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Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Jahr 2022 sitzen vor dem Heilbronner Hauptbahnhof auf einer Bank.

© dpa/Marijan Murat

Tarifverhandlungen von DB und GDL starten: In der Adventszeit drohen Bahnstreiks

Am Donnerstag beginnen die Gespräche zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft. Reisende müssen sich auf einen Arbeitskampf noch vor Weihnachten einstellen.

Die Deutsche Bahn will gleich zu Beginn der Tarifgespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL ein Angebot machen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus nicht näher bezeichneten Konzernkreisen erfahren haben will. „Wir werden morgen ein Angebot vorlegen“, hieß es demzufolge am Mittwoch. Die Verhandlungen starten am Donnerstag in Berlin, allerdings zeichnet sich bereits ein Arbeitskampf ab.

GDL-Chef Claus Weselsky hatte erst jüngst einen Vorstoß von Bahn-Personalvorstand Martin Seiler für eine Art Schlichtungsgespräch mit Friedenspflicht, also ohne Streiks, scharf zurückgewiesen. Beobachter gehen daher davon aus, dass der Tarifstreit schnell eskaliert und Bahnreisende sich auf Streiks noch im November und auch in der Adventszeit einstellen müssen.

Der bisherige Tarifvertrag mit der GDL ist Ende Oktober ausgelaufen. Die Gewerkschaft, die in der Vergangenheit oft mit Arbeitsniederlegungen ihren Forderungen Nachdruck verliehen hat, könnte also ohne Verzug zu Warnstreiks aufrufen. GDL-Chef Weselsky hat bereits signalisiert, dass es bei Bedarf auch eine rasche Urabstimmung über unbefristete Streiks geben könnte. Das könne helfen, dass ein Arbeitskampf rechtssicher sei, sagte Weselsky vor kurzem zu Reuters TV. „Jeder weiß in diesem Land, wenn die Eisenbahner streiken, wird es etwas anspruchsvoller.“

Die GDL verlangt 555 Euro mehr Lohn

Die GDL verhandelt laut Bahn für rund 10.000 Beschäftigte. Sie verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr. Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung von 38 auf 35 Stunden pro Woche gesenkt werden. Außerdem wird einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3000 Euro gefordert. Die Laufzeit soll zwölf Monate nicht übersteigen.

Bahn-Manager Seiler hatte die Forderungen der Gewerkschaft Ende Oktober als völlig überzogen bezeichnet. Sie hätten das Volumen einer Lohnsteigerung von über 50 Prozent. Allein eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich würde bedeuten, dass man konzernweit 10.000 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bräuchte. Seiler stellte eine Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro für Dezember in Aussicht.

Für zusätzliches Konfliktpotenzial sorgt traditionell, dass sich die GDL in Konkurrenz zur größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sieht und deshalb stets bessere Verhandlungsergebnisse erzielen möchte als diese.

Nach einem langen Konflikt mit Streiks hatten sich Bahn und EVG erst nach einer Schlichtung im Sommer verständigt: Demnach steigen die Löhne in zwei Schritten um 410 Euro monatlich. Dies entspricht der EVG zufolge einem Plus von durchschnittlich gut 14 Prozent für die Beschäftigten. Zudem wurde für Oktober eine steuer- und abgabenfreie Inflationsprämie von 2850 Euro vereinbart. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 25 Monate. (Reuters, fek)

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