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Flanke Roussillon (links), Tor Becker (2. v. l.) – Fußball kann so einfach sein.

© Imago/Cathrin Müller

Zwischen Träumen und Zielen: Der 1. FC Union und das ominöse C-Wort

Die Berliner befinden sich mit sechs Punkten Vorsprung auf Champions-League-Kurs. Offiziell spricht Union von der Europapokalqualifikation, doch natürlich träumen die Spieler von mehr.

Beim 1. FC Union gehört die Kompaktheit zu den Basics, die Trainer Urs Fischer immer wieder gerne beschwört. Auch neben dem Platz zeigen und äußern sich die Berliner meist geschlossen. Bis vor wenigen Wochen sprachen sie stets vom Klassenerhalt als Ziel, nun von der erneuten Europapokalqualifikation. Das ominöse C-Wort nahm beim Tabellendritten der Fußball-Bundesliga niemand in den Mund.

Vollgepumpt mit Endorphinen nach dem Ende seiner Torflaute ließ sich Sheraldo Becker am Samstag allerdings etwas locken. „Ich als Spieler will Champions League spielen. Jeder will Champions League spielen. Das ist normal“, sagte Becker nach dem 3:0 gegen den VfB Stuttgart.

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Punkte Vorsprung hat Union auf einen Nicht-Europapokalplatz

Angesichts der sehr zurückhaltenden Kommunikation von Union lässt das bereits aufhorchen, auch wenn die Aussage an sich wenig überraschend ist. Natürlich strebt jeder Fußballer nach dem maximalen Erfolg. Wer acht Spieltage vor Schluss Dritter ist und nicht zumindest in die Champions League will, hat im Profisport nichts verloren. Sicher würde sich auch kein Berliner Profi über die Meisterschaft beschweren.

Aber selbstverständlich gibt es einen Unterschied zwischen persönlichen Zielen oder Träumen und einer offiziellen Vereinsmaßgabe. „Als Team ist Europa unser Ziel, wir wollen wieder international spielen“, sagte Becker dann auch pflichtschuldig. „Wenn es die Champions League wird, wird es die Champions League.“

Die Chancen dafür stehen so gut wie noch nie. Da Rasenballsport Leipzig am Samstag im eigenen Stadion gegen Mainz mit 0:3 unterging und der SC Freiburg gegen Hertha zwei Punkte liegen ließ, hat Union Rang drei gefestigt. Der Vorsprung auf einen Europa-League-Platz beträgt bereits sechs Punkte, auf Rang sieben sind es sogar elf Zähler. Es ist schwer vorstellbar, dass die Berliner noch komplett aus der Europapokalzone rutschen.

Christopher Trimmel ließ sich auf eine solche Diskussion aber nicht mal ansatzweise ein. „Wir fangen gar nicht erst an zu zählen. Das ist viel zu früh“, sagte der Kapitän und fand in Lennart Grill, der den angeschlagenen Stammtorwart Frederik Rönnow solide vertrat, einen Unterstützer. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir verstärkt auf die Konkurrenz gucken“, sagte Grill. Die aktuelle Tabellensituation sei zwar schön, aber „es sind noch acht Spiele, da kann viel passieren“.

Die nötige Zeit, um sich mögliche Szenarien im Saisonendspurt auszumalen, hat Union ohnehin nicht. Schon am Dienstag (18 Uhr, ZDF) geht es bei Eintracht Frankfurt um den erneuten Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Am kommenden Samstag sind die Berliner dann bei Borussia Dortmund zu Gast. Ein Sieg beim BVB wäre gleichbedeutend mit dem Sprung auf Rang zwei – und das C-Wort dürfte in diesem Falle in Köpenick noch deutlich häufiger zu hören sein.

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