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Angehörige der russischen Söldnertruppe Wagner  (Symbolbild)

© IMAGO/SNA/Viktor Antonyuk

Ukraine-Invasion Tag 356: Wagner-Blogger ätzt gegen Generäle in Moskau

Russische Gasexporte eingebrochen + Norwegen wähnt sich als das nächste Opfer + Russische Kampfflugzeuge nahe Polen abgefangen. Der Überblick am Abend.

Über die Rivalität zwischen der Söldnertruppe Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium ist schon viel berichtet worden. Nun gibt es das nächste Kapitel in der Auseinandersetzung: Der der Wagner-Gruppe nahestehende Telegram-Kanal „Grey Zone“ macht sich über die gescheiterte Offensive der russischen Truppen nahe der Stadt Wuhledar lustig. 

Dazu muss man wissen: Die Militärblogger sind sehr einflussreich in Russland, sie haben teils Hunderttausende Leser und werden durchaus auch vom Kreml zu Festivitäten eingeladen. Einer der größten Telegram-Kanäle ist der besagte „Grey Zone“. Laut dem Kanal wollte das Verteidigungsministerium etwas für seinen Ruf tun, nachdem die Wagner-Guppe um Bachmut erfolgreich operiert. Am 24. Februar will die Gruppe demnach die Stadt vollständig umzingelt haben.

Die Generäle in Moskau, auf einen ähnlichen Erfolg erpicht, hätten beschlossen „mal ganz nebenbei“ Wuhledar zu erobern. Dabei hätten sie die Aktion allerdings nachlässig geplant. Weder hätten die Aufklärer richtig gearbeitet, noch sei die nötige Artillerieunterstützung vorhanden gewesen. Auch Drohnenabwehr habe nicht funktioniert. Die Folge: extrem hohe Verluste bei der 155 Marineinfanteriebrigade, die durchaus als Eliteeinheit gilt. Die Armeeführung habe ähnlich gearbeitet wie vor einem Jahr, ätzt „Grey Zone“, womit offensichtlich die gescheiterte Offensive auf Kiew gemeint ist. 

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Ob die Schilderung von „Grey Zone“ genau so stimmt, ist erst einmal zweitrangig, zeigt sie doch erneut, wie angespannt das Verhältnis zwischen Wagner und den Generälen ist. Gesichert ist dagegen, dass die beteiligte 155. Brigade bei dem Angriff auf Wuhledar, der schon vor rund zwei Wochen stattfand und die russische Offensive im südlichen Teil der Front einleitete, weitgehend aufgerieben wurde und zahlreiche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge verloren hat. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Kremlchef Wladimir Putin vertraut offenbar bei Reisen vermehrt auf die Schiene. Ein Grund könnte sein, dass sich Züge schlechter orten lassen als Flugzeuge. Mehr hier.
  • Bei ihrem Besuch in Helsinki hat Außenministerin Annalena Baerbock erneut für eine Nato-Mitgliedschaft der nordischen Länder geworben. Die Türkei und Ungarn blockieren derzeit noch. Mehr hier.
  • Mit Milliardenhilfen unterstützen die USA die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland. Nun wird einem Bericht zufolge der Ruf nach militärischen Erfolgen laut. Mehr hier.
  • Russische Kampfflugzeuge nahe Polen abgefangen: Niederländische Kampfjets und deutsche Eurofighter eskortierten die russischen Flugzeuge aus dem Gebiet. Die russische Formation näherte sich dem Nato-Gebiet von Kaliningrad aus. Mehr hier.
  • Ein unbekanntes Flugobjekt hat die Behörden in Moldau, Rumänien und der Ukraine alarmiert. Rumänische Kampfpiloten konnten das Objekt nicht aufspüren. Moldau sperrt seinen Luftraum vorübergehend. Mehr hier.
  • Sollte der Ukrainekrieg weiter eskalieren, befürchten die norwegischen Geheimdienste, eine Ausweitung des Konflikts auf das nordische Land. Norwegen werde eines der ersten Ziele Moskaus sein, sollte es zum Krieg zwischen Russland und der Nato kommen, schreibt die „FAZ“ unter Berufung auf einen Bericht des norwegischen Geheimdienstes. Mehr in unserem Newsblog.
  • Im Ukrainekrieg hat US-Generalstabschef Mark Milley den Kampf um die Region Bachmut im Osten des Landes als Abnutzungskrieg bezeichnet. Es gebe viel Gewalt und viele Gefechte, aber die Frontlinie sei ziemlich stabil, sagte Milley am Dienstag in Brüssel auf eine Frage nach dem aktuellen Kriegsgeschehen. „Ich würde es als eine sehr große Abnutzungsschlacht mit sehr hohen Verlusten beschreiben, insbesondere auf russischer Seite.“ Nach Angaben Milleys halten die Ukrainer derzeit die Stellung, während auf russischer Seite insbesondere die Wagner-Gruppe angreifen.
  • Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Russland Flugzeuge für großangelegte Luftangriffe zusammenziehe, erklärt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Man wisse allerdings, dass die russische Armee über einen großen Bestand an Flugzeugen verfüge, sagt er nach einem Treffen mit den Verteidigungsministern der Bündnispartner. Deshalb müsse alle Erdenkliche unternommen werden, um die Luftabwehr der Ukraine zu stärken.
  • Das Brüsseler Treffen von mehr als 50 Verbündeten der Ukraine ist ohne nennenswerte Zusagen zu Ende gegangen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zählte am Dienstag nach den Beratungen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eine Reihe bereits angekündigter Waffenlieferungen auf - darunter auch die Kampfpanzer, die Deutschland und zehn weitere Länder Kiew zugesagt haben. „Ankündigungen zu Flugzeugen habe ich heute nicht“, sagte Austin zu der Debatte um Kampfjets.
  • Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner hat erstmals die Gründung einer berüchtigten „Trollfabrik“ eingeräumt. Er habe die Internet Research Agency in St. Petersburg „erschaffen und lange Zeit geleitet“, erklärte Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Aufgabe der Agentur sei es gewesen, Russland vor der „aggressiven Propaganda der antirussischen Thesen des Westens“ zu schützen.
  • Kremlchef Wladimir Putin hat Russlands Rückzug aus dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) mit dessen angeblich zunehmend politischer Voreingenommenheit begründet. „Einzelne Urteile des Gerichts - EGMR - trugen offen politischen Charakter“, sagte Putin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Dienstag beim russischen Richtertag. Zuletzt habe dies „unerträglichen Charakter“ angenommen. „Voreingenommenheit und Befangenheit sind, wie immer auch sie gerechtfertigt werden, in jedem Fall für ein Justizsystem absolut nicht hinnehmbar“, sagte er.
  • Laut dem polnischen Verteidigungsminister dürfte es zu einer Einigung über Kampfjet-Lieferungen an die Ukraine kommen. Polen allein könne nicht viel ausrichten, sagt Mariusz Blaszczak. Die Verbündeten hätten da viel mehr Potenzial. „Deshalb denke ich, dass diese Gespräche positiv ausgehen.“ Ohne Druck funktioniere dies allerdings nicht.
  • Die Niederlande schließen eine Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine nicht aus. Es stimme, dass die Ukrainer F-16 bei ihrem Land angefragt hätten, sagte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren am Rande eines Treffens der internationalen Kontaktgruppe für Waffenlieferungen an die Ukraine in Brüssel. Man nehme diesen Wunsch „sehr ernst“. 
  • Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk geht davon aus, dass Deutschland Kampfjets an sein Land liefern wird und fordert eine rasche Entscheidung darüber. „Auch deutsche Experten sagen, Deutschland wird die Kampfjets liefern, das ist nur die Frage der Zeit“, sagte er am Montagabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“. Aber je länger die Debatte darüber dauere, desto schwieriger werde es für die Ukraine, die von Russland besetzten Gebiete zu befreien. 
  • Die EU-Staaten haben Russland auf ihre Liste für Steueroasen gesetzt. Als Grund nannten sie am Dienstag in einer Mitteilung, dass der Dialog mit Russland in Steuerfragen nach der Aggression gegen die Ukraine zum Erliegen gekommen sei. Die Liste steht in der Kritik, keine deutlichen Konsequenzen für die betroffenen Staaten zu haben.
  • Spanien will 55 Besatzungsmitglieder und Techniker aus der Ukraine für Leopard-Kampfpanzer ausbilden. Die Ukrainer würden Ende der Woche in Spanien eintreffen, sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles am Dienstag am Rande des Treffens der internationalen Kontaktgruppe für Waffenlieferungen an die Ukraine in Brüssel, wie die Nachrichtenagentur Europa Press meldete. Ein Leopard hat vier Besatzungsmitglieder.
  • Norwegen wird der Ukraine acht Leopard-2-Kampfpanzer zur Verfügung stellen. Das kündigte der norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram auf einem Treffen der internationalen Kontaktgruppe für Waffenlieferungen an die Ukraine in Brüssel an. Hinzu kommen bis zu vier Begleitfahrzeuge sowie Mittel für Munition und Ersatzteile, wie die norwegische Regierung mitteilte. 
  • Der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat die Nato zu einer einheitlichen Linie im Ukraine-Krieg aufgefordert. „Deswegen bin ich der Meinung, brauchen wir eine politisch-strategische Kontaktgruppe, um die westlichen Kriegsziele so klar zu definieren, dass wir alle wissen - gemeinsam wissen - wo es hingeht“, sagte er dem RBB-Inforadio. 
  • Deutschland will nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erstmals wieder die dringend benötigte Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard produzieren, der in der Ukraine im Einsatz ist. Der Minister sagte am Dienstag am Rande des Treffens der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe im Nato-Hauptquartier in Brüssel, „dass die Verträge unterschrieben sind mit den Herstellern“. 
  • Das ukrainische Militär hat am Montag Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und Zivilisten den Zugang zu Bachmut verwehrt. Es begründete die Entscheidung der „New York Times“ zufolge mit der Gefahrenlage, nachdem die russischen Streitkräfte die Umzingelung der Stadt vorantreiben. Dies könnte der Auftakt zu einem ukrainischen Rückzug und der größte taktische Gewinn Russlands seit vergangenem Sommer sein.
  • Russland hat Vorwürfe der Republik Moldau zurückgewiesen, eine Destabilisierung der Lage in der ehemaligen Sowjetrepublik zu planen. „Solche Behauptungen sind völlig unbegründet und unbelegt“, teilt das Außenministerium in Moskau in einer Erklärung mit. Die moldawische Präsidentin Maia Sandu hatte Russland am Montag vorgeworfen, einen Umsturz in ihrem Land herbeiführen zu wollen. 
  • Die russischen Gasexporte sind im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Die Ausfuhren „sanken um 25,1 Prozent auf 184,4 Milliarden Kubikmeter“, erklärte am Montag der für Energie zuständige russische Vize-Regierungschef, Alexander Nowak. Die Erdölexporte hingegen hätten um 7,6 Prozent zugelegt. Der Einbruch der Gasexporte gehe auf „die Weigerung der europäischen Länder, russisches Gas zu kaufen, sowie die Sabotage der Pipelines Nord Stream 1 und 2“ zurück, erklärte Nowak weiter.

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