zum Hauptinhalt
Elektrische Brotschneidemaschine in einer Bäckerei in St. Louis im Jahre 1930.

© gemeinfrei

Heute vor 95 Jahren: Wie geschnittenes Brot erfunden wurde

Am 7. Juli 1928 wurde in einer Bäckerei in Missouri zum ersten Mal in der Geschichte geschnittenes Brot verkauft. Die Entwicklung der Brotschneidemaschine war alles andere als leicht.

Eine Kolumne von Miray Caliskan

In jeder Küche steht eine Verpackung Entschlossenheit. Manche bewahren sie verpönter Weise im Kühlschrank auf, andere in einem extra dafür gedachten Kasten. Die Rede ist von Brot, genauer noch: geschnittenem Brot.

Otto Frederick Rohwedder haben wir es zu verdanken, dass wir die Hunderte Brotsorten, die es in Deutschland so gibt, in vorgeschnittener Form kaufen können. Doch der Weg zu dieser Erfindung, die bis heute prägt, wie wir frühstücken und abendessen, war alles andere als leicht.

Eigentlich hatte Rohwedder gar nicht vor, Erfinder zu werden. Nach seinem Studium der Augenoptik in Chicago, zog der US-Amerikaner nach St. Joseph, Missouri, und war fortan nicht als Augenarzt tätig – sondern öffnete dort drei Schmuckgeschäfte. Vermutlich, weil er als Jugendlicher eine Lehre in diesem Handwerk gemacht hatte.

Vielleicht war er der ungleichmäßig geschnittenen Scheiben überdrüssig, vielleicht aß Rohwedder so viel Brot, dass ihm das Schneiden selbst lästig wurde – in seinen Dreißigern entschloss Rohwedder die Geschichte des Brotes neu zu schreiben. Er wollte es scheibenweise in abgepackter Form verkaufen. Mit dem wenigen Umsatz, den er durch seine Juweliere machte, tüftelte er an einem Entwurf für eine Maschine. 1916 verkaufte er seine Geschäfte, zog in seine Heimatstadt Davenport zurück und eröffnete dort eine Fabrik, um seine volle Energie in die Entwicklung der Brotschneidemaschine zu stecken.

Rohwedder hatte Pech, viel Pech. 1917 wurde sein erster Prototyp, einschließlich der Baupläne, bei einem Brand zerstört. Er wurde krank, gab nicht auf. Es verging ein ganzes Jahrzehnt, bis er die nötigen Mittel für die Wiederaufnahme der Produktion aufbringen konnte. 1928 war seine Maschine, die ein Laib direkt aus Ofen schneiden und auch verpacken konnte, dann fertig gebaut. Die Dicke der Scheiben hatte er mithilfe von Hausfrauen bestimmt, weil sie Brot-Schneide-Expertinnen waren.

Doch Rohwedders Erfindung wurde als Spinnerei abgetan. Die Leute backten ihr Brot selbst oder kauften es laibweise und schnitten es zu Hause. Das System funktionierte – wozu es ändern? Und die Bäckereien glaubten schlichtweg nicht dran, dass der widerspenstige gebackene Teigklumpen maschinell geschnitten werden konnte.

Rohwedder hatte die Hoffnung fast aufgegeben, da traf er auf einen Mann, der vielleicht fast so verzweifelt war wie er: Frank Bench. Er leitete seine in finanzielle Schwierigkeit geratene Bäckerei Chillicothe Baking Company in Chillicothe, Missouri. Am 7. Juli 1928, heute vor 95 Jahren, wurde dann zum ersten Mal in der Geschichte geschnittenes und versiegeltes Brot verkauft.

Es war ein Hit. Rohwedder meldete Patent an und erhielt Bestellungen aus Bäckereien aus dem ganzen Land. Auf seine Erfindung folgten weitere, etwa der Pop-Up-Toaster. Rohwedder wurde aber weder berühmt noch reich. 1933, während der Weltwirtschaftskrise, sah er sich gezwungen, seine Patentrechte zu verkaufen.

Seine größte Würdigung ist vielleicht eine Redensart, die weltweit gültig ist, auf die sich einst sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama berief: „the greatest thing since sliced bread“ – Die größte Erfindung seit geschnitten Brot.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false