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Russischer Luftangriff auf Kiew am 16. Mai

© Screenshot Twitter

Ukraine-Invasion Tag 447: „Star Wars“ über Kiew – Russland ändert seine Strategie bei den Luftangriffen

Lukaschenko soll an Herzproblemen leiden, Kreml will Abgang von Beamten stoppen, Saudi Arabien lädt Selenskyj ein. Der Überblick am Abend.

Wer heute die Berichte aus Kiew gelesen hat, bekam einen Sinn dafür, wie extrem die Nacht war. Russland griff die Stadt mit 18 Raketen und neun Drohnen an. Alle Raketen wurden von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen.

Der britische Journalist Oliver Caroll beschreibt die Stimmung in der ukrainischen Hauptstadt so: „Bemerkenswerte Atmosphäre heute in Kiew. Die Menschen laufen herum wie schlafentwöhnte Zombies, aber gelegentlich lächeln sie sich wie wahnsinnig an, weil sie diese Nacht überstanden haben.“

Der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy schreibt: „Es war extrem seltsam, um 3 Uhr den Luftkampf u.a. zwischen dem Flugabwehrsystem Patriot und etwa Kinschal-Raketen so nah zu erleben. Sah nach Star Wars aus. Aber im Endeffekt war es eine richtig schlechte Nacht für Russland.“

Die Attacke auf Kiew zeigt auch: Im Gegensatz zu früheren Angriffswellen aus der Luft hat Moskau offensichtlich seine Taktik geändert. Der Beschuss erfolgte zuletzt in geringen Abständen, seit dem 19. April waren es Angriffe an zehn Tagen beziehungsweise Nächten. Davor lagen meist mehrere Wochen zwischen den Angriffen. Die Abschussquote der ukrainischen Luftabwehr ist zuletzt konstant hoch gewesen. Was auch immer Russland mit den Angriffen bezweckt: Bisher ist das Ziel nicht erreicht.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Lukaschenko soll an Herzproblemen und einer starken Virusinfektion leiden: Nach Gerüchten über eine schwere Erkrankung, hatte sich der belarussische Machthaber wieder gezeigt. Jetzt äußert sich die Opposition zu Lukaschenkos Gesundheitszustand. Mehr hier.
  • Hochrangige russische Beamte dürfen nicht kündigen: Der Kreml schreitet einem russischen Bericht zufolge nach Rücktrittwünschen ein. Demnach finden Beamte allerdings andere Wege, ihre Posten zu verlassen. Mehr hier.
  • „Wir möchten die Wahrheit über Russland erfahren“: Der US-Geheimdienst ruft in einem emotionalen Video russische Bürger zur Kontaktaufnahme über das Darknet auf. „Ihre Informationen können wertvoller sein, als Sie denken“, heißt es. Mehr hier.
  • Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut als „Mausefalle“ für die russischen Truppen bezeichnet. „Die Wagner-Söldner sind nach Bachmut wie die Ratten in die Mausefalle gekrochen“, sagte der 57-Jährige bei einem weiteren Besuch im Frontgebiet. Mehr in unserem Liveblog.
  • Das russische Parlament hat für den Austritt aus dem Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag) gestimmt. Die Entscheidung sei in der Plenarsitzung am Dienstag einstimmig getroffen worden, heißt es auf der Webseite des Parlaments. Der Austritt liege im Interesse der nationalen Sicherheit, begründete Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin den Beschluss auf seinem Telegram-Kanal.
  • Der saudi-arabische König Salman hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Diplomaten zufolge zum Gipfel der Arabischen Liga am Freitag eingeladen. Aus Diplomatenkreisen hieß es am Dienstag, dass Selenskyj als Ehrengast des Gipfels in der saudischen Stadt Dschidda erwartet wird. Die Teilnahme Selenskyjs biete eine Gelegenheit, um über eine Lösung des russisch-ukrainischen Krieges zu sprechen. 
  • Russland hat nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) die angekündigte Kürzung der Ölförderung nur teilweise umgesetzt. Im April habe die Fördermenge bei durchschnittlich etwa 9,6 Millionen Barrel pro Tag gelegen, heißt es in dem am Dienstag eröffentlichten Monatsbericht des Interessenverbands führender Industriestaaten. Damit sei die Ölproduktion nur 200.000 Barrel pro Tag niedriger gewesen als vor der Kürzung. 
  • Bundesfinanzminister Christian Lindner sagt in Brüssel vor Beratungen der EU-Finanzminister, es müssten zusätzliche Maßnahmen erwogen werden, um die Umgehung von Sanktionen gegen Russland zu unterbinden. Es gebe Länder, die weiter Produkte nach Russland lieferten und von der Umgehung der Sanktionen profitierten. „Das kann nicht akzeptiert werden.“

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