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Nikolaos Gazeas

© IMAGO/IPON

„Kochend heißes Wasser“ zum Trinken: Anwalt berichtet von Nawalnys Haftbedingungen

„Plörre“ zum Essen und kochendes Wasser zum Trinken. Bei Markus Lanz erzählt Nawalnys Anwalt, wie es seinem Mandanten in der Strafkolonie erging. Die Bedingungen hätten „kausal seinen Tod herbeigeführt“.

Der deutsche Anwalt des gestorbenen russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny hat bei Markus Lanz Details über die Haftbedingung des 47-Jährigen geschildert.

Insgesamt seien diese ursächlich für Nawalnys Tod gewesen, sagte Nikolaos Gazeas in der ZDF-Sendung. „Die Haftbedingungen waren ganz sicher solche, dass sie in meinen Augen kausal seinen Tod herbeigeführt haben“, so der Jurist.

Nawalny verbrachte 308 Tage in Isolationshaft

Insgesamt, so Gazeas, sei für Nawalny 27 Mal Isolationshaft angeordnet worden. Demnach habe er 308 Tage in einer abgeschirmten Einzelzelle verbracht. Eigentlich sei dies nach russischem Recht nur bis zu einem Zeitraum von 15 Tagen möglich. Allerdings könnte wegen kleinerer Verstöße umgehend erneut Isolationshaft angeordnet werden. Dafür könne es ausreichen, wenn ein Knopf am Hemd nicht richtig geschlossen sei, so Gazeas.

Der Gefängniseingang des sibirischen Straflagers Charp am 18. Februar 2024.
Der Gefängniseingang des sibirischen Straflagers Charp am 18. Februar 2024.

© dpa/Uncredited

Die konkreten Bedingungen in der Isolationshaft beschrieb der Anwalt so: „Man wird in eine Einzelzelle eingesperrt, zweieinhalb mal drei Meter. In dieser Zelle ist es feucht, nass, es gibt keinen Stuhl, nur eine Pritsche, die abends um 9 Uhr runter und morgens um fünf wieder hochgeklappt wird.“ Danach würden auch Matratze und Kissen aus der Zelle entfernt.

Der Raum sei kaum belüftet, es gebe keinerlei Kommunikation. Es sei nicht gestattet, Post zu empfangen oder selbst Briefe zu schreiben.

Kochendes Wasser zum Trinken

Das Essen beschrieb Gazeas als „Plörre“. Gefangene in Isolationshaft hätten 15 Minuten Zeit, die Nahrung aufzunehmen. Danach würde es wieder aus der Zelle entfernt. Als Getränk gäbe es „prinzipiell kochend heißes Wasser“, beschreibt der Jurist. Auch zum Trinken gebe es nur 15 Minuten Zeit. Man habe die Wahl, sich entweder an dem heißen Wasser zu verbrühen oder keine Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Nawalny habe in Isolationshaft täglich eine Stunde Ausgang gehabt. Morgens um 6.30 Uhr habe er sich in einem von Mauern umgebenen, etwa drei mal drei Meter großen Raum aufhalten dürfen. Im sibirischen Winter, so Gazeas, herrschten zu dieser Tageszeit Dunkelheit und Temperaturen um die 30 Grad minus.

Im Dezember vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Nawalny in die Strafkolonie Nummer drei in Sibirien verlegt worden war. Im August wurde er zu insgesamt 19 Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach Angaben der russischen Behörden ist er am 16. Februar in dem Straflager gestorben. Den russischen Angaben zufolge starb Nawalny eines „natürlichen Todes“, die genauen Umstände sind allerdings weiter unklar.

Nikolaos Gazeas war Nawalnys Anwalt, seitdem der Putin-Kritiker im Jahr 2020 vergiftet wurde und anschließend zur Behandlung nach Deutschland gebracht wurde.

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