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Macy Gray

© uta

Brüste, Glühwein und Soul-R&B: Die Tagestipps für Berlin am 13. November 2023

Keine Lust auf den wöchentlichen Montagsblues? Wir haben sechs Konzert-, Lesung- und Ausstellungstipps für einen großartigen Start in die Woche.

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1 Festival: Winterzauber in Reinickendorf

Nur weil er zu klein ist, soll er keine Geschenke verteilen dürfen?

© Promo

Für die Reinickendorfer ist das neue Kindertheaterfestival eine Premiere. Der Bezirk sowie die Bühnenfüchse Reinickendorf unterstützen den Kinder-Musik-Theater e.V. bei der Präsentation des Festivals „Winterzauber“. Über zehn Performances für Kinder von 2 bis 9 Jahren werden allesamt in dem historischen LabSaal Lübars gespielt.

Die Stücke, die teils auch Interpretationen bekannter Weihnachtsmärchen wie „Die Schneekönigin“ und „Frau Holle“ sind, sollen schon mal auf die Winterzeit vorbereiten und bieten ordentlich Theaterspaß für Heranwachsende. Als Gäste sind unter anderem Das weite Theater mit ihren Puppenspielen und das Kindermusik-Urgestein Robert Metcalf dabei.

Die Bühnenfüchse Reinickendorf sind Teil des Berliner KiA-Programmms der Senatsverwaltung für Kultur, die sich um die Stärkung darstellender Künste in bisher unterrepräsentierten Stadträumen bemüht. Die Förderung lokaler Spielräume im Kiez soll die bestehenden, teils historischen Spielstätten erhalten.

2 Performance: Sisters of Comedy

Mit Witz gegen Repressionen.

© Ratibor Theater e.V.

In Afghanistan verboten die Taliban Ende der 90er den Frauen das Lachen in der Öffentlichkeit. Und sie haben heute wieder das Sagen. Am Montag stehen Frauen als Sisters of Comedy auf der Bühne, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Die Eintrittsgelder gehen komplett an den Kabul-Luftbrücke e.V., der allein reisende Frauen aus Afghanistan herausholt.

3 Konzert: Krooked Kings

Indie-Rock mit Soundtrackpotenzial.

© Makenna Chatlin

In der knappen Spotify-Bio schreiben Krooked Kings: „5 dudes, 1 band, 0 talent“. Die fünfköpfige Band aus Salt Lake City nehmen sich nicht so ernst. Selbstironie und Bescheidenheit paaren sich, authentisch und sympathisch eben. Auf dem jüngsten Album „All Out of Good Days“ (2023) zeigen sie, warum ihr Herz im Indie-Rock-Kosmos liegt.

Melancholische Gitarren und catchy Schlagzeug lassen einen Sound zu, der aus einem idyllischen Bilderbuch entspringen könnte. Dazu singt Oli Martin über Beziehung und Freundschaft, wie es sich auf einer wahren Indie-Platte gehört. Wer The Strokes liebt, liebt Krooked Kings. Autoradio aufdrehen oder auf der nächsten Party wild tanzen. Hier sind wieder wahre Indie-Momente möglich.

4 Lesung: Brust – Geschichte eines politischen Körperteils

BHs: Unbequemer Zwang?

© IMAGO/Zoonar/IMAGO/Zoonar.com/Yuri Arcurs peopleimages.com

Brüste sollen perfekt (was auch immer das heißen mag) aussehen, makellos symmetrisch geformt sein und doch in einen unbequemen BH gezwängt werden – sonst lenkt man die Männer ab. Dasselbe gilt für einen zu tiefen Ausschnitt.

Und Frauen oben ohne im Freibad? Obszön! Außerdem: Ernährt man sein Baby nicht von der eigenen Milch, ist man eine Rabenmutter. Aber bitte nicht in der Öffentlichkeit stillen! Die weibliche Brust muss vielen Ansprüchen gerecht werden, sie ist ein Politikum und von primärem Interesse.

Vor allem bei Männern, schreibt Anja Zimmermann in ihrem Buch „Brust. Geschichte eines politischen Körperteils“, denn an der Tabuisierung der Brust würde der männliche Anspruch auf Kontrolle über den weiblichen Körper in vielfältiger Weise deutlich. In dem Sachbuch untersucht die Autorin die Frauenbrust aus verschiedenen Perspektiven.

Im Mittelpunkt steht stets eine politische Fragestellung. Es geht um Kunst und Pornografie, um Moden und Geschlechternormen, um Mutter- ideal und Heteronormativität, um Body Positivity und Selbstbestimmung, Sexismus und Protest.

5 Konzert: Macy Gray

Die Soul-Ikone mit Rost und Tränen.

© uta

Es gibt One-Hit-Wonder, und es gibt Macy Gray: Die Amerikanerin hatte mit „I Try“ einen Riesenhit. Der Lovesong flutete 1999 als Auskopplung ihres Debütalbums „On How Life Is“ die Radiostationen. Er sorgte dafür, dass allen einerseits der Alltag romantisch verklärt wurde, und Gray andererseits auf ewig mit der Nummer assoziiert wird.

Dabei ist die 56-Jährige eine spannende Künstlerin – auch abseits von „I Try“. Gray hat seit ihrem Debüt in gut 20 Jahren stolze zehn Alben veröffentlicht. Jedes einzelne besticht durch ihre Stimme, die stets nach Reibeisen deluxe klingt, nach warmer Exzellenz mit einem bisschen Rost und Tränen.

Ihr neues Album „The Reset“ schwooft herrlich zwischen Folk, R’n’B und Gospel und wurde mit The California Jet Club aufgenommen: Eine Truppe ausgezeichneter Musiker, mit denen sie nun auch auf Tour ist. Man darf sich aber sicher sein, dass Gray auch ein paar Klassiker spielt.

6 Ausstellung: Deep Time - Der ferne Klang

Jakob Mattners kosmische Zeiten

© Jakob Mattner / VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Foto: Ali Ghandtschi

Am dritten Tag der Schöpfung wurde der Planet von den Pflanzen besiedelt – für Jakob Mattner Ausgangspunkt seiner Ausstellung „Deep Time – Der ferne Klang“ in der Matthäuskirche. Für den Maler und Bildhauer, der einen starken Bezug zu heiligen Orten pflegt, eine besondere Gelegenheit.

In seiner Bilderserie arbeitet er mit pflanzlichen und kosmischen Formen, die auf das dynamische Duo Licht und Schatten treffen. Als Bildhauer lässt Mattner das Licht als natürliches und ursprüngliches Werkzeug Motive formen. Im Kirchenraum als Resonanzraum kommt Mattners Veranschaulichung vom Ursprung der Welt zum Tragen.

Zwischen der Entstehung unseres Planeten und dem Anfang menschlichen Lebens liegen Milliarden von Jahren. Dieser Abschnitt bleibt uns als „tiefe Zeit“ weitestgehend unbekannt. Die Serie „Waste Lands“ zeigt karge Landschaften, in denen sich die Geheimnisse neuen Lebens Ideenhaft abzuzeichnen beginnen.

Mattners „Fundamentum Organicum“ erzählt die Geschichte weiter; Pflanzen siedeln sich auf der Erde an, und beginnen mittels Fotosynthese Licht in Materie umzuwandeln. In der Arbeit „Alpha“, die eigens für den Kirchenraum geschaffen wurde, inszeniert der Künstler goldschimmernd den Ursprung des Lichts und damit den Anfang allen Seins. Der Mensch tritt erst durch Mattners „Körpertücher“ auf die Weltbühne, eine durch Licht und Schatten fixierte Momentaufnahme des menschlichen Körpers.

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