zum Hauptinhalt
Einer von vielen „Arpanet“-Zwischenstationen in den USA.

© Andrew "FastLizard4" Adams

Heute vor 43 Jahren: Der Tag, an dem das Ur-Internet zusammenbrach

Im Jahr 1980 bricht ein Vorläufer des Internets zusammen. Die Ursache: Das Netz hat aus Versehen seinen eigenen Virus erschaffen.

Eine Kolumne von David Will

Der russische Angriffskrieg findet auch im Internet statt. Seit Beginn des Kriegs im vergangenen Jahr ist eine Flut von Cyberattacken auf europäische Computernetze niedergeprasselt, auch hier in Deutschland. Oft rufen Kriminelle dabei eine Website so schnell von so vielen Computern gleichzeitig auf, dass sie schließlich zusammenbricht. „Distributed Denial of Sevice“, kurz „DDoS“ nennt sich das. Es ist der älteste Kniff im Hacker-Werkzeugkasten.

Weniger bekannt ist, dass eine solche Systemüberlastung nicht nur von außen orchestriert werden muss. Sie kann auch hausgemacht sein – so wie am 27. Oktober 1980, heute vor 43 Jahren, als das Ur-Internet für mehrere Stunden stillstand.

Das „Arpanet“, so der Name dieses Netzwerks, verband mehrere Dutzend Rechner miteinander, die vor allem auf Universitätsgeländen an der Ost- und Westküste der USA standen. Dafür setzte es auf eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Technologie: die Paketvermittlung.

Nachrichten werden dabei in kleine „Datenpakete“ zerstückelt, die dann über ein dezentrales Netz von Computern verschickt und immer wieder zwischengespeichert werden. Das ist deutlich sicherer, als eine Standleitung aufzubauen. Fällt eine Zwischenstation aus, wird die Nachricht einfach vom letzten Speicherpunkt neu verschickt.

Die Zerstückelung hat aber auch ihre Nachteile. Um die Pakete in der richtigen Reihenfolge abzuarbeiten, muss jede Station akribisch Buch darüber führen, was wann verschickt wurde. Im Arpanet erhielt darum jedes Paket eine Nummer – ähnlich der Nummer, die man beim Termin im Bürgerbüro ziehen muss.

Was macht man aber, wenn ein Paket mehrere Nummern hat? Genau das passierte an jenem Tag wegen eines Hardwarefehlers an einem Computer. Das System war darauf nicht vorbereitet: Eine Station, die einen solchen Auftrag abfertigen musste, stellte aus Überforderung den Betrieb ein. Davor speiste sie die falschen Nummern aber wieder ins Netz, wo sie sich wie ein Virus von weiterverbreiteten und die Leitungen verstopften.

Den Verantwortlichen blieb nichts anderes übrig, als das komplette Netz neu zu starten. Das Arpanet wurde daraufhin grundlegend überarbeitet – bevor sich wenige Jahre später das Internet durchsetzte, mit seinen ganz eigenen Tücken.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false