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Derry Scherhant hat einen ungewöhnlichen Karriereweg hinter sich.

© IMAGO/Matthias Koch

Hertha BSC braucht Ersatz für den verletzten Ejuke: Für Derry Scherhant tun sich ganz neue Möglichkeiten auf

Im letzten Test der Vorbereitung darf sich Derry Scherhant links auf dem Flügel versuchen. Der 20-Jährige hat gute Chancen, dort auch nächste Woche gegen den VfL Bochum zu spielen.

Dodi Lukebakio hat im Trainingslager von Hertha BSC in Florida zweimal schon sehr früh Feierabend gehabt. Zumindest deutlich früher als ein Großteil seiner Kollegen. Zu verdanken hatte er das einer verunglückten Grätsche.

Die Grätsche hat er selbst angesetzt, im letzten Spiel vor der WM-Pause. Weil Lukebakio dabei nicht den Ball erwischt hat, sondern Köln Kapitän Jonas Hector, sah er die fünfte Gelbe Karte und fehlt damit im ersten Spiel des neuen Jahres.

Im Trainingslager in Bradenton hat das dazu geführt, dass Lukebakio, Herthas bester Torschütze in dieser Saison, an den beiden Doppel-Testspieltagen jeweils in der ersten der beiden Begegnungen zum Einsatz gekommen ist – und nicht in der zweiten, in der Trainer Sandro Schwarz seine vermeintliche A-Elf aufgeboten hat.

Wobei: So ganz stimmt das nicht. „Ich bin nicht derjenige, der in der Vorbereitung schon drei Spiele die A-Mannschaft spielen lässt“, sagte Schwarz am Mittwoch, als Hertha erst – mit Lukebakio – gegen SIMA Montverde 7:0 gewann, ehe es am Abend im letzten Test der Vorbereitung – ohne Lukebakio – ein 2:2 gegen Millonarios FC aus Kolumbien gab. „Die Startaufstellung des ersten Spiels wird nicht die von Bochum sein“, sagte Schwarz. „Die Startaufstellung des zweiten aber auch nicht.“

Der brennt, der Junge.

Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic über Derry Scherhant

Doch in großen Teilen dürfte die Startaufstellung gegen Millonarios FC mit der Formation identisch sein, mit der die Berliner am Samstag kommender Woche beim VfL Bochum antreten werden. Ja, man könne durchaus Rückschlüsse aus den Testspielen ziehen, sagte Schwarz: „dass Oli Christensen spielt, dass wir Viererkette spielen und dass wir auf jeden Fall eine gute Konkurrenzsituation haben“.

Das mit der Konkurrenzsituation trifft vor allem fürs zentrale Mittelfeld zu, in dem vier Bewerber – Lucas Tousart, Jean-Paul Boetius, Ivan Sunjic und Suat Serdar – um zwei Plätze im mutmaßlichen 4-2-3-1-System konkurrieren.

Scherhant hat zwei Konkurrenten

In der Reihe davor, vor allem auf den beiden Außenpositionen, stellt sich die Situation für Schwarz nicht ganz so komfortabel dar. Das liegt zum einen an der Knieverletzung von Chidera Ejuke, zum anderen an der Gelbsperre von Dodi Lukebakio.

Ejuke, der sich in Florida verletzt hat und vorzeitig nach Berlin zurückkehren musste, stand schon in den letzten vier Bundesligaspielen des vergangenen Jahres nicht in der Startelf. An seiner Stelle spielte auf der linken Seite Marco Richter. Doch Richter wird – zumindest in Bochum – rechts gebraucht. Dort spielte er auch gegen Millonarios FC, während die linke Außenbahn von Derry Scherhant besetzt wurde.

„Der brennt, der Junge“, hat Fredi Bobic, Herthas Geschäftsführer Sport, im Trainingslager über den 20-Jährigen gesagt. Möglicherweise hängt das auch damit zusammen, dass Scherhant einen ungewöhnlichen Weg in den Profifußball genommen hat.

Abgesehen von einem knappen Jahr in Herthas U 19 hat er nie in einem Nachwuchsleistungszentrum gespielt. Trotzdem hat es Scherhant in die Bundesliga geschafft. Im Sommer hat er bei Hertha einen Profivertrag unterschrieben, bereits am zweiten Spieltag feierte er sein Bundesligadebüt.

Ein weiterer Einsatz ist inzwischen hinzugekommen und am Samstag kommender Woche in Bochum womöglich der dritte. Trainer Schwarz will das so noch nicht bestätigen. „Ich finde schon, dass wir die eine oder andere Option haben“, sagt er über die Position vorne links. Genau genommen sind es – mit Scherhant – drei. Die anderen beiden heißen Myziane Maolida und Maximilian Mittelstädt, der aber wohl als Linksverteidiger spielen wird.

Am Sonntag, im ersten Testspiel in Florida, standen Scherhant und Maolida noch gemeinsam in einer Mannschaft: Maolida, der Flügelspieler, lief als Mittelstürmer auf, Scherhant, der als Mittelstürmer in der vergangenen Saison bester Torschütze in Herthas U 23 gewesen war, auf der linken Außenbahn. „Derry finden wir auch auf der linken Seite sehr spannend“, sagte Schwarz – noch nicht ahnend, dass auf genau dieser Position durch Ejukes Verletzung plötzlich Bedarf bestehen würde.

Scherhant ist schnell, unbekümmert, gut im Dribbling. Im Spiel gegen die Millonarios stand sein Auftritt fast sinnbildlich für den seiner Mannschaft. Die erste Halbzeit war dünn, zu dünn, in der zweiten lief es deutlich besser. Hertha steckte selbst nach einem 0:2-Rückstand nicht auf und kam durch Tore von Wilfried Kanga (Foulelfmeter) und Lucas Tousart immerhin noch zu einem Unentschieden.

„In der zweiten Halbzeit hat er es sehr gut gemacht“, sagte Trainer Schwarz über Scherhant. In der ersten hingegen hatte er wie das gesamte Team fahrig und fehlerhaft gewirkt. Einmal versprang ihm bei der Annahme der Ball. Aber Scherhant schaltete nicht ab, sondern jagte dem verlorenen Ball gleich hinterher.

Eine solche Einstellung schätzt Sandro Schwarz. „Derry hat gute Entwicklungsschritte gemacht“, sagt er. „Er ist sehr fleißig. Und er hat die Geschwindigkeit, die wir brauchen.“

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