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Kevin-Prince Boateng hat Adduktorenprobleme. Er muss laut Trainer Dardai (l.) sieben, acht Tage pausieren.

© imago/Contrast/IMAGO/O.Behrendt

Hertha BSC in Not: Trainer Pal Dardai muss gegen die Bayern improvisieren

Gegen Bayern München fehlen viele wichtige Spieler. Neben den gesperrten Suat Serdar und Marc Kempf fallen auch Marco Richter, Marton Dardai, Stevan Jovetic und Kevin-Prince Boateng aus.

Schlimmer hätte es für Pal Dardai als Trainer wirklich nicht anfangen können. Gleich zu seinem Debüt vor einer Woche bekam er es mit seinem erklärten Angstgegner zu tun. Werder Bremen ist von allen aktuellen Bundesligisten der Klub, gegen den Dardai als Trainer von Hertha BSC am längsten ohne Sieg ist. Daran hat sich nach dem Aufeinandertreffen am vergangenen Wochenende auch nichts geändert.

Die persönliche Bilanz gegen den nächsten Gegner sieht da schon deutlich freundlicher aus. Den FC Bayern München hat Dardai sowohl als Trainer wie auch als Spieler bereits bezwungen. Und was vermutlich die wenigsten noch wissen: Der Ungar hat sogar sein erstes Tor für Hertha gegen die Bayern erzielt. Im Januar 1997 war das, zwei Monate vor seinem Pflichtspieldebüt für die damals noch zweitklassigen Berliner. Beim 26. Internationalen Hallenfußballturnier in der Deutschlandhalle steuerte er einen Treffer zu Herthas 5:1-Erfolg gegen die Münchner bei.

Ein solches Ergebnis utopisch zu nennen, wenn die Berliner am Sonntag (15.30 Uhr, live bei Dazn) bei den Münchnern antreten, wäre noch untertrieben. Mag sein, dass die Bayern gerade die schlimmste Krise seit Erfindung des Penicillins durchmachen (Platz zwei in der Bundesliga!); Hertha steht ihnen in Nichts nach. Nein, die Berliner reisen definitiv nicht als Favorit nach München.

„Ich muss nicht irgendwelchen Quatsch erzählen“, sagt Dardai. Vielleicht könne man „einen Punkt zusammenkratzen“. Aber ein Sieg in München? Das hat selbst er bisher nicht geschafft. Herthas letzter Erfolg bei den Bayern datiert vom 29. Oktober 1977. Seitdem haben die Berliner 27 vergebliche Versuche unternommen. Kein anderer Bundesligist wartet aktuell so lange bei einem Gegner auf einen Auswärtssieg.

Gute Erinnerungen. Pal Dardai (links) trifft im Dezember 2001 zum 2:1-Endstand für Hertha BSC gegen die Bayern.
Gute Erinnerungen. Pal Dardai (links) trifft im Dezember 2001 zum 2:1-Endstand für Hertha BSC gegen die Bayern.

© imago/Camera 4

Die Aussichten waren mit Sicherheit schon mal günstiger. „Dort erwartet uns ein hungriger Löwe“, sagt Dardai über die Bayern, die vor einer Woche die Tabellenführung an Borussia Dortmund verloren haben und deswegen besonders gefräßig sein dürften. Hinzu kommt, dass Herthas Trainer am Sonntag mit einigen personellen Problemen fertig werden muss. Von den zu Wochenbeginn fehlenden Spielern steht nur Tolga Cigerci wieder zur Verfügung, der wegen Magen-Darm-Problemen nicht trainieren konnte.

Marco Richter, Marton Dardai und Stevan Jovetic (muskuläre Probleme) werden nicht spielen können. Außerdem fehlen die gelbgesperrten Marc Kempf und Suat Serdar. Und auch Kevin-Prince Boateng muss passen. Bei ihm zwickt die Leiste. Sieben, acht Tage werde Boateng pausieren müsse, berichtete Dardai. Heißt: auch in einer Woche, im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, könnte er noch fehlen – in einer Begegnung, die von den Berlinern als ungleich wichtiger für den Klassenerhalt erachtet wird als das Spiel bei den Bayern.

Dort erwartet uns ein hungriger Löwe.

Herthas Trainer Pal Dardai über das Duell mit den Bayern in München

Trotz aller Ausfälle werde man „eine gute Mannschaft haben“, sagt Dardai, „aber natürlich fehlen ein paar Sachen.“ Vor allem werden ihm Innenverteidiger und zentrale Mittelfeldspieler fehlen. Trotzdem verteidigte Dardai die Suspendierung von Ivan Sunjic. Der Kroate, der zuletzt kaum noch eine Rolle gespielt hatte, hätte angesichts der Personalsituation gegen die Bayern durchaus gute Einsatzchancen gehabt.

Hätte. Denn für Sunjic gibt es kein Zurück mehr. Die „bis auf Weiteres“ ausgesprochene Suspendierung gilt bis zum Ende der Saison, wenn der Vertrag des Mittelfeldspielers ausläuft. „Es gibt Sachen, die man nicht dulden kann“, erklärte Dardai. Was genau sich Sunjic hat zuschulden kommen lassen, das erzählte er nicht; das werde auch kein Mensch je erfahren.

Veit Stange, 19, steht erstmals im Kader

So werden in München wohl Lucas Tousart und Tolga Cigerci die Doppelsechs bilden, obwohl der erst im Winter verpflichtete Cigerci zuletzt ordentlich durchhing. In den vergangenen beiden Spielen wurde er jeweils früh ausgewechselt: gegen Bremen zur Pause, in der Woche zuvor gegen Schalke sogar schon Mitte der ersten Hälfte. „Sein körperlicher Zustand wird ein entscheidender Faktor sein“, sagt Dardai.

Sollte es nicht reichten, müsste Jean-Paul Boetius Cigercis Platz übernehmen. Der Holländer hat allerdings wegen einer Verletzung vor acht Wochen zuletzt gespielt und wird zudem in Abwesenheit von Richter und Boateng eigentlich auf der Zehn benötigt.

Auch die Innenverteidigung stellt sich mit Agustin Rogel und dem nach seiner Gelbsperre wieder verfügbaren Filip Uremovic von alleine auf. Als Alternative wird der erst 18 Jahre alte Pascal Klemens auf der Bank sitzen. Er war einer von mehreren Nachwuchsspielern, die in dieser Woche im Training der Profis vorspielen durften.

Auch Veit Stange, 19 Jahre alter Sechser aus Herthas U 19, fliegt mit nach München. „Ich bin fest überzeugt, dass ich ihn sofort reinwerfen kann“, sagt Dardai. Mit Stange, Klemens, dem 17 Jahre alten Ibrahim Maza und Ersatztorhüter Tjark Ernst werden in München vier Spieler in Herthas Kader stehen, die alle über keinerlei Bundesligaerfahrung verfügen.

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