hinzugekommen.
  • Wirtschaftlich, so Geschäftsführer Thomas Herrich, habe Hertha den Turnaround geschafft. Allein der Personalaufwand konnte im Geschäftsjahr 2023/24 um 53 Millionen Euro auf 45 Millionen Euro reduziert werden.
  • Für die kommende Woche rechnet Herrich mit der Erteilung der Lizenz für die neue Zweitligasaison. „Ein Zittern und Bangen wie im vergangenen Jahr gibt es nicht mehr“, sagt er.
  • Julian Eitschberger, Talent aus dem eigenen Nachwuchs und in der vergangenen Spielzeit an den Halleschen FC ausgeliehen, hat seinen Vertrag bis 2027 verlängert.

Noch keine Entscheidung gibt es bei der Frage, wer Pal Dardai als Cheftrainer nachfolgt. „Da kommt die Mitgliederversammlung zwei Wochen zu früh“, sagt Sportdirektor Benjamin Weber.

Gerüchte um Cristian Fiel als neuen Trainer

Womöglich dauert es nicht mehr ganz so lange. Laut der „Bild“-Zeitung sollen sich Hertha und Cristian Fiel, der bisherige Trainer des 1. FC Nürnberg, im Grundsatz auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben. Auf Nachfrage aus dem Auditorium erklärt Weber: „Es bringt nichts hier irgendwelche Sachen zu kommentieren.“

Mit großer Begeisterung reagieren die Mitglieder auch auf die offizielle Ankündigung von Fabian Drescher, dass er im November bei der turnusmäßig anstehenden Wahl für das Präsidentenamt kandidieren werde, „im Sinne der Fortsetzung des Berliner Weges“, wie er sagt.

Der 41-Jährige, im Hauptberuf Rechtsanwalt, ist seit Bernsteins Tod kommissarischer Präsident. Zuvor war er (seit Juni 2022) Vizepräsident, Herthas Präsidium gehört er derzeit länger an als jeder andere, seit Mai 2016.

Zu Beginn seiner Ausführungen erklärt Drescher, dass er nach Bernsteins Tod eine Zeit gebraucht habe, um sich in die neue Rolle einzufinden. „Heute kann ich sagen: Ich bin angekommen.“ Künftig werde er auch öffentlich mehr in Erscheinung treten. Er bekennt sich mit großer Emphase zum Berliner Weg. Er sei „der Inbegriff für einen Kulturwandel bei Hertha BSC“.

Mit Blick auf den Investor 777 Partners erklärt Drescher: „Die Entscheidungen treffen weiterhin ausschließlich die Verantwortlichen von Hertha BSC und niemand von außen.“ Allerdings gäbe es den Verein ohne das Geld des Investors, der bisher 75 Millionen Euro gezahlt habe, vielleicht gar nicht mehr. „Ohne Eigenkapitalzufuhr wären wir wirtschaftlich nicht mehr handlungsfähig gewesen“, sagt Herrich.

Die finanzielle Situation ist laut Herthas Geschäftsführer „nach wie vor sehr herausfordernd“. Dieser Realität müssten auch Herthas Ambitionen angepasst werden, sagt Präsident Drescher. „Wir wollen in allen Bereichen nah ans Maximum“, erklärt er, aber: „Wir werden keine verrückten Sachen machen. Es wird keinen Größenwahn mehr geben.“

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