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Dieses von seinem Pressedienst zur Verfügung gestellte undatierte Videostandbild zeigt Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, an einem unbekannten Ort.

© dpa/AP/Prigoschin Pressedienst/Uncredited

„Baron Münchhausen kann sich wieder setzen“: Wagner-Chef macht sich über Erfolgsmeldungen aus Russland lustig

Russland will 1500 Ukrainer an nur einem Tag getötet und 28 Panzer zerstört haben. Wagner-Chef Prigoschin hält die Angaben zu „massiven Verlusten“ Kiews für unglaubwürdig.

Am Montag hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, eine Offensive der Ukraine abgewehrt und dem Gegner schwere Verluste zugefügt zu haben. Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich nun über diese Angaben aus Moskau im Onlinedienst Telegram lustig gemacht.

Moskau hatte zuerst am Montag und dann am Dienstag von mehr als 1500 getöteten ukrainischen Soldaten berichtet. Auch deutsche Leopard-Panzer seien in großer Zahl zerstört worden. Insgesamt sollen 28 Panzer und 109 gepanzerte Fahrzeuge der Ukraine zerstört worden sein.

1500 Menschen an nur einem Tag zu vernichten, wäre ein solches Massaker.

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner

Beweise für diese Behauptungen lieferte Moskau nicht. Stattdessen verbreitete sich ein von wohl von ukrainischen Soldaten aufgenommenes Video, in dem vier nach Kampfhandlungen verlassene Panzerfahrzeuge zu sehen sind.

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Wagner-Chef Prigoschin erklärte, bei solchen Berichten müsste sich selbst Lügenbaron Münchhausen wundern. „Ich denke, Baron Münchhausen kann sich wieder setzen“, kommentierte Prigoschin die von Russland angegebenen Verlustzahlen auf Seiten der Ukraine.

Er bezeichnete die Berichte als „wilde Fantasie“ und erklärte, bei solchen Verlusten „hätten wir die Erde schon fünf Mal zerstört“.

Der Söldner-Chef weiter: „1500 Menschen an nur einem Tag (...) zu vernichten, wäre ein solches Massaker“, erklärte er und fügte hinzu, er halte die Angaben aus Moskau für unrealistisch.

Eigentlich sollte jemand alle Zahlen, die Konaschenkow liefert, zusammenzählen. Ich glaube, wir haben gerade den gesamten Planeten Erde fünfmal zerstört

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner

Russische Befehlshaber melden nach Ansicht ausländischer Experten häufig Erfolge an die Führung um Präsident Wladimir Putin in Moskau, um gut dazustehen und Belohnungen abzugreifen.

Am Montag hatte Prigoschin erklärt, ukrainische Truppen seien in der Nähe der lange umkämpften und mittlerweile zerstörten Stadt Bachmut vorgerückt und hätten Gebiete zurückerobert.

Die russischen Truppen verließen nun „langsam“ das Dorf Berchiwka nahe Bachmut. Das sei eine „Schande“, sagte Prigoschin. Noch im vergangenen Monat hatte Russland erklärt, Bachmut eingenommen zu haben.

London sieht Streit zwischen Prigoschin und Putin auf „beispiellosem Niveau“

Prigoschin kritisiert seit Monaten den Zustand der russischen Armee und wirft dem Verteidigungsministerium in Moskau sowie dem Armee-Generalstab mangelnde Unterstützung und dadurch höhere Opferzahlen in seiner Söldnergruppe vor. So prangerte er etwa auch einen Mangel an Munition an.

Nach Einschätzung Londons hat der Streit zwischen der russischen Söldnertruppe Wagner und der russischen Armee ein „beispielloses Niveau“ erreicht. Erstmals habe Wagner-Chef Prigoschin behauptet, dass die regulären Streitkräfte in der Ukraine absichtlich seine Einheiten angegriffen hätten.

Im Gegenzug habe Wagner vermutlich einen russischen Offizier gefangen genommen, berichtete das Verteidigungsministerium am Dienstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse.

Aus der monatelang umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut seien nun die meisten Wagner-Kräfte abgezogen worden, hieß es in London weiter. Wagner hatte Bachmut eingenommen und kürzlich mitgeteilt, die Stadt komplett der Kontrolle der regulären Moskauer Streitkräfte zu überlassen.

„Da es Russland an Reserveeinheiten mangelt, wird die Frage, inwieweit Wagner weiterhin auf das Verteidigungsministerium reagiert, ein Schlüsselfaktor für den Konflikt in den kommenden Wochen sein“, schrieb das britische Ministerium. (AFP, dpa, Tsp)

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