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Die Anerkennung der säkularen Verteidigungskräfte YPG/YPJ in Syriens kurdischem Norden stört den türkischen Präsidenten Erdogan.

© AFP/Delil Souleiman; imago/Depo Photos; Gestaltung Tsp/Kostrzynski

„Können nicht zugleich IS und Türkei bekämpfen“: Kurdische Selbstverwaltung fordert Flugverbotszone über Nordsyrien

Die Kräfte der kurdischen Autonomiezone in Syrien heben ein Waffendepot des „Islamischen Staates“ aus. Doch die Türkei greift regelmäßig mit Drohnen an.

Die multinationale, überkonfessionelle Militärallianz SDF hat ein umfangreiches Waffenlager des „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien ausgehoben – die Dschihadisten sollen zudem einen umfangreichen Angriff geplant haben.

Das teilte die SDF in der kurdisch geprägten Autonomieregion in Nordsyrien am Mittwoch mit. Der IS beherrschte in Syrien und Irak einst große Gebiete, inoffizielle Hauptstadt der Islamisten war das syrische Rakka. Seit die SDF mit Hilfe der USA den IS als Territorialmacht zerschlagen konnte, sind die Dschihadisten im Untergrund und den von Kurden bewachten, riesigen Gefangenencamps aktiv.

Der SDF zufolge wurden in dem Depot circa 200 Granatwerfer gefunden, dazu 60 Maschinenpistolen und 20 Minen. Bei dem entdeckten Depot soll es sich um den zweitgrößten Waffenfund seit dem Ende des IS als Territorialmacht handeln.

Vor dem Zugriff hatte die Selbstverwaltung wohl Hinweise aus dem Al-Hol-Camp erhalten. Tausende Islamisten zahlreicher Staaten sitzen dort von den Kurden mühsam bewacht – dies vor allem deshalb, weil viele Herkunftsländer der IS-Männer und Frauen diese mutmaßlichen Massenmörder nicht aufnehmen wollen.

Während sich die Sicherheitskräfte der Autonomieregion gegen islamistische Attentäter wehren, greift wie berichtet auch die türkische Armee die dort regierenden säkular-kurdischen und christlich-arabischen Organisationen regelmäßig an. Ziel sind dabei oft Einheiten der kurdisch-dominierten YPG/YPJ.

Erst am Dienstag tötete eine Drohne zwei Politiker der lokalen Verwaltung im nordostsyrischen Cizire. Schon im Juli tötete Ankaras Armee vier Polizisten der kurdischen Autonomieregierung per Drohne.

Wir können nicht den IS und die Türkei zugleich bekämpfen. Deutschland, der Westen und die internationale Gemeinschaft müssen sich entscheiden. 

Khaled Davrisch, Vertreter der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Deutschland

Der Vertreter der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien in Deutschland, Khaled Davrisch, teilte in Berlin mit: „Jeder Angriff der Türkei schwächt den Kampf gegen den IS. Wir können nicht den IS und die Türkei zugleich bekämpfen. Wir können nicht den IS und die Türkei zugleich bekämpfen. Deutschland, der Westen und die internationale Gemeinschaft müssen sich entscheiden. Wenn wir den IS unter Kontrolle behalten wollen, muss eine Flugverbotszone über Nord- und Ostsyrien eingerichtet werden, um die türkischen Drohnenangriffe zu stoppen."

Türkische Truppen halten gemeinsam mit arabischen Islamisten seit 2018 diverse Orte in Nordsyrien besetzt. Menschenrechtler sprechen von Folter, Entführungen, Vertreibungen dortiger Kurden. Im Mai dieses Jahres kündigte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan dann an, Syriens kurdische Autonomieregion ganz zerschlagen zu wollen.

Die deutsche Bundesregierung führt aus Rücksicht auf Ankara nur inoffiziell Gespräche mit der Selbstverwaltung der auch Rojava genannten Region. Sie wird seit 2012 aus einer Allianz unter der säkularen Kurdenpartei PYD regiert. Erdogan betrachtet die PYD als Schwesterverband der auch in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans PKK.

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