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Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist unterwegs mit seinem Zug.

© AFP/HANDOUT

Die Diktatoren und ihre Züge: Wie Putin und Kim Jong-un zum Schurkengipfel reisen

Kim Jong-un hat den Osten Russlands erreicht - im Zug, obwohl ein Flug von Pjöngjang nach Wladiwostok nur eine Stunde dauern würde. Auch Putin soll gerne in einem Spezialzug reisen.

Von Nanja Boenisch

Kim Jong-un ist in im Fernen Osten Russlands eingetroffen, das bestätigte der Kreml am Dienstag. Kim werde „sich mit Genosse Putin treffen und sprechen“, meldete Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA – wo genau, ist unklar. Es wird vermutet, dass die Autokraten in der ostrussischen Großstadt Wladiwostok zusammenkommen, am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums.

Auf der Plattform X veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, wie ein waldgrüner Zug in einen offenbar russischen Bahnhof einfährt. Ein paar Schnitte später steigt der nordkoreanische Machthaber aus. Kim reise „im Verborgenen“, „auf die von der Herrscherfamilie in Pjöngjang bevorzugte Weise“, schrieb die US-Zeitung „Wall Street Journal“ am Dienstag. Das heißt: nicht etwa im Flieger, sondern in seinem gepanzerten Privatzug.

Die letzte Auslandsreise Kims ist schon eine Weile her. Im Jahr 2019 fuhr er, ebenfalls zu einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, nach Wladiwostok. Die 680 Kilometer lange Zugfahrt in die russische Metropole dauert von Pjöngjang aus immerhin rund 20 Stunden – erlaube Kim aber, sich als ebenso geheimnisvolle wie wichtige Person zu inszenieren, so der vom „Wall Street Journal“ zitierte Nordkoreaexperte Kim Young-soo.

Zug von Kim Jong-un hat Russland erreicht - Treffen zwischen Putin und Kim im Osten Russlands geplant: Karte. / AFP

© AFP/Thorsten Eberding

Nach den Worten der US-amerikanischen Tageszeitung ist der Sonderzug, Kims Transportmittel der Wahl, eine „bewaffnete Festung auf Rädern“. Die Wägen sollen einen Karaokeraum, Einrichtungen zur Satellitenkommunikation und medizinische Notfallausrüstung beherbergen.

Höchstens 60 Kilometer pro Stunde

Das persönliche Auto des Diktators werde als Teil der Kolonne aus mehr als 20 Waggons mitgeschleppt – genau wie ein Hubschrauber, für den Fall, dass Kim schnell ausreisen muss. Die Fenster des Privatzuges sind verdunkelt, schreibt das „Wall Street Journal“. Eine Verkleidung aus gelben Stahlplatten solle vor Bombenanschlägen schützen. Das schwere Material drosselt jedoch das Tempo: Der Zug komme auf höchstens 60 Kilometer pro Stunde.

Die Vorliebe für Reisen im gepanzerten Zug mit ganz spezieller Ausstattung verbindet Nordkoreas Machthaber mit Wladimir Putin. Recherchen der oppositionellen russischen Nachrichtenseite „Dossier Center“ ergaben: Seit Russland den Krieg in der Ukraine ausgeweitet hat, fahre der Kremlchef fast nur noch Bahn.

In Putins Zug untergebracht seien ein Schlaf-, ein Arbeitszimmer für den Präsidenten und ein Wagen für besondere Kommunikation. Außerdem: ein Fitnessstudio, ein türkisches Bad und ein abhörsicherer Kosmetiksalon. Das Gefährt sei zwar gepanzert, ähnele den grauen Wagons der Russischen Eisenbahn aber so sehr, dass es nahezu unbemerkt bleiben könne. Flugrouten würden häufig überwacht, Personenzüge hingegen ließen sich nicht so leicht orten.

Russlands Präsident hielt bereits am Dienstag eine Rede bei dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Worum es bei den Gesprächen mit Kim gehen soll, ist nicht von offizieller Seite mitgeteilt worden. Die USA warnen jedoch schon seit einiger Zeit davor, dass die beiden Staatschefs Waffendeals aushandeln könnten: Putin hoffe auf die Lieferung von Artilleriegranaten und Panzerabwehrmunition aus Nordkorea, vor allem für den Angriffskrieg in der Ukraine. Kim sei unter anderem an Atomtechnologie und Lebensmittelhilfen interessiert.

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