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Tritt Katrin Vernau als Bewerberin für die RBB-Intendanz an oder nicht?

© rbb/Gundula Krause

Führungswechsel in Medienhäusern: Bloß nicht verzweifeln

Was die jüngsten Personalentscheidungen bei „Spiegel“ und „Bild“ mit dem RBB verbindet.

Eine Kolumne von Kurt Sagatz

Manchmal geht es selbst in der Medienwelt sehr schnell und dabei beinahe geräuschlos zu. Das hat der „Spiegel“ in der zurückliegenden Woche beim Auswechseln von Chefredakteur Steffen Klusmann gegen Dirk Kurbjuweit gezeigt. Während bei Stefan Aust noch Monate lang öffentlich über den Zustand und die Zukunft des Hamburger Magazins diskutiert wurde, hielt sich das Rumoren diesmal in zeitlich engen Grenzen, weil eine fertige Lösung präsentiert wurde. Ob der bislang für seine Inhalte geschätzte Kurbjuweit die richtige Führungsperson ist, um die Print-Auflage zu stabilisieren und die Digitalstrategie des „Spiegel“ voranzubringen, wird sich zeigen.

Doch nicht nur das nach wie vor wichtigste deutsche Nachrichtenmagazin hat den Wechsel diesmal besser hinbekommen als andere davor. Auch die immer noch auflagenstärkste Tageszeitung „Bild“ hat bei der neuerlichen Führungsrochade ohne größere Umstände Fakten geschaffen: Marion Horn übernahm von der alten Dreierspitze um Johannes Boie den Vorsitz der „Bild“-Gruppe. Noch so eine desaströse Trennung wie die von Ex-Chefredakteur Julian Reichelt wäre allerdings kaum vorstellbar. Bei seinem späten Rausschmiss ging es schließlich nicht um Fragen wie die inhaltliche Ausrichtung des Blattes oder mangelnden Biss im Boulevardjournalismus. Dass Mathias Döpfner sich nicht früher von ihm getrennt hat, hatte andere Gründe.

Wer übernimmt schon gerne eine Sisyphos-Aufgabe? 

Die Suche nach einer neuen RBB-Leitung gestaltet sich sogar noch anspruchsvoller. Denn der Sender ist – wohlmeinend beschrieben – eine Großbaustelle im Hauptstadtformat. Um das Programm und die Reichweite steht es mindestens so schlecht wie um die Finanzen und die organisatorische Neuausrichtung. Und die Stimmung im Sender ist nicht nur bei den Freien Mitarbeitern schlecht. Das durch die Amtsführung von Ex-Intendantin Patricia Schlesinger notwendig gewordene Sparprogramm verschärft die Lage auf diesen drei Problemfeldern nochmals.

Um unter diesen Bedingungen das angeschlagene Ansehen des RBB bei den Zuschauern, Zuhörerinnen und Nutzern wieder zu verbessern, braucht es eine beinahe übermenschliche Führungskraft. Im Sender wird bezweifelt, dass sich diese unter den bisherigen Bewerbern befindet. Zumal die Frage ungeklärt ist, ob Interimsintendantin Katrin Vernau nun dazu gehört oder sie lieber auf ihre Chance beim WDR wartet, wenn Tom Buhrow abtritt. Doch egal, wer den Posten übernimmt. Am neuen Motto des RBB – Bloß nicht verzweifeln – ändert das nichts.

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