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 Bunte Sonnenschirme leuchten in der Mittagssonne auf Balkonen eines Mehrfamilienhauses.

© Patrick Pleul/dpa

Werden die Ferien wegen der Corona-Krise verschoben?: „Dieser Sommer wird anders“

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt angesichts der Coronavirus-Pandemie vor Hoffnungen auf große Reisen. Die Politik streitet über die Schulferien.

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Die Coronakrise könnte die Sommerurlaubs-Pläne von Millionen Bürgern zunichtemachen. „Ich glaube nicht, dass die Deutschen in diesem Sommer schon wieder Urlaubsreisen machen können“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, den Funke-Medien. Reinhardt sagte, selbst bei schrittweiser Rückkehr in den Alltag werde die Pandemie das Land noch bis zum Sommer beschäftigen. „Darum glaube ich, dieser Sommer wird anders.

Wir werden wohl nicht wie gewohnt ins Auto, in den Zug oder ins Flugzeug steigen und in die Ferien fahren.“ In Italien oder Spanien werde Tourismus noch nicht wieder möglich sein. „Ich hoffe aber sehr, dass wir das in Teilen in den Herbstferien machen können – und erst recht im kommenden Jahr“, fügte Reinhardt hinzu. Er hoffe auf den Herbst.

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Auch in der Bundesregierung wird vor zu großen Hoffnungen auf schnelle Lockerungen gewarnt. „Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, man werde noch „auf längere Zeit in und mit dieser Pandemie leben müssen“. Was das für die Sommerferien und -urlaube bedeuten könnte, wollte Merkel nicht sagen: „Ich denke jetzt mal tageweise.“ Sie sei froh über die „Grundstimmung“ in Deutschland, mitzumachen und anderen zu helfen.

Gesundheitsminister Spahn mahnte, dass das Verhalten der Bundesbürger über Ostern entscheidend sei: „Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher. Werden wir jetzt nachlässig, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verlängerung der Auflagen nötig wird“, sagte er. Es gelte nun, die ersten Erfolge nicht zu gefährden, sagte Spahn. Es müsse noch über Wochen und Monate etwa auf Festivals, Clubbesuche oder Volksfeste verzichtet werden.

Österreich hat bereits alle Veranstaltungen bis Ende Juni abgesagt, Kanzler Sebastian Kurz rechnet mit Einschränkungen bei der Reisefreiheit, bis es einen Impfstoff gegen das neuartige Virus gibt.

Mecklenburg-Vorpommern schlägt einheitliche Verschiebung aller Sommerferien vor

Österreich geht nicht davon aus, dass in diesem Sommer viele ausländische Touristen kommen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) rief zu Urlaub im eigenen Land auf. Auch in Deutschland gibt es vielerorts Übernachtungs- und Einreiseverbote. Zudem gilt eine weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

„Sollte die Sommerreisezeit in Gefahr sein, so bedeutet das für die Tourismuswirtschaft, die Hotels und Restaurants, eine kaum vorstellbare Katastrophe“, sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU). Eine seriöse Einschätzung der Lage im Juli oder August habe heute niemand. Inlandsreisen hängen vor allem von den Vorgaben der einzelnen Bundesländer ab, die Übernachtungs- und Einreiseverbote erlassen haben.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sagte: „Jetzt bereits die gesamte Sommersaison verloren zu geben, das würde ich für übertrieben halten.“ Er setze sogar auf einen Boom des Inlandstourismus nach der Krise und eine „sehr gute Wiederbelebung“ schon in diesem Jahr, da viele Menschen erst später wieder Auslandsreisen machten. Mecklenburg-Vorpommerns Tourismusverband schlägt eine einmalige Verschiebung aller Sommerferientermine in Deutschland auf August und September vor.

Abitur erst in den Sommerferien?

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) betont, eine Verschiebung der Sommerferien stehe derzeit nicht zur Debatte. „Wir alle wollen, dass das Schuljahr 2020/2021 plangemäß starten kann“, sagt sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Es kann sein, dass einzelne Abiturprüfungen – je nachdem, wann die Länder in die Sommerferien starten – zu Beginn der Sommerferien abgelegt werden müssen.

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Laut Politbarometer von Tagesspiegel und ZDF nimmt die Zustimmung der Deutschen zu den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus momentan weiter zu: Inzwischen bewerten sie 80 Prozent der Befragten positiv, sogar 90 Prozent halten sie für angemessen – am größten ist der Unmut noch bei den 40-bis 49-Jährigen mit 17 Prozent. Mit 55 Prozent spricht sich die Mehrheit dafür aus, die Maßnahmen erst später zu lockern. 45 Prozent wären dafür, zuerst Schulen und Kitas wieder zu öffnen, nur zwei Prozent sind für die Öffnung von Sport- und Freizeitangeboten.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) brachte Lockerungen vor allem im Einzelhandel, der Autobranche und auch in der Gastronomie ins Spiel – etwa mit Abstandsregeln zwischen Tischen. Man könne auch je nach Infektionszahl in einer Region entscheiden. Für den Schulstart solle es dagegen bundeseinheitliche Regelungen geben.

Die kurzfristigen Folgen der Krise sind massiv

Der von den Pandemie-Folgen schwer getroffene Reisekonzern Tui soll einen Kredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erhalten. Mehrere Banken erklärten ihre Zustimmung zu einem vom Bund in Aussicht gestellten Kredit. Auch die Lufthansa verhandelt mit dem Bund über milliardenschwere Beihilfen.

Führende Wirtschaftsforscher erwarten eine tiefe Rezession in Deutschland, die auch zu Einkommensverlusten und mehr Arbeitslosigkeit führen dürfte. In ihrem Frühjahrsgutachten sehen die Institute Deutschland aber als gut gerüstet an, den Einbruch zu verkraften.

Die kurzfristigen Folgen der Krise aber sind massiv: Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft sein. Im zweiten Quartal erwarten sie einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um 9,8 Prozent; im Gesamtjahr um 4,2 Prozent. In der Finanzkrise 2009 war das BIP um 5,7 Prozent nach unten gerauscht. Für 2021 erwarten die Institute dann ein Wachstum von 5,8 Prozent.

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