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Mit Glück retteten sich die Deutschen Handballer noch zu einem Unentschieden gegen Überraschungsteam Österreich.

© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto

Nach der Enttäuschung gegen Österreich: Gewinnen ist jetzt Pflicht für die deutschen Handballer

Zwei Spiele bleiben noch für die DHB-Auswahl in der Hauptrunde. Um Ungarn und Kroatien zu schlagen, muss sich das Team von Alfred Gislason aber deutlich steigern.

An Schlaf war für Kai Häfner nicht zu denken. Dafür war die lange enttäuschende Leistung der deutschen Handballer gegen Österreich noch zu präsent. Ein 22:22-Unentschieden gegen die Überraschung dieser EM – das war schon schlimm genug, doch die Art und Weise des Auftritts, war noch einmal etwas ganz anderes. „Wir müssen froh über den Punktgewinn sein. Das fühlt sich sehr, sehr schlecht an. Wir haben katastrophal gespielt“, analysierte der Rückraumspieler nach Abpfiff ungeschönt. „In der zweiten Halbzeit ging gar nichts mehr.“

Auf insgesamt 23 Fehlwürfe kam die DHB-Auswahl, dazu wies die Statistik am Ende zwölf technische Fehler aus. Dass die Abwehr solide agierte und Andreas Wolff wieder einmal überragend zwischen den Pfosten stand, hielt die Mannschaft aber lange im Spiel, um am Ende wenigstens noch das Remis zu erreichen. Dabei halfen die Österreicher selbst allerdings kräftig mit, die in der nervösen Schlussphase mit zahlreichen Fehlwürfen und schlechten Pässen den fast schon sicheren Sieg doch noch aus der Hand gaben.

Wie diese Torschusspanik der Deutschen gegen den absoluten Außenseiter zu erklären ist? „Wenn du viele Dinge richtig machst, aber glasklare Sachen immer wieder liegen lässt, dann kommt so eine Scheiße zusammen“, sagte Häfner. Er selbst kam an diesem Abend nur auf eine 25-prozentige Abschlussquote, leistete sich einige Unkonzentriertheiten, wirkte – wie der Rest des Teams – am Ende konsterniert und gehemmt und blieb weit unter seinen Möglichkeiten.

Wir als Mannschaft haben schon gezeigt, dass wir besser sein können. Und das müssen wir, sonst gewinnen wir kein Spiel mehr.

Kai Häfner, deutscher Rückraumspieler

„Auch wenn dieses schlechte Spiel für uns sehr teuer werden kann, ist das jetzt passiert und wir müssen nach vorn schauen“, versuchte der 34-Jährige den Fokus wieder neu auszurichten. „Wir als Mannschaft haben schon gezeigt, dass wir besser sein können. Und das müssen wir, sonst gewinnen wir kein Spiel mehr.“

Und gewinnen ist jetzt mehr denn je Pflicht. Denn gestorben ist der Traum vom Halbfinale noch nicht. Gewinnt Deutschland die verbleibenden zwei Hauptrundenspiele gegen Ungarn (Montag, 20.30 Uhr/ ZDF) und Kroatien (Mittwoch, 20.30 Uhr/ ARD), während Österreich in den Partien gegen Island und Frankreich mindestens zwei Punkte abgibt – was durchaus denkbar ist, wäre die DHB-Auswahl immer noch Zweiter und würde weiterkommen. Auch weitere Rechenspiele sind möglich.

Die große Frage ist nun also, ob es der jungen Mannschaft, die zuvor durch Mentalität und Teamchemie überzeugt hat, gelingt, die Schockstarre abzulegen und sich wieder zu fangen. Und wenngleich Häfner dabei jeden einzelnen in der Pflicht sieht, dürfte besonders er – der „Papa“ der Truppe – gefragt sein. Er, dem Bundestrainer Alfred Gislason zutraut, voranzugehen. Er, der mit seiner Erfahrung von fast 150 Länderspielen ganz genau weiß, dass auf jedes schlechte Spiel wieder ein gutes folgen kann. Er, der von seinen Teammitgliedern als wichtiger Ruhepol angesehen wird.

Die Ungarn haben viel Qualität

Zumal mit den Ungarn jetzt ein Gegner kommt, der nicht unbesiegbar ist. Zu unterschätzen ist das Team von Trainer Chema Rodriguez allerdings ebenso wenig. Mit Siegen gegen Kroatien und Island hat der frisch zusammengestellte Kader mit jungen, aufstrebenden Spielern wie Hamburgs Zoran Ilic, der bei der U21-WM als bester Halbrechter ausgezeichnet wurde, sowie bekannten Größen wie Mate Lekai von Budapest, Bence Banhidi von Szeged und Adrian Sipos von Melsungen, seine Qualität unter Beweis gestellt.

Bemerkenswert ist, dass nach dem enttäuschenden Vorrundenaus bei der Heim-EM vor zwei Jahren ein kleiner Neuanfang gewagt wurde, der sich nicht nur in der Kaderliste, sondern genauso in der Spielweise abzeichnet. Weniger rabiat und mit mehr Raffinesse und Spielwitz verkauft sich Ungarn bei diesem Turnier überaus ansehnlich.

Das hat die DHB-Auswahl allerdings ebenfalls schon geschafft. Und das sollte vor einer vollen Arena in Köln mit der lautstarken Unterstützung des Publikums erneut das Ziel sein. Denn nur ein Punkt wird diesmal nicht reichen.

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