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Streifen afrikanische Elefanten bald durch Brandenburg?

© dpa/Klaus Blume

20.000 Elefanten für Deutschland: Ein Geschenk aus Botswana bringt Umweltministerin Lemke in Bedrängnis

Botswanas Präsident will Deutschland 20.000 Elefanten überlassen. Ein Protest gegen die Naturschutz-Vorstellungen der Bundesregierung. Das Umweltministerium wirkt überrumpelt.

Wo in Deutschland am besten 20.000 Elefanten leben könnten? Solche Fragen muss sich derzeit das Umweltministerium gefallen lassen. Auslöser der Debatte ist ein verärgerter Präsident aus Botswana. In der „Bild“ erklärte Mokgweetsi Masisi, dass er Deutschland 20.000 Elefanten schenken will. „Wir akzeptieren kein Nein“, fügte er hinzu.

Mit seinem Angebot machte Masisi seinem Ärger Luft. Denn in Deutschland wird immer wieder kritisiert, dass Botswana seit mehreren Jahren Elefanten gezielt abschießen lässt – auch von reichen europäischen Jägern auf Wildtier-Safari. Konkret ärgert sich Botswanas Regierung über Umweltministerin Steffi Lemke. Die Grünenpolitikerin will nämlich die Einfuhr von Jagdtrophäen stärker regulieren.

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Bevormundend findet das Mokgweetsi Masisi. Im Jagd-Tourismus sieht Masisi nicht nur eine willkommene Einnahmequelle für sein Land. Er hält den Abschuss auch für dringend geboten. Denn mit über 130.000 Exemplaren sind Elefanten in Botswana längst eine Plage, die zunehmend in den Lebensraum der Menschen eindringen. Deshalb schlägt Botswana nun vor, die Tiere nach Deutschland überzusiedeln.

In Lemkes Ministerium kann man die Aufregung allerdings nicht ganz nachvollziehen. Botswana habe zu einer möglichen Abschiebung von 20.000 Elefanten noch keinen Kontakt zum Bundesumweltministerium aufgenommen, stellt eine Sprecherin trocken fest.

Über die Probleme beim Artenschutz sprach Lemke allerdings in der vergangenen Woche mit ihrem botswanischen Amtskollegen Dumezdweni Mthimkhulu. Von einem offenen und konstruktiven Gespräch ist im Umweltministerium die Rede. Bei Mthimkhulu klang das im „Bild“-Interview etwas anders: „Die Grünen schauen auf uns mit Verachtung“, sagte er. Er vermutete „rassistische Tendenzen, neokoloniale Tendenzen“.

Jagdtrophäen bleiben erlaubt

Im Umweltministerium betont man hingegen, dass die Einfuhr von Elefanten-Trophäen gar nicht erschwert werden soll. Hierfür ist bereits seit einigen Jahren eine Genehmigung erforderlich. Auf EU-Ebene wolle man die Genehmigungspflicht nun erweitern, auf Trophäen etwa von Krokodilen, Zebras und Giraffen. So will man im Umweltministerium eine Wilderei der gefährdeten Arten verhindern.

Deutschland als einer der größten europäischen Importeure von Jagdtrophäen stehe in der besonderen Verantwortung, das Möglichste zu tun, um die Nachhaltigkeit und Legalität der Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten nach Deutschland sicherzustellen, sagt Lemkes Sprecherin.

Ein Massenphänomen scheint die Elefantenjagd allerdings nicht zu sein. Laut den Statistiken des Ministeriums wurde 2022 die Einfuhr von 14 Elefantentrophäen von Botswana nach Deutschland genehmigt, 2023 ging es nur um fünf Fälle.

Streit um Naturschutz-Ziele

Der Streit um den Artenschutz hat dennoch einen ernsten Hintergrund. Denn im Dezember 2022 beschloss die Weltgemeinschaft im kanadischen Montreal, 30 Prozent der weltweiten Fläche für den Natur- und Artenschutz zu reservieren. Entwicklungsländer empfinden diesen Beschluss allerdings zunehmend als neokoloniale Bevormundung.

Denn während etwa in Botswana schon heute 40 Prozent der Landesfläche für Nationalparks reserviert ist, ist es in Industriestaaten wie Deutschland nur ein Bruchteil. Noch mehr Naturschutz wollen viele afrikanische Länder deshalb nicht leisten.

Verständnis dafür zeigt auf Anfrage auch der Naturschutzverband WWF Deutschland. Die Diskussion um die 20.000 Elefanten für Deutschland zeige, „wie groß die Herausforderungen des Arten- und Naturschutzes für viele Länder in Afrika und dem globalen Süden sind. Wer möchte, dass Elefanten, Löwen, Leoparden und andere Großsäuger dauerhaft überleben können, darf die Menschen vor Ort mit diesen Herausforderungen nicht allein lassen“, erklärt der Verband.

Bei der Regulierung von Jagdtrophäen gibt es keine einfache Antwort, findet Wayne Alexander von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Johannesburg. Er erkennt zwar an, dass auch Jagd-Farmen zur Bewahrung gefährdeter Arten beitragen. Das meiste Geld für den Naturschutz werde aber mit Touristen verdient, die die Tiere nicht abschießen, sondern in freier Wildbahn erleben wollten. 

Wegen der andauernden Wilderei von gefährdeten Arten sei eine striktere Trophäen-Regulierung sinnvoll, sagt der südafrikanische Politikwissenschaftler dem Tagesspiegel – um eine legale Jagd sicherzustellen. Denn längst nicht jedes afrikanische Land schützt seine wilden Tiere so vorbildlich wie Botswana.

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