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Ein Verdi-Mitglied trägt eine Fahne seiner Gewerkschaft auf der Schulter und steht zusammen mit anderen Beschäftigten vor einem Gebäude.

© dpa

Wegen Inflation und hohen Kosten: Verdi lehnt Angebot der Arbeitgeber im Einzelhandel ab

Die Gewerkschaft hält an ihrer Forderung nach 2,50 Euro mehr Lohn pro Stunde fest. Wegen Inflation und hohen Preisen bleibe sonst zu wenig Geld übrig.

In den Tarifverhandlungen im Einzelhandel gibt es vorerst keine Einigung. Die Gewerkschaft Verdi teilte am Donnerstag mit, dass sie ein Angebot der Arbeitgeberseite abgelehnt habe. Demnach boten die Arbeitgeber eine Lohnsteigerung von 5,3 Prozent ab Oktober 2023 an.

„Das Angebot klingt hoch“, sagt Conny Weißbach, Verdi-Fachbereichsleiterin für den Berliner Handel, doch es gleiche den Reallohnverlust nicht aus. Als Reallohn wird der Teil des Verdiensts bezeichnet, über den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich verfügen können. Momentan zehren Inflation und hohe Preise am Reallohn.

„Das Lohnniveau ist insgesamt niedrig im Handel“, meint Weißbach. Außerdem arbeite ein großer Teil der Beschäftigten in Teilzeit. Im Einzelhandel seien vor allem Frauen beschäftigt, die Quote liege bei 66 Prozent. Viele von ihnen seien zudem als Alleinerziehende besonders hart getroffen von der aktuell schwierigen Wirtschaftslage. Unter dem Strich sei die angebotene Lohnsteigerung für die „überwiegende Mehrheit“ der Beschäftigten keine wirkliche Verbesserung. Verdi halte daher an der Forderung nach einer Lohnerhöhung von 2,50 Euro pro Stunde fest.

500 Euro mehr Kosten im Monat

In Berlin-Brandenburg arbeiten der Gewerkschaft zufolge insgesamt etwa 230.000 Menschen im Einzelhandel. In Berlin liegt die Teilzeitquote bei 65 Prozent und in Brandenburg bei 55 Prozent. Der bisherige Tarifvertrag ist zum 30. Juni 2023 ausgelaufen. Verdi fordert eine Tariferhöhung, die direkt ab 1. Juli 2023 anschließt. Doch das lehnten die Arbeitgeber ab.

Silvana Meister arbeitet als Kommissioniererin bei Kaufland in Lübbenau/Spreewald und ist Verdi-Mitglied. „Wir brauchen definitiv eine Erhöhung der Reallöhne“, sagt sie. Sie arbeite in Teilzeit 30 Stunden pro Woche. In ihrem Haushalt seien die monatlichen Kosten seit Beginn der Inflation um etwa 500 Euro gestiegen. „Urlaub ist bei uns nicht mehr drin.“ Gleichzeitig müsse sie aufgrund des Personalmangels deutlich mehr leisten.

Roman Galeski ist als Verkäufer beim Modehändler H&M in der Wilmersdorfer Straße in Berlin tätig, ebenfalls in Teilzeit. Er fürchte die Altersarmut, sagt er. Laut Rentenbescheid stünden ihm im Alter 1.200 Euro Rente zu, doch das reiche nicht aus. Eine private Altersvorsorge könne er sich nicht leisten, da er schon jetzt am Ende des Monats kein Geld mehr übrig habe.

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