zum Hauptinhalt
1_Tränen_Credits_Selena Hamers

© Selena Hamers

Ghanaisches Streetfood, Tränen und gefälschte Stimmen: Die Tagestipps für Berlin am 10. November 2023

Wer am heutigen Freitag Langeweile hat oder einfach mal wieder spontan was unternehmen möchte, ist bei uns richtig. Wir haben sieben Tipps für Streetfood, Ausstellungen und Konzerte.

Von

1 Konzert: Giedrė Šlekytė und die Staatskapelle Berlin

Giedrė Šlekytė ist heute erstmals im Konzert am Pult der Staatskapelle Berlin zu erleben.
Giedrė Šlekytė ist heute erstmals im Konzert am Pult der Staatskapelle Berlin zu erleben.

© Theresa Pewal

Neben Mirga Gražinytė-Tyla gehört die Dirigentin Giedrė Šlekytė zu den tollen neuen Musiker:innen aus Litauen und den baltischen Staaten generell. Gerne stillt sie die Neugierde auf die Musik ihrer Heimat. Mit der Staatskapelle spielt sie Raminta Šerkšnytės „De Profundis“, das Gidon Kremer als „die Visitenkarte der baltischen Musik“ bezeichnete. 

2 Essen: Beckys Afro-Küche

Gastspiel: Auf dem Orientalischer Markt am Maybachufer bietet „Beckys Afro-Küche“ Gemüsereis mit Tomatensauce, Schwarzaugenbohnensauce und frittierten Kochbananen.
Gastspiel: Auf dem Orientalischer Markt am Maybachufer bietet „Beckys Afro-Küche“ Gemüsereis mit Tomatensauce, Schwarzaugenbohnensauce und frittierten Kochbananen.

© Ferdinand Dyck

Der „Orientalische Markt“ am Maybachufer, ein Klassiker unter den Berliner Wochenmärkten, wird jedes Jahr ein bisschen bunter. Am Ostende ist eine kleine Streetfood-Ecke entstanden, für die alleine sich ein Besuch lohnt: mit römischen Supplì-Reiskroketten (Sanpietrino), thailändischen Sommerrollen (The little Bangkok in Berlin) oder koreanischen Reis-Bowls (Kuem-Ja).

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Schon länger dabei ist „Beckys Afro-Küche“ (Hauptmarkt, auf der Uferseite), satt essen kann man sich an den tief aromatischen ghanaischen Köstlichkeiten aber nicht. Am besten, man bestellt „Accra Jumping“: Gemüsereis, Schwarzaugenbohnen- und Tomatensauce, obenauf wundervoll kross frittierte Kochbananen (bei „Ashanti Town“ bekommt man zusätzlich Chicken-Wings). Wer mag, nimmt noch etwas Chili-Sauce – aber Vorsicht: Die hat Feuer. Beim Weglöffeln kann man dann zum hundertsten Mal darüber sinnieren, warum es diese glücklich machenden, problemlos veganen Westafrika-Happen nicht längst an jeder Ecke gibt. Und schaut einfach eine Woche später wieder vorbei.

3 Ausstellung: Käthe Kollwitz’ Satire

Wärmehallen sind soziale Tagesstätten, zur Zeit der Industrialisierung in den wachsenden Großstädten eingerichtet wurden, um Arbeits- und Obdachlosen Schutz vor Kälte und warme Mahlzeiten zu geben.
Wärmehallen sind soziale Tagesstätten, zur Zeit der Industrialisierung in den wachsenden Großstädten eingerichtet wurden, um Arbeits- und Obdachlosen Schutz vor Kälte und warme Mahlzeiten zu geben.

© Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

In dem nach der deutschen Grafikerin und Malerin benannten Museum eröffnet eine neue temporäre Ausstellung: Präsentiert werden Zeichnungen und Skizzen, die Käthe Kollwitz im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit dem Simplicissimus von 1908 bis 1924 anfertigte.

Die gesellschaftskritische Münchner Zeitschrift setzte sich satirisch mit Monarchie, Kirche und Militär auseinander. „Wärmehallen“ wurde im März 1909 unter dem Titel „Misstrauen“ und Text „Verflucht, is das ’ne Kälte! Man könnt meinen, der liebe Gott wär’ Aktionär von’n Kohlebergwerk“ veröffentlicht. Die Zeitung wurde bis 1944 verlegt und publizierte u. a. Texte von Thomas Mann und Erich Kästner.

4 Lesung: Ilja Trojanow

Ziehen Sie am besten sich etwas Gemütliches an: Ilja Trojanow lädt zur eintägigen literarischen Reise.
Ziehen Sie am besten sich etwas Gemütliches an: Ilja Trojanow lädt zur eintägigen literarischen Reise.

© Thomas Dorn

Nehmen Sie sich bitte Zeit, denn um selbige geht es. Jene, die in Stunden als Maßeinheit gezählt wird, und jene, durch die Heldin Cya in Ilja Trojanows neuem Roman „Tausend und ein Morgen“ reisen kann. Und Zeit, genauer 24 Stunden, dauert es, in der Trojanow am Stück daraus lesen wird, begleitet von Rum und Musik von Wladigeroff Brothers.

5 Konzert: Tränen

Tränen sind zum ersten Mal beim Synästhesie Festival dabei, das bereits zum achten Mal in der Kulturbrauerei stattfindet.
Tränen sind zum ersten Mal beim Synästhesie Festival dabei, das bereits zum achten Mal in der Kulturbrauerei stattfindet.

© Selena Hamers

Alter Musikhase Steffen Israel kennt sich aus. Als Gitarrist von Kraftklub weiß er ganz genau, worauf er sich mit Newcomerin Gwen Dolyn einlässt. Ihr Geschmack? Grunge, Pop und NNDW. Das Powerduo Tränen mit starken und unerschrocken Texten überzeugt. Gwen Dolyns klare, unfügsame Stimme übertönt den Synthesizer und Gitarre, und wuchtig wird es durch die NNDW-Schnelligkeit.

Mit Ironie und Absurdität geben sie sich in ihrem Debütalbum „Haare eines Hundes“ nahbar. Es geht natürlich um die Liebe, die ganz doll weh tut, denn der Stich ins feuerloh brennende Herz sitzt. Der Sound ist wie ein Feuerball voller Gefühle, haut um, jedoch ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Die Band tritt am Freitagabend an der Seite von Elektro-Psychedelic-Band La Femme, NNDW-Newcomer Flawless Issue und L.A. Krautrock-Band The Warlocks auf.

6 Ausstellung: Terra Xenobiotica

Saša Spačal vereint in ihrer Arbeit Kunst Wissenschaft: Bodenchroma aus „Holding Patterns“.
Saša Spačal vereint in ihrer Arbeit Kunst Wissenschaft: Bodenchroma aus „Holding Patterns“.

© Saša Spačal

Wer nicht gerade Hobbygärtner:in ist, macht sich wohl tendenziell wenig Gedanken um das, was uns alle trägt: der Boden. Dabei gibt es keinen Grund, ihn als bedeutungslosen Dreck abzutun – er lebt und seine Fruchtbarkeit lässt überleben. Gleichzeitig ist er eine Art Archiv: Er sammelt Zeugnisse geologischer Ereignisse, organischen Lebens und menschlichen Einflusses.

Letzteres wird in der Arbeit von Saša Spačal sichtbar gemacht. In ihrer künstlerischen Forschung untersucht sie das Leben des Bodens an Flughäfen, wo xenobiotische Stoffe sich mit natürlichen Bestandteilen verschränken. Die Installation Eternity Scanner zeigt chemische Verschmutzungen auf Bodenchromas. Diese werden per KI in Klänge übersetzt, die ein aufforderndes Lied der auf ewig veränderten Ökologien singt.

Der Film Holding Patterns zeichnet eine ökologische Dystopie und verhandelt neue Modelle der Verantwortung und Fürsorge. Anlässlich der Berlin Science Week lädt das Art Laboratory Berlin zur Vernissage und vorherigem Künstlerinnengespräch (18 Uhr).

7 Ausstellung: VOICE:over IX

Kyriaki Gonis Werk „Not Allowed for Algorithmic Audiences“ (2021)
Kyriaki Gonis Werk „Not Allowed for Algorithmic Audiences“ (2021)

© Kyriaki Goni, "Not Allowed for Algorithmic Audiences", 2021

Der Begriff Voiceover stammt aus dem Film: Sind die O-Töne nicht zu gebrauchen, werden Dialoge von den Schauspielenden später im Studio nochmals sauber eingesprochen. Im Idealfall erkennt im Kino niemand die Täuschung.

In der Ausstellung V01ces /Voice:over IX wird die Täuschung qua Stimme im Zeitalter von KI, Deepfake-Stimmen und Stimmklonen als großes gesellschaftliches Thema verhandelt.

Die Stimme als „einzigartiger Audio-Fußabdruck der menschlichen Seele“, wie sie die Philosophin Rosi Braidotti beschreibt, gerät ins Wanken, wenn lernfähige Software sie perfekt imitiert. Besonders irritierend: Wenn KI-Trauertechnologie die Stimme verstorbener Menschen imitiert, um die Trauer der Hinterbliebenen zu lindern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false