zum Hauptinhalt
Mit der Polaroid SX-70 ließen sich Momente festhalten und ziemlich schnell betrachten.

© Lorenzo Spoleti

Heute vor 51 Jahren: „Die Kamera macht den Rest“

Polaroidkameras machten es möglich, den Moment mit einem Klick festzuhalten und das Ergebnis ziemlich schnell zu betrachten. Smartphones sind schneller – und die Polaroid wurde Symbol analoger Entschleunigung.

Eine Kolumne von David Will

„Du verbringst zu viel Zeit mit deinem Smartphone – und tief im Innersten hasst du es.“ So beginnt „An Impossible Project“, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2020, der in Sepiafarben für mehr Auszeiten digitaler Geräte wirbt. Dem Zuschauer wird darin auch eine fast verloren gegangene Kulturtechnik nahe gebracht: die Polaroidkamera.

Kameras dieser Art gibt es wieder. Man kann sie, wie man im Film erfährt, bei einem Wiener Kleinunternehmer kaufen, der dafür eine eigene Werkstatt samt angeschlossener Boutique hochgezogen hat. Es ist das vielleicht kurioseste Produkt moderner Retro-Nostalgie: die Schnappschusskamera als Symbol analoger Entschleunigung.

Denn eigentlich war Polaroid tot. Anfang der 2000er Jahre meldete das Unternehmen Insolvenz an. Über 50 Jahre lang hatte die US-amerikanische Firma Fotoapparate mit einer Art integrierter Dunkelkammer hergestellt. Die Bilder wurden auf einer hauseigenen Spezialfolie festgehalten und direkt nach der Belichtung mit einem Chemiecocktail bedeckt und entwickelt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Gemessen an heutigen Standards waren die Geräte schwer und unhandlich. Auf den Fotos klebte außerdem noch der Negativfilm, den man abknibbeln musste, bevor man das fertige Bild in der Hand hielt. Das änderte sich mit der SX-70, die Polaroid am 26. Oktober 1972, heute vor 51 Jahren, auf den Markt brachte. Die SX-70 war faltbar, passte in jede Jackentasche und verwendete Integralfilm, der die Knibbelei überflüssig machte.

Damit erfüllte Polaroid ein Versprechen, mit dem es seit den 40er Jahren geworben hatte: Ein Klick reicht – und „die Kamera macht den Rest“. Die Instant-Fotografie war so einfach und mühelos, dass sich Polaroidkameras in nur wenigen Jahren in weiten Teilen der Welt und über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg verbreiteten.

In gewisser Weise nahmen Polaroidkameras ihren eigenen Untergang vorweg. Die Schnelligkeit, Beliebigkeit und dauernde Verfügbarkeit, die die zeitgeistige Kritik gerne der Digitalisierung anlastet – das alles war in diesem analogen Gerät schon angelegt. Vielleicht eignet es sich gerade deswegen dazu, ein bisschen Nostalgie auszuprobieren.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false