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Demonstranten bei der Demo - Demokratie verteidigen - Zusammen gegen Rechts - , vor dem Reichstag Berlin

© imago/photothek/IMAGO/Thomas Imo

Kai Wegner nicht bei Demo gegen Rechtsextremismus: Berlins Regierender Bürgermeister hat eine Chance verpasst

Mehr als 100.000 Menschen demonstrierten in Berlin gegen Nazis. Regierungschef Kai Wegner hätte ebenfalls dort sein sollen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Robert Kiesel

Wie viele andere Städte in Deutschland produzierte Berlin am Sonntag Bilder, die um die Welt gingen. Deutlich mehr als 100.000 Menschen jeden Alters waren auf den Beinen und protestierten gegen Rechtsextremismus. Eine Machtdemonstration der wehrhaften Demokratie im Zentrum der bundesrepublikanischen Demokratie, dem Berliner Regierungsviertel.  

Ein Mann jedoch fehlte beim wahrscheinlich größten Berliner Massenprotest seit dem Erfolg des Unteilbar-Bündnisses im Jahr 2018: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Drei Tage, nachdem er im Berliner Abgeordnetenhaus den Rechtsextremismus als aktuell größte Gefahr für die Gesellschaft charakterisiert und eine „demokratische Mobilisierung nach außen und nach innen“ gefordert hatte, blieb Wegner genau dieser – anders als viele Regierungschefs anderer Länder – fern.

Sogar die sonst so aktiven Accounts Wegners in den sozialen Netzwerken oder die zuletzt wiederholt mit persönlichen Intimitäten des Regierenden beschäftigten Kanäle der Senatskanzlei schwiegen.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) begrüße es sehr, „wenn möglichst viele Menschen zeigen, dass es in Berlin keinen Platz für rechte Hetze oder Hass gibt“, ließ Senatssprecherin Christine Richter Stunden vor Beginn der Demonstration verbreiten. Welche hohle Phrase in einer Stadt, in dessen Parlament seit 2016 die AfD sitzt und hetzt.  

Bitte nicht falsch verstehen: Für die Wirkmacht der aktuellen Demonstrationen ist es nicht entscheidend, ob sie durch Spitzenpolitiker wie Kai Wegner getragen werden oder nicht. Entscheidend ist, dass sich diejenigen erheben, die allzu lange geschwiegen und auf den richtigen Moment gewartet haben. Gerade ihre Überparteilichkeit macht sie stark.

Kai Wegner wiederum hätte am Sonntag wiederholt die Chance dazu gehabt, seinen noch am Donnerstag parteiübergreifend goutierten Aussagen zum Umgang mit Rechtsextremisten und AfD Taten folgen zu lassen. Diese Chance hat Wegner – genau wie eine Woche zuvor beim Protest vor dem Brandenburger Tor – verpasst.

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