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Ein sogenannter Wertgigant aus gebrauchten Elektroteilen steht auf der Ifa für das große Thema Nachhaltigkeit.

© obs/Wertgarantie | J.-M. Müller

Backöfen und Blumenkübel: So präsentiert sich die Funkausstellung Ifa unter neuer Regie

Handys, Computer, smarte Haushaltsgeräte: Ein Jahr vor dem 100. Geburtstag locken gut 2000 Aussteller zur Ifa unter den Berliner Funkturm. „Öko“ wird großgeschrieben, zugleich wird an den Ständen kräftig geklotzt.

Am Freitagmorgen liegt noch etwas Holzstaub in der Luft und der Geruch von Farbe und Kleber. Die Handwerker haben es wieder geschafft in der „Nacht der langen Messer“, wie ein Ifa-Manager die letzten Stunden vor der Eröffnung nennt. Wände und Regale sind getüncht, Anschlüsse und Teppiche verlegt, das Mobiliar steht und die Deko glimmert so hell und bunt wie die Bildschirme. In ein paar Tagen wird alles wieder abgerissen.

Eher nüchtern ist der „Hub 27“ gestaltet, wo die „Ifa Next“ untergebracht ist und wo Kai Wegner mit dem obligatorischen Rundgang des Regierenden Bürgermeisters die weltgrößte Elektronikmesse eröffnet. Aus vielen Tonnen OSB-Platten wurden ein paar hundert Treffpunkt-Nischen zusammengezimmert, in denen sich 350 Start-ups präsentieren. Es sind fast dreimal so viele wie 2022, weil der neue Ifa-Veranstalter die jungen Firmen einlädt, also die Kosten übernimmt.

Das Logo ist unverändert, die rote Ifa-Farbe wurde etwas dunkler.
Das Logo ist unverändert, die rote Ifa-Farbe wurde etwas dunkler.

© dpa/Sebastian Gollnow

Das Logo stand infrage

„Eigentlich ist alles wie immer“, sagt ein Aussteller, aber das stimmt nicht. Der Branchenverband gfu, dem die Ifa gehört, hat sich mit dem britischen Eventkonzern Clarion zur Ifa Management GmbH verbündet, die erstmals und anstelle der landeseigenen Messe Berlin die Ausstellung organisiert. Die Messegesellschaft ist jetzt Vermieter. Die Mehrheit an der neuen Betreibergesellschaft hat Clarion. Und das Sagen. Die Londonern Manager stellten das berühmte Logo und die rote Farbe infrage. Das Logo ist geblieben, das Rot etwas dunkler.

„Wir sind ausgebucht“, freuen sich die neuen Veranstalter über mehr als 2000 Aussteller, die bis zum kommenden Dienstag 180.000 Besucher erwarten. Zu sehen gibt es Haushaltsgeräte, die rund 60 Prozent der Ifa ausmachen, TV-Geräte, Handys und Computer, Spiele und Kameras und vieles mehr aus der Welt der Elektronik und des Entertainment.

Bis zu zehn Teile des Fairphone 5 lassen sich angeblich mühelos auswechseln, wenn sie kaputt sind.
Bis zu zehn Teile des Fairphone 5 lassen sich angeblich mühelos auswechseln, wenn sie kaputt sind.

© dpa/-

Sustainability ist das Motto und Modewort der Ifa. Jeder zweite Aussteller schmückt seinen Stand mit Grünpflanzen, in einem „Siemens Garden auf Intelligence“ hat der europäischen Marktführer BSH (für Bosch-Siemens-Hausgeräte) neueste Produkte aufgestellt. Nebenan bei Bosch dampft den ganzen Tag das Kochgeschirr in einer Showküche. „Einfach besser kochen mit Sophia“ steht auf dem Programm, und „Deutschland kocht mit Claudia Thum“.

Das Haushaltsgerät des 21. Jahrhunderts ist schnell, sparsam und intelligent und verspricht „mehr Lebensqualität“. Wie der Backofen, der mit Künstlicher Intelligenz funktioniert: Man stellt den Auflauf oder Kuchen in den Ofen, dessen Kamera die Speise erkennt und entsprechend Temperatur und Garzeit wählt. 40 Gerichte identifiziert das Gerät, aber das sollen mehr werden. Ähnlich schlau ist das Kochfeld des Herds, der selbstständig die Temperatur misst und verändert. „Kochen wird stressfrei und nachhaltig“, meint der Hersteller.

Vieles dreht sich um Ressourcenverbrauch und Klimaschutz.
Vieles dreht sich um Ressourcenverbrauch und Klimaschutz.

© AFP/ODD ANDERSEN

Unter Nachhaltigkeit reklamiert BSH das Bemühen um eine längere Lebensdauer: Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Großgeräte wie Waschmaschinen oder Herde hat der Konzern von zehn auf 15 Jahre verlängert. Dass diese Geräte künftig Aussetzer selbst analysieren und dem Nutzer kommunizieren, wie er den Fehler beheben kann, gehört zum künftigen Standard, mit dem auch die Premiummarke Miele („Einfach perfekt waschen.“) wirbt. Auf 3000 Quadratmeter hat das Unternehmen aus Gütersloh eine öde Messehalle in ein nagelneues Einrichtungshaus verwandelt.

Miele wirbt für Eco

Zu den 300 Miele-Mitarbeitern auf der Ifa gehört auch Miteigentümer Markus Miele, der für die Eco-Programme wirbt, da die offenbar selten angewendet werden: Würden die Hausfrauen- und -männer das Sparprogramm doppelt so oft nutzen wie bislang, dann sparte das so viel Energie (und CO₂), wie bei der Produktion des Geschirrspülers oder der Waschmaschinen verbraucht werden.

Der niederländische Smartphone-Hersteller Fairphone setzt einen Akzent gegen die Wegwerfkultur: Beim Fairphone 5 lassen sich der Akku und zehn weitere Ersatzteile angeblich mühelos auswechseln. Mit knapp 700 Euro kostet das Telefon 120 Euro mehr als das Vorgängermodell.

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Der größte Smartphone-Anbieter der Welt ist auch der größte Ifa-Aussteller. Samsung belegt 6000 Quadratmeter und damit den gesamten City Cube. Mehr als 500 Mitarbeiter sind aus Asien angereist, um unter anderem den neuen 98 Zoll (2,49 Meter) großen Samsung 4K QLED Q80C und mithin ein Fernseherlebnis in ganz großen Dimensionen zu präsentieren. Alles in allem investiert der koreanische Elektronikkonzern einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ifa-Auftritt.

Korea ist sehr präsent

Überhaupt sind Asiaten sehr präsent in den 26 Messehallen und dem City Cube. Staatliche koreanische Fördereinrichtungen prägen das Bild in der Start-up Halle, wo sonst von den Konzernen nur noch BSH auffällt. Im Ifa-Segment Global Markets, das die Hallen acht bis 17 füllt und vom 3. bis 5. September zugänglich ist, überwiegen kleinere chinesische Firmen, die ihre Produkte den Fachbesuchern zeigen, also Einkäufern und Händlern aus der Industrie. Vor Corona war dieser Bereich ausgegliedert in die „Station“ am Gleisdreieck, weil es unterm Funkturm keinen Platz gab.

Bis zur Ifa-Größe von 2019, damals kamen 245.000 Besucher, ist der Weg weit. Einen Schub erhoffen sich die Veranstalter 2024, wenn die Ifa 100. wird und der Geburtstag an verschiedenen Orten in der Stadt gefeiert wird. Beachtlich ist das Jubiläum deshalb, weil der durchschnittliche Lebenszyklus einer Messe statistisch 30 Jahre beträgt. Die Ifa ist also eine nachhaltige Ausstellung.

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