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Ein Fahrgast steht auf einem leeren Bahngleis des Potsdamer Hauptbahnhofs, während ein Display über den laufenden Streik informiert.

© dpa/Georg Moritz

Update

Bahn-Warnstreik trifft Berlin: Notfahrplan bei Regios und S-Bahn – S1 fährt wieder im 20-Minuten-Takt

Erneut ruft die Gewerkschaft GDL zum Ausstand bei der Deutschen Bahn auf. Betroffen sind S-Bahn, ICE und Regios. Erhöhte Nachfrage gibt es bei den Berliner Verkehrsbetrieben.

| Update:

Durch den bundesweiten Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL kommt es zu Einschränkungen im Bahnverkehr in Berlin und Brandenburg. Betroffen sind S-Bahn, ICE und Regionalzüge.

Trotz des Warnstreiks hat die Linie S1 der S-Bahn Berlin wieder den Betrieb aufgenommen. Die Linie fahre auf ganzer Strecke derzeit im 20-Minutentakt, sagte ein Bahnsprecher am Freitagmittag. Ansonsten bleibe es bei den bestehenden Einschränkungen im Bahnverkehr der Hauptstadt.

Seit dem späten Donnerstagabend legt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer auch in Berlin und Brandenburg weite Teile des Personenverkehrs mit einem Warnstreik lahm. Durch einen Notfahrplan werden auf einigen Linien weiterhin Fahrten in größeren Abständen angeboten.

Erhöhte Nachfrage und Verspätungen bei der BVG

In Anbetracht des Warnstreiks bei der Bahn nutzten am Freitagmorgen deutlich mehr Menschen die Verkehrsmittel der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).

Die BVG teilte mit, im morgendlichen Berufsverkehr eine deutlich stärkere Nachfrage verzeichnet zu haben als an normalen Wochentagen. Besonders viele Fahrgäste nutzten demnach die BVG-Linien, die parallel zu den bestreikten S-Bahn-Verbindungen verlaufen.

Durch die erhöhte Nachfrage sei es bei Bus und Straßenbahn zwischenzeitlich zu Verspätungen von 10 bis 15 Minuten gekommen. Nach Ende des Berufsverkehrs hätten sich die Auswirkungen laut BVG wieder normalisiert.

„Aufgrund des Streiks bei DB und S-Bahn sind unsere Fahrzeuge heute sehr voll. Daher kommt es leider im gesamten Stadtgebiet auf diversen Linien zu Verspätungen und Unregelmäßigkeiten“, teilte die BVG am Nachmittag auf der Plattform X mit.

Die BVG ist nicht direkt von der Arbeitsniederlegung der Lokführergewerkschaft GDL betroffen. Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen fahren also. Die BVG hatte jedoch bereits vor Beginn des Warnstreiks vollere Fahrzeuge und längere Wartezeiten angekündigt. So sei die U5 am Freitagmorgen völlig überfüllt gewesen, berichtete eine Fahrgästin. Zeitweise fuhren die Züge nur im Zehn-Minuten-Takt. Bei der BVG gilt ein eigener Tarifvertrag, der erst im Januar verhandelt wird.

Notfahrplan bei S-Bahn und Regios

Seit dem späten Donnerstagabend läuft der zweite bundesweite Warnstreik der GDL. „Wir können im Regionalverkehr der DB einige wenige Fahrten anbieten“, teilte die Deutsche Bahn am frühen Freitagmorgen mit. „Das ist aber letztlich nicht mehr als ein Notfahrplan, der von dem normalen Zug-Angebot weit entfernt ist.“

So rollten einige Züge auf der Regionalexpresslinie RE3 zwischen Angermünde und Berlin-Gesundbrunnen sowie auf der RE4 zwischen Rathenow und Berlin-Spandau und auf der RE5 zwischen Rostock und Berlin. „Einige Züge verkehren auch auf der RE7 zwischen Bad Belzig und Berlin-Wannsee sowie zwischen Berlin-Ostkreuz und Lübben“, hieß es. Dennoch empfehle die Bahn allen Fahrgästen weiterhin, auf Reisen am Freitag besser zu verzichten oder die Fahrt zu verschieben.

Vier S-Bahn-Linien fahren im 20-Minuten-Takt

Lediglich auf vier S-Bahn-Linien seien Züge am Freitag im 20-Minuten-Takt unterwegs, um vor allem Außenbezirke an die Berliner Innenstadt anzubinden, hieß es. Dabei handelt es sich um die S3 (Erkner-Ostbahnhof), die S46 (Königs Wusterhausen-Schöneberg), S5 (Strausberg Nord-Ostbahnhof) und die S9 (Friedrichstraße-Flughafen BER T1-2). Schießlich kam noch die S1 hinzu.

Auf anderen Strecken setze die Bahn zusätzlich Busse ein, um Fahrgästen ein Notfahrplan-Angebot machen zu können. Das sei auf den S-Bahn-Linien S25 Nord (Hennigsdorf-Tegel) sowie S25 Süd (Teltow Stadt-Lichterfelde Ost) der Fall, teilte die Bahn weiter mit. Die S-Bahn forderte die Fahrgäste in Berlin auf, U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse zu nutzen.

Die GDL hatte zu einem 24-stündigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. Ein Bahnsprecher nannte das Vorgehen der Gewerkschaft „verantwortungslos und egoistisch“. Bei dem Streik soll es sich um den letzten Ausstand in diesem Jahr handeln.

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Der Ausstand soll bis Freitagabend, 22 Uhr, dauern. Beeinträchtigungen sollte es vor allem im Fernverkehr schon vor dem offiziellen Beginn des Warnstreiks geben, ebenso wird es am Sonnabendmorgen vermutlich nicht hundertprozentig rund laufen. Dies zeigen die früheren Warnstreiks. 

Zum Ausstand aufgerufen sind sämtliche Arbeitnehmer im Fern- und Regionalverkehr, ebenso die der S-Bahnen in Berlin und Hamburg. Wie im November will die Bahn im Fernverkehr einen Notfahrplan aufstellen, mit etwa 20 Prozent des normalen Angebots.

Bauarbeiten auf BVG-Linien

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die GDL scharf: „Die Gewerkschaft beteiligt sich daran, den Ruf des Systems Bahn immer weiter zu verschlechtern. Das kann eigentlich nicht wirklich im Sinne der Mitarbeiter sein.“ Zudem hätte der Ausstand früher angekündigt werden sollen, damit sich Reisende besser darauf einstellen können, hieß es.

Beachten müssen Fahrgäste, die den Streik umfahren wollen, dass die U8 wegen Bauarbeiten zwischen Alexanderplatz und Osloer Straße gesperrt ist. Auf diesem wichtigen Abschnitt fahren nur Busse. Da seit einem Jahr auf dem nördlichen Abschnitt der U6 gebaut wird, ist Tegel am Freitag wieder komplett abgeschnitten vom Schienennetz. Die S-Bahn will von Hennigsdorf bis Tegel einen Busnotverkehr anbieten, für die Weiterfahrt muss dann in den Busnotverkehr der BVG umgestiegen werden. Die Fahrzeit vervielfacht sich für Hennigsdorfer also.

Unterdessen läuft auch bei der BVG nicht alles rund: Interne Zahlen dokumentieren, dass die Zahl der Fahrtausfälle seit dem Herbst in die Höhe geschnellt ist und sich auch im Dezember auf diesem Niveau fortsetzt. Probleme bereiten der BVG Personalausfälle und kaputte Fahrzeuge.

Auch die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) ist nicht vom Streik betroffen, da das private Unternehmen nicht von der GDL bestreikt wird. Da die Odeg die Infrastruktur der Deutschen Bahn nutze, seien dennoch Ausfälle möglich, hieß es. Doch anders als bei den EVG-Streiks im Frühjahr wurden im November die Stellwerke nicht bestreikt. Diese gehören zur DB, auch private Unternehmen sind auf sie angewiesen.

Die Odeg betreibt im Auftrag des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) mehrere wichtige Regionalexpress-Linien, darunter den RE1 (Magdeburg-Brandenburg-Berlin-Frankfurt). Bei den EVG-Streiks im Frühjahr hatte auch die Odeg den Betrieb komplett eingestellt, da auch die Stellwerke der DB bestreikt wurden.

Die GDL fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die DB lehnte dies angesichts des Fachkräftemangels als nicht machbar ab. „Damit ignorieren die Unternehmen nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten“, erklärte nun GDL-Chef Claus Weselsky. „Sie torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung.“

Die Gewerkschaft fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit 555 Euro mehr Lohn und 3000 Euro Inflationsprämie. Die Bahn hat bislang ein Angebot unterbreitet, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro vorsieht – gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten. (mit dpa)

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