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Das Foto des Gesundheitsamtes Berlin-Reinickendorf zeigt einen Asylbewerber, der im Zuge eines Masernausbruchs geimpft wird.

© dpa/Marcel Möller-Kutzki

Ärzte, Sozialpädagogen, Übersetzer gesucht: In Berlins Gesundheitsämtern fehlen 370 Fachkräfte

Kein Amt erfüllt das Plan-Soll, doch die Spannbreite ist groß: In einem Bezirk sind sogar 63 Vollzeit-Stellen unbesetzt. Besonders arg ist die Lage der Sozialpsychiatrischen Dienste.

Berlins Gesundheitsämter stehen unter Druck, die Personalnot hat sich trotz vereinzelter Werbekampagnen der Bezirke sogar zugespitzt. Gesucht werden unter anderem Ärzte, Therapeuten, Übersetzer, Techniker und Sozialpädagogen – und zwar in fast allen Bezirken.

Mit fast 63 Vollzeitstellen, verteilt auf bis zu 100 einzelne Beschäftigte, fehlt dem Gesundheitsamt in Tempelhof-Schöneberg am meisten Personal: Von den 202 Planstellen sind nur 139 besetzt. In Treptow-Köpenick ist die Lage noch am besten: Dort sind 111 von 126 Soll-Stellen besetzt.

Insgesamt sind von 2009 Planstellen in den Gesundheitsämtern der Stadt 1638 besetzt. Das geht aus einer Vorlage der Verwaltung von Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) für den Haushaltsplan für 2024/25 hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Es fehlen in den Bezirken also zusammengenommen 371 Männer und Frauen mit zahlreichen Qualifikationen, wenn sie in Vollzeit arbeiten wollten – aufgeteilt in Teilzeitjobs bräuchte es noch deutlich mehr Fachkräfte.

Psychiater unter Druck

Die Lücke war in den vergangenen Jahren ähnlich groß, die Zahl der unbesetzten Stellen stieg nach der Coronakrise aber wieder etwas. Hintergrund dürfte neben Wünschen nach Teilzeitarbeit insbesondere die angespannte Situation in den Sozialpsychiatrischen Diensten sein.

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In den im Behördenjargon mit SpD abgekürzten Abteilungen kümmern sich Ärzte, Sozialarbeiter und Psychologen um Einwohner mit psychischen Erkrankungen, schwerer Sucht und geistigen Beeinträchtigungen. Dazu gibt es Treffen in den Ämtern selbst, aber auch Hausbesuche. Zudem kann sich das Umfeld von Betroffenen beraten lassen. Der Sozialpsychiatrische Dienst darf bei einer akuten Selbst- oder Fremdgefährdung eine Zwangseinweisung einleiten. Der Betroffene wird dann in eine Klinik für Psychiatrie gebracht, notfalls gegen seinen Willen.

244
Planstellen von insgesamt 307 Posten in den Sozialpsychiatrischen Diensten waren zuletzt besetzt

Auf den SpD-Abteilungen der Ämter lastet insofern ein besonderer Druck, zumal auch Psychiater aus den Kliniken berichten, dass sich die Lage zuspitze. In vielen Fällen spielten Drogen eine Rolle, zudem gebe es oft sprachbedingte Verständigungsschwierigkeiten.

1000 Euro Unterschied

So waren im Sozialpsychiatrischen Dienst in Pankow zuletzt nur 25 von 32 Planstellen besetzt. Am besten aufgestellt ist dahingehend Spandau: Dort sind von knapp 20 vollen Stellen etwa 15 Vollzeit-Äquivalente besetzt – also so viele Teilzeitbeschäftigte, dass dies zusammen 15 volle Stellen ergibt. Insgesamt fehlen den SpD-Abteilungen in Berlin fast 65 voll arbeitende Fachkräfte, von 307 Planstellen waren zuletzt also nur 244 besetzt.

„Mehr als 370 offene Stellen sind ein Problem für die Vorsorge in der Stadt“, sagte Silke Gebel (Grüne), die dem Gesundheitsausschuss im Abgeordnetenhaus vorsitzt. „Die Senatorin muss erklären, wie sie dieses Problem angeht.“ Sie habe Fragen dazu im Hauptausschuss vorgelegt, sagte Gebel. Schwierig sei, dass die Mediziner in den Ämtern mehr als 1000 Euro weniger im Monat bekämen als ranggleiche Klinikkollegen. Das hängt mit dem Tarifgefüge der Verwaltungen zusammen, in den Krankenhäusern dagegen gilt ein Ärzte-Tarifvertrag.

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