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Überflutet. Starkregen hatte am Mittwochnachmittag die Zeppelinstraße in Potsdam unter Wasser gesetzt.

© dpa/Georg Moritz

Mit Gefahrenkarten und Zisternen: Brandenburg will Kommunen besser auf Starkregen vorbereiten

In der Potsdamer Staatskanzlei beraten Brandenburgs Städte und Gemeinden darüber, wie sie sich vor Überflutungen schützen. Eine Förderlinie sollen ihnen dabei helfen.

Überflutete Häuser und Straßen. Vollgelaufene Keller und Felder, die monatelang unter Wasser stehen. Solche Bilder gab es in den letzten Jahren auch aus Brandenburg – 2018 überflutete Starkregen die in einer Niederung gelegene Gemeinde Leegebruch bei Oranienburg, 2021 gab es in Prenzlau ein Starkregenereignis. Und erst kürzlich standen in Potsdam Straßen unter Wasser. „Geht es mit dem Klimawandel weiter wie bisher, werden wir Ende dieses Jahrhunderts mit 40 Prozent mehr Starkregenereignissen rechnen müssen“, sagte der Abteilungsleiter für Hydrometeorologie beim Deutschen Wetterdienst, Frank Kaspar.

Der Wissenschaftler war am Donnerstag zu Gast in der Potsdamer Staatskanzlei. Auf Einladung von Umweltminister Axel Vogel (Grüne) trafen sich dort Experten und Vertreter der Kommunen, um darüber zu beraten, wie sich das Land Brandenburg und seine Städte und Gemeinden künftig auf Starkregenereignisse vorbereiten können. Es gehe darum, ein Problembewusstsein zu entwickeln, sagte Vogel. Denn wenn erst einmal mehr als 20 Liter Wasser pro Quadratmeter und Stunde fallen, kann weder die herkömmliche Kanalisation noch die Versickerung das Wasser abfangen und schadlos abführen.

„Es wird in Brandenburg nicht so schlimm wie in den Mittelgebirgen, wo Starkregen zu reißender Gewalt wird“, sagte Wolfgang Müller aus der Abteilung für Wasser- und Bodenschutz des Umweltministeriums. „Aber wir haben Ereignisse, wo die Dauer der Überflutung problematisch ist: Ein Haus, das lange im Wasser ist, nimmt Schaden.“ Und wenn sich dann noch der Öltank losreiße, könne das Haus sogar unbewohnbar werden.

19 Millionen Euro allein aus EU-Mitteln

Das Land hat deshalb eine Förderrichtlinie für Kommunen geschaffen. Diese können etwa Gefahrenkarten erstellen lassen, die allen Hauseigentümern und Anwohnern zeigen, aus welcher Richtung wann mit steigenden Wasserständen zu rechnen ist. So sollten Grundstücke besser geschützt werden. Insgesamt 19 Millionen Euro aus EU-Mitteln und sechs Millionen Euro aus Mitteln des Landes stehen in der Förderrichtlinie zur Verfügung, mit der auch der Bau von Zisternen und Rückhaltebecken durch die Kommunen gefördert werden soll.

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Millionen Euro aus Mitteln des Landes stehen in der Förderrichtlinie zur Verfügung.

Denn wenn es nicht gerade zu Starkregen kommt, wird das Land in der Zukunft eher unter Trockenheit leiden. Daher ist es sinnvoll, das Wasser konzentriert zurückzuhalten. „Wir dürfen das Thema Starkregen nicht damit lösen, dass wir noch mehr entwässern“, sagte der auf Starkregen spezialisierte Ingenieur Heiko Sieker. „Wir müssen es so speichern, dass es keinen Schaden anrichten kann.“

Was keine ganz neue Erkenntnis ist, wenn man etwa an Prignitzer Wasserspeicher wie den Rudower See oder das Staubecken in Preddöhl denkt. Doch auch jeder Hausbesitzer könne mit Zisternen Regenwasser speichern, sagte Sieker. Er selbst nehme die ehemalige Abwassergrube seines Hauses dafür und bewässere mit dem gespeicherten Regen an trockenen Tagen seinen Garten.

Unter den zahlreichen Teilnehmern der Veranstaltung fand sich auch der zweite Beigeordnete der Stadt Prenzlau, Andreas Heinrich. Die Stadt sei gerade dabei, einen ehemaligen Abwasserkanal herzurichten, um darüber Regenwasser in die Ucker abzuleiten. Dafür allerdings wäre der Bau eines Klärwerks nötig, um Umweltauflagen zu erfüllen. „Das ist eine Millioneninvestition“, sagte Heinrich. Nun wolle man klären, ob diese mit der neuen Richtlinie des Landes gefördert werden kann.

Und auch aus Heiligengrabe in der Ostprignitz war eine Vertreterin nach Potsdam gekommen. „Wir machen uns natürlich Gedanken, wie wir mit künftigen Starkregenereignissen umgehen“, sagte Katja Fechner. „Aber noch stehen wir da ganz am Anfang.“

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