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In der Gemeinde Stahnsdorf im Ortsteil Sputendorf gibt es wie in anderen Städten Brandenburgs noch eine Wilhelm-Pieck-Straße.

© Andreas Klaer

Forderung nach Straßenumbenennung: In den Dörfern Brandenburgs lebt Wilhelm Pieck noch

Bis heute sind 18 Straßen in Brandenburg nach dem umstrittenen früheren SED-Vorsitzenden und Präsidenten der DDR benannt. Die FDP und Opferverbände fordern nun die Umbenennung.

Es gibt sie in Gumtow in der Prignitz, in Letschin in Märkisch Oderland und in Stahnsdorf in Potsdam-Mittelmark. In insgesamt 18 Städten und Gemeinden Brandenburgs sind bis heute Straßen nach Wilhelm Pieck, dem früheren SED-Vorsitzenden und ersten und einzigen Präsidenten der DDR benannt.

Brandenburgs FDP gefällt das überhaupt nicht. „Wilhelm Pieck ist ein absolut untragbarer Namensgeber für Straßen“, sagt der Landesvorsitzende der Brandenburger Liberalen, Zyon Braun. „Wer, wie Pieck in seinen Reden und mit seinen Taten, so sehr gegen Menschenwürde und Demokratie verstoßen hat, darf nicht durch ein Straßenschild geehrt werden.“

Warum gilt Wilhelm Pieck als umstritten?

Es handle sich dabei nicht um einen „problematischen Fall“, bei dem eventuell eine breit gefächerte Diskussion reichen würde, um auf die Schwierigkeit aufmerksam zu machen. „Es geht vor allem darum, dass der Name eines Mannes aus dem Straßenbild verschwindet, den man nach heutigen Maßstäben parteiübergreifend als Präsidenten eines Terror-Regimes bezeichnen würde.“

Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass Wilhelm Pieck in die Reihe der kommunistischen Verbrecher einzuordnen ist, auch wenn er als der „gemütliche Onkel Pieck“ angesehen wurde.

Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG)

„Die Umbenennung von Straßen ist Sache der Kommunen“, sagt der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Potsdamer Landtag, Benjamin Raschke. „Wir Bündnisgrüne finden es immer richtig, Geschichte aufzuarbeiten, und sind gern bereit, eine Debatte zu führen.“ Das gelte für das DDR-Unrecht im Übrigen ebenso wie für die Verbrechen der NS-Zeit oder der Kolonialgeschichte.

Pieck: Mitverantwortlich an Vollstreckung von Todesurteilen

Deutliche Worte findet auch der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski. „Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass Wilhelm Pieck in die Reihe der kommunistischen Verbrecher einzuordnen ist, auch wenn er als der „gemütliche Onkel Pieck“ angesehen wurde“, sagt Dombrowski.

„Pieck war mitverantwortlich am Verrat von Kommunisten im Moskauer Exil, an dem Aufbau der Diktatur in der DDR und an der Vollstreckung von Todesurteilen an unschuldigen Menschen.“ Dass solche Menschen immer noch durch Straßennamen geehrt würden, während die Namen anderer fragwürdiger Menschen ohne kommunistischen Hintergrund aus der Öffentlichkeit entfernt werden, zeuge von einem eingeschränkten Geschichtsbewusstsein.

Dieter Dombrowski, der Landtagsvizepräsident war, verbindet im Übrigen eine ganz eigene Geschichte mit Wilhelm Pieck: Weil er das achte Kind einer Großfamilie war, wurde er Ehrenpatenkind von Wilhelm Pieck. Nach seiner Stasi-Haft und dem Freikauf durch die Bundesrepublik ließ der Havelländer CDU-Politiker die Patenschaftsurkunde 1974 an die DDR-Regierung zurückschicken.

Der Mitgründer der SPD in Brandenburg, der frühere Bildungsminister Steffen Reiche, sagte auf Anfrage, die Bürger der einstigen „Wilhelm-Pieck-Stadt Guben“ hätten als Erste gewusst, dass Pieck nicht zur deutschen Erinnerungskultur gehört, und den Namen gestrichen.

„Man sollte die Wilhelm-Pieck-Straßen nicht in Maiblümchenweg umbenennen“, sagte Reiche. „Aber wer den Namen einer Kommunistin ehren will, kann sie ja in Rosa-Luxemburg-Straße umbenennen – dann gäbe es auch mehr Frauen bei unseren Straßennamen.“ Nach Wilhelm Pieck sollte man höchstens Sackgassen benennen. „Denn das war seine DDR für Millionen von Menschen, die sich am 9. November die Freiheit namen und die Sackgasse DDR zu einer Ausfallstraße Richtung Freiheit machten.“

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