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Das Gebäude in Pankow hat acht Geschosse.

© Supermarket Lab

76 Apartments für Charité-Beschäftigte: Erster Anlaufpunkt für ausländische Fachkräfte

Der Berliner Mietmarkt stellt ausländische Fachkräfte vor Probleme. Die Charité unterstützt ihre neuen Leute daher mit Wohnungen. Insgesamt hat die Klinik nun mehr als 400 Apartments.

Werkswohnungen sind eine Idee aus dem 19. Jahrhundert. Betriebe bauten um ihre Fabriken Wohnquartiere für die Arbeiter:innen und ihre Familien. Im Wettbewerb um Fachkräfte lebt das Konzept neuerdings wieder auf: Am Mittwoch hat das landeseigene Wohnungsunternehmen Berlinovo 76 Apartments in Pankow in die Verantwortung der Berliner Charité übergeben. Im gesamten Stadtgebiet verwaltet das Universitätskrankenhaus jetzt rund 440 Wohneinheiten.

In den Apartments in Pankow wohnen fast ausschließlich ausländische Pflegekräfte, unter anderem aus Mexiko und von den Philippinen. „Wir müssen die Menschen nicht nur beim Deutschlernen unterstützen, sondern auch bei der Integration in die Stadtgesellschaft. Dafür brauchen sie ein Zuhause“, sagt Astrid Lurati, Vorstand für Finanzen und Infrastruktur bei der Charité.

Ihr Kollege Nagi Salaz, der um die Welt reist und internationale Pflegekräfte an die Charité holt, sagt, dass eine Meldeadresse Voraussetzung für ein Visum sei. Die neuen Wohnungen brächten der Universitätsklinik einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte.

590 Euro warm für ein Einzelapartment

Insgesamt können 82 Menschen in den neuen Werkswohnungen unterkommen. Frei sind derzeit sechs bis sieben Einheiten.

Einer, der hier lebt, ist der 26-jährige Wassim Hadded. Der Tunesier ist vor zwei Monaten nach Deutschland gekommen. Die Ein-Zimmer-Wohnung hat er vor einem Monat bezogen. „Die Charité ist mein Zuhause“, erzählt er in sehr gutem Deutsch, während er in seiner Wohnung steht. „Wir machen immer Party auf der Terrasse und spielen zusammen Fußball. Ich fühle mich wohl.“

Hadded arbeitet als Krankenpfleger in der Pneumologie. Er und die anderen internationalen Fachkräfte kommen mit Grundkenntnissen der Sprache ins Land. In Berlin wechseln sie zwischen der Arbeit im Krankenhaus und dem Deutschkurs, der sie auf die B2-Prüfung vorbereitet. Im Heimatland lernen sie Deutsch auf B1-Niveau.

Die symbolische Schlüsselübergabe mit Finanzsenator Stefan Evers (CDU).
Die symbolische Schlüsselübergabe mit Finanzsenator Stefan Evers (CDU).

© Markus Heggen/Charité

590 Euro warm zahlt Hadded pro Monat. Die Doppeleinheiten kosten zwischen 700 und 800 Euro. Die Charité hat mit der Berlinovo eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Nach Aussage von Finanzchefin Lurati gebe die Klinik die Kosten eins-zu-eins an die Mieter:innen weiter. „Wir schlagen keine Margen obendrauf.“

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Die Wohnungen dienten laut ihr dazu, dass die ausländischen Fachkräfte in der Stadt ankommen können. „Die Leute sollen hier sechs bis zwölf Monate leben“, sagt Lurati. Danach müssten sie sich eine Bleibe auf dem Mietmarkt suchen. Viele zögen in Wohngemeinschaften.

Tausende Landesbeschäftigte gehen bald in Rente

Zur feierlichen Übergabe am Mittwoch ist Finanzsenator Stefan Evers (CDU) vorbeigekommen. „Wir sind darauf angewiesen, Menschen, die nach Berlin ziehen, schnell ein Dach über dem Kopf zu bieten“, sagt Evers, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Berlinovo ist. „Das ist ein wichtiger Beitrag für die Strategie des Landes, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“

Die Wohnungen sind jedoch nur ein kleiner Beitrag, das weiß Evers. In Berlin arbeiten rund 215.000 Menschen im öffentlichen Dienst. Die von ihm geleitete Senatsfinanzverwaltung geht davon aus, dass in den kommenden Jahren allein 4000 Verwaltungsmitarbeitende pro Jahr in den Ruhestand gehen werden. Auch die Landesbetriebe müssen tausende Stellen nachbesetzen. So wollen etwa die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bis 2028 10.000 neue Leute einstellen.

Die Berlinovo hat sich auf Beschäftigtenwohnen spezialisiert. Sie baut unter anderem Gebäude, in denen Polizeianwärter:innen leben.

In der Storkower Straße, wo der Bau mit den 76 Charité-Apartments steht, vermietet die Berlinovo bereits 141 Apartments an Studierende. Stadtweit managt das landeseigene Wohnungsunternehmen rund 4500 Beschäftigten-Apartments, in den kommenden Jahren will es 2200 weitere Werkswohnungen errichten. Dafür steht dem Unternehmen ein Investitionsvolumen von 421 Millionen Euro zur Verfügung.

Senat finanziert Bildungscampus

Gelder in dieser Größenordnung wird die Charité für den neuen Bildungscampus wahrscheinlich nicht haben. Auf dem Areal der Wenckebach-Klinik in Tempelhof will sie diesen mit den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken betreiben.

Der zentrale Ausbildungscampus soll Tausende Pfleger:innen und Gesundheitsfachkräfte ausbilden. Geld, um mit dem Umbau zu beginnen, war zunächst nicht im Haushaltsentwurf für die Jahre 2024 und 2025 vorgesehen. Nun stehen wohl 75 Millionen Euro bis 2027 zur Verfügung, weniger als die Vivantes-Führung erwartete. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet.

Carla Eysel, die Personal- und Pflegechefin der Charité, zeigt sich gleichwohl zufrieden: „Wir freuen uns sehr über die geplante Finanzierung unseres gemeinsamen Bildungscampus. Wir bilden am Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe mit stets steigendem Bedarf und damit anders als im deutschlandweiten Trend erkennbar, Gesundheitsfachberufe aus und freuen uns auf die neue Heimat des Campus.“

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