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Hunderte erwiesen Dominique Bernard bei seiner Trauerfeier die letzte Ehre.

© IMAGO/MAXPPP/IMAGO/MATTHIEU BOTTE

Trauerfeier für getöteten Lehrer in Frankreich: „Er hat es geliebt, uns für Literatur zu interessieren“

Hunderte verabschiedeten sich bei der Trauerfeier vom Dominique Bernard, der vergangene Woche von einem IS-Anhänger erstochen wurde. Unter den Gästen waren auch Emmanuel und Brigitte Macron.

Knapp eine Woche nach dem dschihadistischen Anschlag auf einen französischen Lehrer haben ihm zahlreiche Menschen in der Kathedrale von Arras die letzte Ehre erwiesen. Unter den Trauergästen in der nordfranzösischen Stadt waren auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte, die vor Beginn des Gottesdienstes die Angehörigen des Lehrers trafen.

Das Anschlagsopfer Dominique Bernard hinterlässt seine Frau, die ebenfalls Lehrerin ist, sowie drei erwachsene Töchter.

Bernard habe Literatur und Poesie geliebt, Kino und klassische Musik - so beschrieb ihn während der Trauerfeier seine Frau Isabelle und zählte all die Schriftsteller und Künstler auf, die ihr Mann verehrte.

„Er mochte keine Menschenmengen und keine Ehrungen“, sagte sie. „Und keine sozialen Netzwerke, er hatte nicht mal ein Telefon“, erinnerte sie. „Er liebte seine Töchter über alles, seine Mutter, seine Schwester. Wir liebten uns“, fügte sie hinzu.

Auf dem Platz vor dem Rathaus, an dessen Fassade ein Porträt des Lehrers hing, verfolgten etwa 600 Menschen die Trauerfeier auf einem Großbildschirm. „Er hat es geliebt, uns für Literatur zu interessieren“, sagte Maxime, ein ehemaliger Schüler, der mit seiner Mutter auf dem Platz stand. Bernard sei mit Begeisterung Lehrer gewesen.

Unter den Trauergästen waren auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte.

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Der 57-Jährige hatte am vergangenen Freitag vergeblich versucht, den Angreifer aufzuhalten. Er habe vermutlich mehrere Menschenleben gerettet, sagte Macron später. Bernard wurde posthum in die Ehrenlegion aufgenommen.

Mutmaßlicher Täter bekannte sich zum IS

Die Justiz ermittelt gegen den mutmaßlichen Täter Mohammed M., einen radikalisierten Ex-Schüler, wegen Mordes mit terroristischem Hintergrund. Der 20-Jährige befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Nach Aussage seines Anwaltes will er sich in dem Verfahren zur Tat erklären. Gegen den 16 Jahre alten Bruder des Hauptbeschuldigten ermittelt die Justiz unter anderem wegen Beihilfe zum Mord mit terroristischem Hintergrund. Er soll Ratschläge für den Einsatz des Messers gegeben haben.

Mohammed M. hatte vor der Tat in einer Audionachricht, die auf seinem Telefon gefunden wurde, der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) seine Treue geschworen. Kurz vor der Tat hatte er zudem ein Video aufgenommen, in dem er nach Angaben der Staatsanwaltschaft die „Werte der Franzosen“ schmähte und schlimme Drohungen von sich gab. Eine Verbindung der Tat zur Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten gibt es nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht.

Trauergäste legten Blumen vor der Kathedrale von Arras nieder.

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Der Täter hatte den Französisch-Lehrer vor dem Eingang der Schule mit mehreren Messerstichen in die Schulter und in den Hals getötet. Er verletzte noch drei weitere Angestellte der Schule, die inzwischen außer Lebensgefahr sind.

Mohammed M. war im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie aus der russischen Republik Inguschetien nach Frankreich gekommen. Die französischen Behörden hatten mehrere Asylanträge der Familie abgelehnt und den als radikalisiert geltenden Vater abgeschoben.

Mohammed M. war als Gefährder registriert und vom Geheimdienst beobachtet worden. Es habe jedoch keine Hinweise auf eine bevorstehende Tat gegeben, hieß es in Geheimdienstkreisen.

Seit dem Anschlag gilt in Frankreich die höchste von drei Alarmstufen. Die Lage ist angespannt, es gab wiederholt Evakuierungen wegen Anschlagsdrohungen. (AFP)

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