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Sein größter Triumph. Mit den Bayern gewann Dante 2013 die Champions League.

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Vorbild, Musterprofi und Modellathlet: Der Brasilianer Dante ist auch mit 40 noch gefragt

An diesem Mittwoch feiert Dante seinen 40. Geburtstag. Noch immer spielt er auf hohem Niveau Fußball. Seinen früheren Trainer Lucien Favre überrascht das nicht.

Max Eberl ist und war noch nie ein Freund davon, erkaltete Beziehungen wieder aufzuwärmen. Aber bei einigen ausgesuchten Spielern hätte er eine Ausnahme gemacht. Bei Dante zum Beispiel. Eberl hat sich ernsthaft um den Verteidiger aus Brasilien bemüht, auch seinem Trainer zuliebe. Letztlich aber scheiterte seine Rückkehr am Geld.

Der VfL Wolfsburg hat Dante viel mehr geboten, als Eberl, damals Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, zahlen wollte und konnte. Zumal der Brasilianer mit über 30 auch nicht mehr der Jüngste war. Acht Jahre ist das jetzt her.

An diesem Mittwoch feiert Dante Bonfim Costas Santos seinen 40. Geburtstag, und er spielt immer noch. Nicht in der Weisweiler-Elf, der Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach. Und auch nicht bei einem Siebtligisten in seiner Heimatstadt Salvador da Bahia. Dante steht beim OGC Nizza in der ersten französischen Liga unter Vertrag.

Der Klub liegt – vor Paris Saint-Germain – auf Platz zwei der Tabelle, ist zudem als einzige Mannschaft der Ligue 1 noch ohne Niederlage und hat in acht Saisonspielen erst vier Gegentore kassiert. Dante, Abwehrchef und Kapitän, stand in jedem dieser Spiele auf dem Platz, von der ersten bis zur letzten Sekunde. „Er ist ein Leader und vor allem ein unglaublicher Wettkampftyp“, sagt Florent Ghisolfi, Nizzas Sportdirektor.

Thorben Marx ist nur zwei Jahre älter als Dante. Seine Karriere aber hat er bereits vor acht Jahren beendet. 34 war er da. „Ich habe ja aufgehört, weil ich gemerkt habe: Auf dem Niveau kann ich nicht mehr mithalten. Auch körperlich nicht“, erzählt er. Umso mehr bewundert er Dante für seinen Durchhaltewillen: „Das ist eine Riesenleistung, aber richtig überraschen tut’s mich nicht.“

Drei Jahre hat er mit dem Brasilianer bei Borussia Mönchengladbach zusammengespielt. Und schon in dieser Zeit habe Dante extrem auf seinen Körper geachtet, erinnert sich Marx. Dauernd habe man ihn im Kraftraum gesehen. „Er ist wirklich ein Modellathlet und ein Vollprofi. Von der Einstellung war er immer top.“

Ungewohnter Anblick. Für den Klassenerhalt mit Borussia Mönchengladbach im Mai 2011 opferte Dante seine Lockenpracht.
Ungewohnter Anblick. Für den Klassenerhalt mit Borussia Mönchengladbach im Mai 2011 opferte Dante seine Lockenpracht.

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Das deckt sich mit den Beobachtungen von Lucien Favre, der Dante in Gladbach und später zwei Mal in Nizza trainiert hat. Und der seinen Sportdirektor Eberl im Sommer 2015 bekniet hat, den Verteidiger vom FC Bayern München zurückzuholen. Favre ist ebenfalls nicht überrascht, dass der Brasilianer immer noch auf hohem Niveau aktiv ist.

Der Trainer aus der Schweiz hat Dante als „wahnsinnig professionell“ erlebt. „Er will immer arbeiten“, sagt er, und sei stets darauf aus gewesen, sich zu verbessern.

„Brasilianer bin ich nur im Urlaub“, hat Dante einmal über sich gesagt. Manchmal war er deutscher als die Deutschen, aber mit dieser Einstellung hat er es weit gebracht. 671 Pflichtspiele hat er bestritten, seitdem er Anfang 2004 nach Europa gekommen ist. Dante war Meister in Belgien (mit Standard Lüttich) und Deutschland (mit den Bayern), und hat 2013 mit den Münchnern die Champions League gewonnen.

Er ist ein Leader und vor allem ein unglaublicher Wettkampftyp.

Florent Ghisolfi, Sportdirektor vom OGC Nizza

Durch den Wechsel zum FC Bayern München ist Dante auch in seiner Heimat verstärkt wahrgenommen worden. Erst mit 29 wurde er brasilianischer Nationalspieler. Für ihn war es eine bittersüße Erfahrung. 2013, beim Confed-Cup, erzielte Dante in seiner Heimatstadt sein erstes Tor für die Selecao. Ein Jahr später, bei der WM im eigenen Land, stand er dann in Belo Horizonte bei der 1:7-Niederlage gegen Deutschland auf dem Platz.

„Er war ein außergewöhnlicher Verteidiger“, sagt Thorben Marx im Rückblick auf die gemeinsame Zeit mit Dante. „Ich weiß nicht, was er nicht konnte.“ Kopfballstark, robust in den Zweikämpfen, passsicher und spielintelligent: All das ist der Brasilianer immer noch. Die mangelnde Endgeschwindigkeit kompensiert er durch gutes Stellungsspiel. „Er versteht Fußball“, sagt Lucien Favre, der selbst ein Fußballversteher par excellence ist.

„Er versteht Fußball“, sagt Lucien Favre über Dante, den er sowohl in Mönchengladbach als auch in Nizza trainiert hat.
„Er versteht Fußball“, sagt Lucien Favre über Dante, den er sowohl in Mönchengladbach als auch in Nizza trainiert hat.

© IMAGO/PanoramiC

Wenn es mit der Karriere als Profi vorbei ist, will auch Dante als Trainer arbeiten. Das jedenfalls ist der Plan. Nur wann er diesen Plan in die Tat umsetzen wird, das ist noch offen.

Erst im Mai hat Dante seinen Vertrag in Nizza bis zum Ende dieser Saison verlängert. Für den Verein sei das eine Selbstverständlichkeit gewesen, hat Klubpräsident Jean-Pierre Rivière erklärt. „Dante ist ein Vorbild, auf und neben dem Platz. Wir haben großes Glück, ihn bei uns zu haben.“

Knapp drei Jahre ist es her, dass sich Dante das Kreuzband gerissen hat, 37 war er da. Doch er kämpfte sich zurück und stand, seitdem er wieder fit ist, in 95 von 102 Pflichtspielen für Nizza auf dem Platz, in 92 davon über die volle Spielzeit.

Müde oder des Fußballs überdrüssig scheint Dante immer noch nicht zu sein. Der Zeitung „Nice-Matin“ hat er vor kurzem gesagt: „Ich habe die Motivation, mich jede Saison neu zu erfinden.“

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