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Herthas Trainer Pal Dardai muss beim Rückrundenauftakt gegen Fortuna Düsseldorf improvisieren.

© dpa/Uwe Anspach

Hertha BSC nach dem Trainingslager: Trainer Pal Dardai hadert mit dem Schicksal

Zum Abschluss des Trainingslagers in Spanien gewinnt Hertha BSC 1:0 gegen Glasgow Rangers. Trainer Dardai ist grundsätzlich zufrieden und muss trotzdem mit großen Problemen kämpfen.

Zum Abschied aus Spanien hatten sich die Fans von Hertha BSC noch eine kleine Show einfallen lassen. Im Testspiel des Berliner Fußball-Zweitligisten gegen Glasgow Rangers in La Manga liefen die letzten Minuten, als blauer und weißer Nebel Richtung Spielfeld zog. Lichter flackerten, Böller knallten und Raketen explodierten in der Luft. Ziemlich viel Lametta eigentlich für ein Testspiel inmitten der Wintervorbereitung.

Immerhin: Hertha führte 1:0 gegen die Schotten und brachte den Vorsprung letztlich auch ins Ziel. Drei Tage nach dem eher trägen Auftritt und der 0:3-Niederlage gegen KV Mechelen aus Belgien endete das Trainingslager in Spanien doch noch mit einem Erfolgserlebnis. Tags darauf, nach einer letzten Laufeinheit, reiste der Hertha-Tross zurück in die Heimat, „ein Tick gut gelaunt“, wie Trainer Pal Dardai sagte.

In Feuerwerksstimmung aber war der Ungar nicht, auch wenn er ein insgesamt positives Fazit der Woche im Süden zog: gutes Hotel, gute Bedingungen. Und inhaltlich, bei der Arbeit an einem neuen System, mit Dreier- statt Viererkette, war er mit seiner Mannschaft ebenfalls ein gutes Stück vorangekommen.

Trotzdem gibt es etwas, „da bin ich unzufrieden mit unserem Schicksal“, sagte Dardai. Denn eine Woche, bevor Hertha am kommenden Sonntag mit einem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf in die Rückrunde startet, ist die Personalsituation bei den Berlinern doch arg angespannt, wenn nicht gar erfolgsgefährdend kritisch.

Vor der Winterpause hatte Trainer Dardai noch vorsichtig optimistisch geklungen. Die Langzeitverletzten würden zu Beginn des neuen Jahres ins Training zurückkehren und Herthas Trainer dadurch zumindest mittelfristig neue Alternativen zur Verfügung stehen, vor allem für die Offensive. Tatsächlich aber sieht es aktuell eher schlechter aus als noch vor Weihnachten.

Jeremy Dudziak, Palko Dardai und Ibrahim Maza waren zwar mit in Spanien, haben aber entweder reduziert (Dudziak, Dardai) oder individuell (Maza) trainiert. In den Testspielen sind sie alle drei nicht zum Einsatz gekommen. Eine Option für die Partie gegen Düsseldorf sind sie definitiv noch nicht.

Ziemlich viel entscheidet sich im ersten Monat.

Herthas Trainer Pal Dardai über das Programm seiner Mannschaft zu Beginn der Rückrunde

Gegen die Rangers am Samstagnachmittag waren nur 16 der 24 Feldspieler aus Herthas Kader verfügbar, darunter die beiden Nachwuchsleute Boris Lum, 16, und Tim Hoffmann, 18. Marton Dardai und Gustav Christensen hatten sich krankgemeldet, Jonjoe Kenny und Kapitän Tony Leistner klagen über muskuläre Probleme. Und auf einen Einsatz von Deyovaisio Zeefuik verzichtete Hertha aus freien Stücken, nachdem er gegen Mechelen Gelb-Rot gesehen hatte.

Zumindest der Holländer wäre gegen Düsseldorf verfügbar. Aber die anderen? „Schwierig“, sagte Trainer Dardai. „Ich hoffe, die Kranken und Verletzten werden gesund.“ Aber die Fans sollten sich lieber keine falschen Hoffnungen machen.

Niederlechner ist zwei Spiele gesperrt

Die Mannschaft, die gegen die Rangers begann, wird laut Dardai auch die Startelf gegen Düsseldorf sein. Vor allem in der Offensive ist Herthas Trainer zur Improvisation gezwungen. Von den potenziellen Kandidaten für die Kreativzentrale – Palko und Bence Dardai, Maza und Dudziak – wird zum Rückrundenstart keiner verfügbar sein. Auch mit Kenny, der sich als Außenverteidiger zuletzt durch großen Offensivdrang ausgezeichnet hat, rechnet Herthas Trainer nicht.

Dazu fehlt Fabian Reese, von dessen individueller Klasse Hertha in der Hinrunde abhängiger war, als es gesund ist. Nach dem Sieg gegen die Rangers – ohne Reese – sagte Dardai: „Ihr könnt nicht schreiben: Ohne Reese geht’s nicht.“ Aber mit Reese ist alles leichter als ohne ihn. Zumal auch Florian Niederlechner, der als hängende Spitze über die Vakanz auf der Zehnerposition hinweggeholfen hat, in den ersten beiden Spielen (gegen Düsseldorf und Wehen Wiesbaden) rotgesperrt ist.

Drei Tore hat Hertha in den drei Testspielen erzielt. Gegen Aue steuerte Niederlechner, der schon am Ende der Hinrunde der verlässlichste Torschütze der Berliner war, beide Tore bei; das 1:0 gegen die Rangers besorgte Innenverteidiger Marc Kempf im Anschluss an eine Ecke.

Die beiden Mittelstürmer Haris Tabakovic und Smail Prevljak, die sich in allen drei Begegnungen als Doppelspitze versuchen durften, blieben insgesamt blass und bestätigten damit den Eindruck vom Ende der Hinrunde: Tabakovic hat seit sieben Pflichtspielen kein Tor mehr erzielt, Prevljak sogar seit acht.

Das ist auch insofern bedenklich, als es für Hertha zum Auftakt der Rückrunde gleich in die Vollen geht. Im Pokal spielen die Berliner gegen Kaiserslautern um den Einzug ins Halbfinale, und in der Liga treffen sie an den ersten vier Spieltagen auf drei der sechs Mannschaften, die in der Tabelle vor ihnen liegen: auf Düsseldorf, den HSV und Greuther Fürth. Pal Dardai sagt: „Ziemlich viel entscheidet sich im ersten Monat.“

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