Das vorab: Wer in Zusammenhang mit der Debatte um einen Bundeskulturminister Angst hat um den Bestand des Föderalismus, der sollte einmal versuchen, sich in Bonn zu verabreden.Sehen wir uns gleich in Sachsen?
Alle Artikel in „Kultur“ vom 27.06.1998
Die Klangwelt "alter" Musik, durch die authentische Spielweise zu neuem Leben erweckt, bietet stets eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Konzertalltag.Doch droht hier immer auch die Gefahr allzu esoterischer, manieristisch anmutender Eigenbrötelei.
Es zeugt von einer gesunden Portion Selbstvertrauen, Courage und Können, wenn sich ein junges Orchester im großen Saal der Philharmonie mit einer Mahler-Sinfonie hervorwagt.Die Junge Sinfonie Berlin (das frühere Reinickendorfer Jugendsinfonieorchester) hatte freilich schon im vorigen Jahr eine hochachtbare Aufführung der "Achten" von Schostakowitsch präsentiert, so daß dieses waghalsige Mahler-Unternehmen nicht einmal allzusehr in Erstaunen setzte.
Kostümfilme sind eine diffizile Sache.Entweder man macht von vorneherein einen opulenten Schinken wie etwa "Titanic", der einfach gute Unterhaltung sein will, oder man hat mehr im Sinn als nur zu schwelgen.
Es klingt eher abschreckend, wenn von einem Film gesagt wird, er erinnere an Andrej Tarkowskij.Zu oft haben Nachwuchsregisseure mit Inszenierungen genervt, die nicht mehr zu bieten hatten als ein paar langsame Kamerafahrten durch leere Räume und Landschaften.
Sein Name sei Dschugaschwili, sagt er.- Dschugaschwili, und ich lasse mir den Namen, zugegeben, auf der Zunge zergehen, wie lebt es sich mit diesem Namen im Rußland von heute?
Judith Weir wirkt eher wie die freundliche, manchmal ein wenig streng blickende Dame von nebenan, die im Alltagsleben ihren Mann steht.Doch der Erfolg der britischen Komponistin beruht nicht zuletzt auf den märchenhaften, magischen Sujets ihrer Opern.
Philosophische Polemik kann bescheiden, liebenswürdig daherkommen, wenn sie von einem zartgliedrigen, weißhauptigen Senior vorgetragen wird.Als gewitzter Meister der Wortspitzenklöpplerei macht Odo Marquard sich gerne eine Eigenheit der deutschen Sprache zunutze und bildet ein substantivisches Kompositum, um eine kleine Stichelei zu applizieren; dann entstehen imposante Verbalhaufen wie die "Inkompetenzkompensationskompetenz".
Unter den Experten, die der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, am vergangenen Wochenende zu einer "Konzepttagung" für die Einrichtung seines Hauses nach Berlin eingeladen hatte, ist der 1918 in Warschau geborene Jeshajahu "Shaike" Weinberg der Senior.Weinberg wurde bekannt als "Designer" der ständigen Ausstellung im Washingtoner Holocaust Memorial Museum, das als eines der erfolgreichsten historischen Museen der Welt in fünf Jahren 10 Millionen Besucher verzeichnete.
Die Schlagzeile der Los Angeles Times vom 8.Oktober 1989 sprach vom "Tyrann des Philharmonischen Orchesters".
"Do you carry any weapons with you?" - Wer eine Vorstellung des Akko Theaters Centers aus der gleichnamigen Stadt in Israel besucht, muß auf unerwartete Fragen gefaßt sein.
Obwohl man der Finanzkrise zum Trotz die Zahl der Premieren halten konnte, insgesamt sogar mehr Vorstellungen bei unveränderten Eintrittspreisen anbietet, will man dafür in der Öffentlichkeit nicht trommeln.Wie ein Mann wehrten Generalintendant Friedrich und Generalmusikdirektor Thielemann die Frage nach einem Marketingkonzept für die Deutsche Oper ab, mit dessen Hilfe womöglich die von Kultursenator Radunski geforderte Einnahmensteigerung um immerhin 1,5 Millionen Mark gelingen könnte.
Das Jüdische Museum in Berlin, bislang eine Hauptabteilung der Stiftung Stadtmuseum Berlin (SSMB), wird innerhalb dieser Legislaturperiode, die 1999 endet, als selbständige Stiftung errichtet.Darüber haben sich der Regierende Bürgermeister Diepgen, Museumsdirektor Blumenthal und Kultursenator Radunski - vorbehaltlich der Zustimmung durch das Abgeordnetenhaus - geeinigt.
Von Verbotsfilmen geht ein ganz besonderer Reiz aus.Man sieht einem Regisseur dabei zu, wie er bis an die Grenzen des Erlaubten geht, und wenn er ein ernsthafter Provokateur ist, dann faszinieren seine Filme auch noch 20 Jahre nach ihrem Entstehen, so wie Nagisa Oshimas "Im Reich der Sinne" oder Pier Paolo Pasolinis "Die 120 Tage von Sodom".
Die Welt ist heil, immer scheint die Sonne über liebliche Hügel, das Brauchtum wird gepflegt, junge Leute begeistern sich für Ältere, Heimatvertriebene werden problemlos integriert und als Gipfel des Glücks gibt es einen Freßkorb und - unsagbarer Luxus - einen VW-Käfer zu gewinnen: Wer sich heute nicht mehr vorzustellen vermag, welche Wirkung "Schwarzwaldmädel" 1950 auf die Menschen ausübte, die allgegenwärtige Trümmer ebenso leid waren wie "Trümmerfilme", kann es am Erfolg dieses Streifens ablesen.Der erste westdeutsche Nachkriegsfarbfilm - gedreht auf aus der Ostzone geschmuggeltem Agfacolor-Material - lockte mit sechzehn Millionen Zuschauer so viele ins Kino wie heute "Titanic" und trat die Welle der "Heimatfilme" los.
Giorgio Morandi zählt zu den "schwierigen" Künstlern des Jahrhunderts.Das erscheint auf den ersten Blick paradox; zeigen seine Bilder doch leicht faßliche, jedem Betrachter geläufige Dinge.
Ein Satz Jean Pauls präludiert die große Ausstellung: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können." Das Wissen darum hält den Besucher einen Ausstellungsrundgang lang in dieser schönen Schwebe: Wird er nun endlich auf den Garten Eden, diesen imaginären Sehnsuchtsort, im Essener Folkwang-Museum stoßen oder doch wieder nur seine Enttäuschung finden?
Der Personalrat der Deutschen Oper Berlin will nun doch gemeinsam mit dem Generalintendanten Götz Friedrich einen Weg aus der Krise suchen.Bei einer außerordentlichen Personalversammlung, an der auch Kultursenator Peter Radunski teilnahm, rückte die Belegschaft gestern von der Forderung nach einem Rücktritt Friedrichs ab.
Richard Gere, Schauspieler, Buddhist und Kritiker der Besetzung Tibets durch China, hat erstmals in Europa seine Fotos aus Tibet ausgestellt.In Lausanne präsentierte er zeitgleich mit dem China-Besuch Clintons auch sein neues Buch "Pilgrim" mit den Fotografien, die er von seiner Tibetreise 1993 mitbrachte.
Die Bilder erinnerten an Wochenschauen, wären da nicht die entgleisenden Züge auf den Gesichtern der deutschen Offiziere.Jenseits der Grenze, singt man, im schönen Tirolerland, doch man sitzt tief im Osten und feiert den Sieg über die bolschewistische Luftwaffe.