zum Hauptinhalt
Mutter arbeitet im Home Office, mit Kind und Haushalt, Österreich, Europa *** Mother works in home office, with child and household, Austria, Europe Copyright: imageBROKER/MichaelaxBegsteiger ibxbeg05366889.jpg  Bitte beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen des deutschen Urheberrechtes hinsichtlich der Namensnennung des Fotografen im direkten Umfeld der Veröffentlichung!

© imago images/Michaela Begsteiger

Exklusiv

Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege: Sorgearbeit ist weiterhin Frauensache

Frauen verdienen weniger als Männer. Eine neue Studie zeigt: Die Differenz ist nicht über alle Altersgruppen gleich. Welche Phase ist entscheidend?

Frauen im mittleren Alter leisten mit rund neun Stunden mehr als doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit pro Tag wie gleichaltrige Männer. Auch die Verdienstlücke steigt in dieser Altersgruppe besonders stark an. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die dem Tagesspiegel vorliegt. Die Phase der Familiengründung ist damit sowohl für die Zeitverwendung als auch die Lohnentwicklung von Frauen von entscheidender Bedeutung.

Die Ergebnisse basieren auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), der größten und am längsten laufende Langzeitstudie in Deutschland. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung fällt mit dem „Equal Care Day“ am Mittwoch zusammen, einem bundesweiten Aktionstag unter Beteiligung verschiedener Verbände und Initiativen. Der Tag soll auf die ungleiche Verteilung sowie mangelnde Wertschätzung von Sorgearbeit aufmerksam machen. Auch Ferda Ataman, die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, wird anlässlich des Tages in Berlin zum Thema sprechen.

Unbezahlte Sorgearbeit umfasst dabei alle unbezahlten Dienstleistungen, die innerhalb eines Haushalts erbracht werden – die Betreuung von Kindern, diverse Hausarbeiten sowie die Pflege von Angehörigen. In Deutschland leisten Frauen im Durchschnitt etwa eineinhalbmal so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld.

Der Gender Care Gap wächst vor allem im mittleren Alter

Während die Sorgearbeit von Männern und Frauen unter 30 noch recht gleichmäßig verteilt ist, steigt der Aufwand für Frauen danach rapide an. In der Altersgruppe ab 35 und bis 39 Jahren übernehmen Frauen mehr als das Doppelte der Sorgearbeit. Ab 40 Jahren sinkt der Anteil dann wieder.

„Obwohl sich die Belastung mit Sorgearbeit ab 40 Jahren wieder etwas angleicht, besteht ein langfristiger Effekt für die ungleiche Verteilung der Lohneinkünfte“, so Clara Schäper, Mitautorin der Studie.

Bezogen auf die Art der Tätigkeit, ergeben sich die größten Unterschiede bei der Betreuung von Kindern. Für diese wenden Frauen mittleren Alters rund vier Stunden mehr pro Tag auf als Männer. Im Bereich der Hausarbeit ist der Unterschied mit rund einer Stunde geringer, wächst dafür allerdings mit zunehmendem Alter. Im höheren Alter nimmt die Zeit für Pflege von Angehörigen etwas zu, bleibt aber insgesamt auf deutlich niedrigerem Niveau als Hausarbeit und Kinderbetreuung.

Unterschiede im Osten geringer als im Westen

In Ostdeutschland übernehmen Frauen zwar ebenfalls über alle Altersgruppen gesehen mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer, der Mehraufwand für Frauen im Osten ist aber deutlich geringer als im Westen. Eine Ursache sehen die Forscherinnen darin, dass die familienbedingten Erwerbsunterbrechungen von Frauen in Ostdeutschland kürzer ausfallen und Frauen häufiger Vollzeit arbeiten.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass im Alter zwischen 30 und 40 Jahren die entscheidenden Weichen für den weiteren Gehaltsverlauf gestellt werden. Weil Frauen zum großen Teil die Sorgearbeit übernehmen, treten sie beruflich zurück, verdienen weniger und erwerben damit auch weniger Rentenansprüche.

Die DIW-Forscherinnen fordern daher von der Politik mehr Anreize für eine gleichmäßige Aufteilung der Sorgearbeit. Denkbare Maßnahmen seien, die Partnermonate beim Elterngeld zu erhöhen, das Ehegattensplitting zu reformieren sowie Minijobs bis auf wenige Ausnahmen für Studierende oder Rentnerinnen und Rentner abzuschaffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false