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Xi und Biden im Jahr 2022.

© imago/UPI Photo/IMAGO/CHINESE FOREIGN MINISTRY

Experten gehen von geringerem Wachstum aus: Wird China die USA doch nicht als größte Wirtschaftsmacht ablösen?

Zuletzt gingen Ökonomen davon aus, dass Chinas BIP bereits Anfang 2030 größer sein könnte als das der USA. Neue Zahlen lassen nun Zweifel aufkommen, ob es überhaupt jemals dazu kommt.

China wird womöglich niemals die USA als größte Wirtschaftsnation der Welt ablösen. Zu diesem Ergebnis kommen Ökonomen der US-Nachrichtenagentur Bloomberg in einer aktuellen Prognose. Einbrechende Exporte, ein in Schieflage geratener Immobilienmarkt und fallende Preise sorgten dafür, dass die Experten ihre Wachstumsprognose zuletzt senkten.

Bis 2030 soll das Wachstum Chinas auf 3,5 Prozent pro Jahr sinken, bis 2050 dann auf nur noch ein Prozent. Zuvor lagen die Prognosen noch bei 4,3 Prozent mittelfristig und 1,6 Prozent langfristig. Gleichzeitig entwickelt sich die US-Wirtschaft robuster, als von Vielen erwartet. Aktuell rechnen die Experten mit 1,7 Prozent, bis 2050 soll sich das jährliche Wachstum bei 1,5 Prozent einpendeln – und damit über dem chinesischen liegen.

Aus diesem Model ergibt sich, dass China Mitte der 2040er Jahre erstmals eine größere Wirtschaftsleistung erbringen wird als die USA. Allerdings nur marginal und nur für wenige Jahre, bevor das stärkere langfristige Wachstum die Vereinigten Staaten wieder zur größten Wirtschaftsmacht aufsteigen lässt.

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Noch vor der Pandemie gingen Volkswirte davon aus, dass China bereits Anfang der 2030er Jahre die Spitzenposition einnehmen könnte und diese auch langfristig halten würde.

„China schwenkt früher als erwartet auf einen langsameren Wachstumspfad ein“, erläuterten die Bloomberg-Ökonomen ihre Prognose am Dienstag. Der erwartete Aufschwung nach der Covid-Krise habe an Kraft verloren, was auf eine sich vertiefende Immobilienkrise und schwindendes Vertrauen in Pekings Wirtschaftsmanagement zurückzuführen sei: „Es besteht die Gefahr, dass sich das schwache Vertrauen verfestigt, was das Wachstumspotenzial nachhaltig beeinträchtigen würde.“

Mittelfristig lassen Chinas Wachstumskräfte nach

Mittelfristig bis 2040 sehen sie allerdings durchaus noch Aufholeffekte gegenüber dem Westen, die das chinesische Wachstum befeuern. Hinzu kommt der große Binnenmarkt als Vorteil Pekings. Doch „diese Wachstumskräfte lassen mittelfristig nach“, schreiben die Ökonomen.

Langfristig steht China vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen. Zuletzt sank erstmals seit den 1960er Jahren die Bevölkerung. Indien hat China inzwischen als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholt. XI Jinpings Vision eines „Sozialismus mit chinesischer Prägung“ mit einer hohen Staatsquote, einem streng kontrollierten privaten Sektor, zentraler Planung und internationaler Abschottung findet auf zentrale wirtschaftliche Herausforderungen keine Antwort. Hinzu kommen politische Konflikte mit seinen Nachbarn und dem Westen.

Scharfe Worte fand daher US-Präsident Joe Biden, der Chinas Wirtschaft vor Kurzem als „tickende Zeitbombe“ bezeichnete. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman fragte in seiner „New York Times“-Kolumne letzte Woche: „Unser Bild von China hat sich in atemberaubender Geschwindigkeit gewandelt: vom unaufhaltsamen Giganten zum bemitleidenswerten, hilflosen Ungetüm. Wie konnte das geschehen?“

Selbst im Land mehren sich die Stimmen der Kritiker. „Die alten Methoden zur Schaffung eines stabilen Wachstums funktionieren nicht mehr“, sagte Liu Shijin, ein prominenter, inzwischen pensionierter, Wirtschaftswissenschaftler der chinesischen Regierung vergangenen Monat: „Die instabilen Erwartungen der Unternehmer und ihr mangelndes Vertrauen hemmen neue Aktivitäten und das Wachstum neuer Zukunftsbranchen.“ Seine Aussage wurde von zahllosen Nutzern in den sozialen Medien geteilt.

So könnten die wirtschaftlichen Probleme für Xi zu politischen werden, legitimierte er seine autoritäre Herrschaft doch durch das Versprechen des endlosen wirtschaftlichen Wachstums. Doch nach Jahrzehnten des zweistelligen Wachstums sank der Zuwachs vergangenes Jahr bereits auf nur noch drei Prozent, dem niedrigsten Wert nach dem Covid-Lockdown seit 1990. Den Bloomberg-Prognosen zufolge dürfte das die neue Normalität sein, an die sich Peking gewöhnen muss.

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