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Polizisten betrachten eingesammelten Fragmente, die nach ukrainischen Angaben von russichen Raketen stammen.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 295: Fliegt den Russen bald die eigene Munition um die Ohren?

Unstimmigkeiten über den Krieg in der russischen Führung, keine Weihnachts-Waffenruhe in der Ukraine. Der Überblick am Abend.

Dass Russland langsam die Munition ausgeht, wurde schon vor Wochen berichtet (hier und hier). Die Bestände sollen beim aktuellen Verbrauch noch bis zum Frühjahr reichen. Das bestätigte jetzt auch nochmal ein Pentagon-Experte (Quelle hier). Interessant an der Einschätzung der Amerikaner sind aber die Details. 

Putins Armee greift demnach wahrscheinlich vermehrt auf alte Munitionsbestände zurück, die normalerweise nicht mehr benutzt würden, weil sie unsicher sind. „Das zwingt die russischen Streitkräfte dazu, eine Entscheidung zu treffen, welche Risiken sie im Hinblick auf erhöhte Ausfallraten und unvorhersehbare Vorfälle zu akzeptieren bereit sind.“ Übersetzt: Die Munition könnte im schlimmsten Fall den Russen in den Händen explodieren. Manches Geschoss soll laut den US-Erkenntnissen 40 Jahre alt sein. 

So wie die russischen Soldaten teilweise mit ihrer Munition umgehen, könnte das aber ohnehin schon passiert sein. Videos zeigten in den vergangenen Monaten immer wieder unsachgemäßes Handling von Munitionskisten und einzelnen Geschossen. In den sozialen Netzwerken machte vor einigen Wochen das Video einer Rakete die Runde, die einen Bogen in der Luft flog und nahe dem Abschussort landete.

Ukrainische Soldaten berichten zudem seit Monaten davon, wie ungenau die russische Artillerie vielfach zielt. Dieses Manko versuchen die russischen Truppen durch die schiere Masse an Beschuss wettzumachen, die ganze Landstriche verwüstet.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der Kommandeur der russischen Miliz in der Region Donezk, Alexander Chodakowski, hat erneut die Nutzung nuklearer Waffen durch Russland ins Gespräch gebracht. Wie CNN berichtet, soll er dem russischen TV-Sender Russia-1 gesagt haben, nur so könne man den „Kampf gegen den Westen“ gewinnen. Mehr dazu hier.
  • Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat die Bevölkerung nochmals eindringlich zum Gassparen aufgefordert. „Trotz der Kälte meine Bitte: Gehen Sie achtsam mit dem Gasverbrauch um“, sagte er am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Unstimmigkeiten über die Art der russischen Kriegsführung in der Ukraine sollen nach Einschätzung britischer Geheimdienste bis in die Führungsebene des Militärs reichen. Kürzliche Kommentare des russischen Ex-Geheimdienstoffiziers Igor Girkin seien ein Zeichen für die angespannte Debatte, hieß es. Mehr dazu hier.
  • Moskau plant mit Blick auf die bevorstehenden Feiertage keine Waffenruhe in der Ukraine. Weder an Weihnachten noch an Neujahr sei eine Kampfpause vorgesehen, erklärte der Kreml. Auch die Ukraine habe nicht um eine Waffenruhe gebeten. Mehr erfahren Sie in unserem Newsblog.
  • Die Folgen der russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur treffen auch die Kinder in der Ukraine hart. Fast jedes Kind in dem Land - rund sieben Millionen - hätten keinen dauerhaften Zugang zu Strom, Heizung und Wasser, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit.
  • Mehrere russische Militärblogger haben dem russischen Verteidigungsministerium vorgeworfen, zu überzogen vom russischen Militär zu berichten. Das halte die Soldaten von der Vorbereitung auf den Einsatz ab und verhindere die Analyse der eigentlichen Probleme der Armee.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut dazu aufgerufen, ein Sondertribunal für den russischen Krieg in der Ukraine einzusetzen. „Ich appelliere an Sie alle, Ihre Parteien und Staaten, diese Arbeit wirksam zu unterstützen. Das Tribunal muss seine Arbeit beginnen“, sagte er per Videoschalte im EU-Parlament. 
  • Russische Streitkräfte haben ukrainischen Angaben zufolge das Gebäude der Regionalverwaltung auf dem zentralen Platz der kürzlich befreiten Stadt Cherson mit Raketen beschossen. Zwei Stockwerke seien beschädigt worden seien, sagt der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes, Kyrylo Timoschenko.
  • In einem weiteren Gefangenenaustausch mit Russland sind 64 ukrainische Soldaten freigekommen. „Es gelang ebenfalls, einen Bürger der USA zu befreien, der unseren Leuten geholfen hat“, schrieb der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram. 
  • Die Internationale Energieagentur (IEA) hat vor einem möglichen starken Anstieg der Ölpreise im kommenden Jahr als Folge der Sanktionen gegen Russland gewarnt. Die volle Wirkung der Embargos für russisches Rohöl und Ölprodukte stehe noch aus, hieß es in einem Bericht.
  • In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat es am Morgen mehrere Explosionen gegeben. Bürgermeister Vitali Klitschko bestätigte die Explosionen im Nachrichtendienst Telegram, ohne Details zu nennen. Ukrainischen Medienberichten zufolge flogen Russlands Streitkräfte Drohnenangriffe auf die Metropole und deren Umgebung. 
  • Der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba erwartet nach eigenen Worten eine neue russische Großoffensive im Januar oder Februar. „Ich denke, dass Russland seine Fähigkeit zu einer großen Offensive wahrscheinlich Ende Januar oder Anfang Februar wiederhergestellt haben wird“, sagte er.

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