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Erlösender Jubel. Niclas Füllkrug hat zum 1:1 getroffen.

© imago/Laci Perenyi / Foto: Imago/Laci Perenyi

WM in Katar: Freuen oder nicht freuen mit dem deutschen Team?

Die DFB-Auswahl legt einen starken Auftritt bei der WM gegen Spanien hin. Es kann mitgefiebert werden, muss aber nicht.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Da war es dann doch zu hören am düsteren Berliner Spätabend, dieses für die deutsche Nationalmannschaft so wichtige Tor von Niclas Füllkrug. Der dumpfe Sound einer Vuvuzela hier und dann noch ein hupendes Auto dort.

Zaghafte Begeisterung, noch weit von Sommermärchen-WM-Wahnsinn entfernt. Aber das Tor zum 1:1 gegen die Spanier war schon mal zu hören draußen am Sonntag. Ist es also gutes Recht nun bei der Unrechts-WM mitzufiebern mit Hansis Jungs? 

Jetzt wurde ja schließlich genug gesagt zur Fifa und ihren Machenschaften und zur Interpretation der Menschenrechte im Staate Katar. Vielleicht wurde auch schon alles gesagt, hat aber noch nicht jede oder jeder etwas gesagt.

Wie auf einem langen Elternabend, an dessen nahendem Ende fast alle schon nach Hause wollen und dann doch noch von einer Wortmeldung eines Elternteils aufgehalten werden. Nur weil da jemand noch unbedingt etwas sagen will.

Es war ein rauschendes Spiel, das die deutsche Mannschaft da hingelegt hat. Und trotz aller Kritik lässt sich nicht behaupten, dass die deutschen Spieler vor ihrem ersten Auftritt nicht Kritik an den Umständen in Katar geäußert hätten. Sicher war das Hand-vor-den-Mund-halten vor dem ersten Spiel der Deutschen gegen die Japaner manchem Betrachter nicht genug.

Aber es lässt sich eben nicht sagen, dass sich die deutschen Spieler der Situation nicht bewusst wären und nur seelenlos auf dem Rasen ihrem Beruf nachgehen würden – bei einer Weltmeisterschaft, deren Zustandekommen Menschen zu verantworten haben, die beim seltsamen Turnier von Katar nun nicht auf dem Platz stehen und die Spieler nun zum Teil auch die Chose ausbaden lassen.

Es ist nicht einfach und es ist auch plausibel, wenn sich jemand nicht mit der deutschen Mannschaft freuen will, geschweige denn ihr zuschaut. Der Umkehrschluss ist auch zulässig. Wer zuschauen und mitfieberen will, der macht das. Die Antwort auf die Frage, wie laut wir uns freuen dürfen mit dem deutschen Team, die muss sich jede und jeder selbst geben.

Wobei: Der Sound einer Vuvuzela hat sich noch nie ins Ohr geschmeichelt und Hupkonzerte sind eher nicht mehr en vogue. 

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