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Nach dem Großen Brand dauerte es fast 50 Jahre, London wiederaufzubauen.  

© IMAGO/Heritage Images/Museum of London

Heute vor 357 Jahren: Ein Feuer verschluckt London

Der Große Brand von London legte die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Heute werden Brände in der Stadt dank einer effektiven Feuerwehr schnell gelöscht. Doch was tun gegen die vielen Waldbrände?

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Der Sommer des Jahres 1666 war heiß. Das Stroh der Dächer Londons und das Holz, aus dem die Wände der Häuser bestanden, waren ausgetrocknet und verwandelten die dicht bebaute Stadt in ein Pulverfass. Es ging hoch, als sich ein kleiner Haufen glühender Kohlen, die der Bäcker Thomas Farryner in seiner Backstube in der Pudding Lane am Nordufer der Themse unbeaufsichtigt ließ, entzündete. Das Feuer ergriff die Bäckerei. Starker Wind peitschte die Flammen über die enge Gasse. Mehrere Brandherde entstanden und fraßen sich drei Tage lang durch die ganze Stadt.

„Der Himmel war von einem feurigen Aussehen, … Der Lärm und das Krachen und Donnern der ungestümen Flammen, das Geschrei der Frauen und Kinder, die Eile der Menschen, der Sturz von Türmen, Häusern und Kirchen waren wie ein furchtbarer Sturm“, so der Bericht des Augenzeugen John Evelyn, nachzulesen im Tagebuch des Schriftstellers. Zu allem Übel gab es keine Feuerwehr.

Soldaten und Freiwillige versuchten, mit Kübeln voller Wasser gegen die Flammen anzukommen, doch die Löschversuche schlugen fehl, bis die städtischen Behörden endlich die Gebäude um die Flammen herum sprengen ließen. Die nun frei gewordene Fläche diente als Schneise und stoppte den Brand, sodass es den Löscheinheiten am 5. September 1666, heute vor 357 Jahren, gelang, die Flammen unter Kontrolle zu bringen und schließlich zu löschen. Nach der Katastrophe waren 100.000 Menschen obdachlos. Der Wiederaufbau der Stadt dauerte fast 50 Jahre.  

Das Buch „Shlohavot, or, The burning of London in the year 1666“ von Samuel Rolle.

© picture alliance / dpa/Museum of London

Noch immer kommt es in Städten zu katastrophalen Bränden, doch Rhodos, Sizilien und Korsika sind nur einige Orte, an denen das Feuer in diesem Sommer in Wäldern loderte. Nordafrika und der Nahe Osten waren ebenfalls betroffen. In aktuellen Studien wird der Einsatz großer Pflanzenfresser, wie Rinderrassen, die dem ausgestorbenen Auerochsen ähneln, untersucht, damit Wälder besser mit Bränden klarkommen.

Die speziellen Rinderrassen fressen Blätter, Äste und halten somit die Bäume kurz und die Kronen klein. Ein lichter Wald entsteht, mit freien Flächen, an denen im Fall eines Waldbrands das Feuer gedrosselt wird und womöglich von allein erlischt. Das Prinzip ist dabei das gleiche, das auch in London anschlug: Dem Feuer wird das Brennmaterial entzogen.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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