zum Hauptinhalt
Eine Bilanz zum Verstecken. Hertha hat zuletzt Mitte September in einem Auswärtsspiel gepunktet.

© IMAGO/foto2press

Hertha BSC und die Schwäche in fremden Stadien: Hilfe, es ist ein Auswärtsspiel!

Dass Hertha BSC gegen den Abstieg kämpft, liegt auch an der eklatanten Auswärtsschwäche. Die Berliner haben achtmal nacheinander in der Fremde verloren. Jetzt geht es nach Freiburg.

Sogenannte Länderspielpausen erfreuen sich nur selten großer Beliebtheit. Bei vielen Vereinen sind etliche Spieler mit ihren Nationalteams unterwegs, ein geregelter Trainingsbetrieb ist unter diesen Voraussetzungen nur bedingt möglich.

Für Hertha BSC hingegen war die jüngste Länderspielpause eher ein Segen. Weil sie ein wenig von den Grausamkeiten des Spielplans in der Bundesliga abgelenkte. Hertha hat unmittelbar vor der Länderspielpause auswärts antreten müssen (1:3 bei der TSG Hoffenheim) und muss unmittelbar nach der Länderspielpause schon wieder auswärts antreten – an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) beim SC Freiburg.

In der virtuellen Auswärtstabelle der Fußball-Bundesliga belegt Hertha mit ganzen vier Punkten den letzten Platz. Das jüngste 1:3 in Sinsheim, beim damaligen Schlusslicht Hoffenheim, war bereits die achte Auswärtsniederlage nacheinander. Zuletzt holte die Mannschaft Mitte September, beim 1:1 in Mainz, einen Punkt auf fremden Platz. „Je länger die Serie geht, desto größer ist die Chance, sie zu beenden“, sagt Kapitän Marvin Plattenhardt.

Sandro Schwarz, Herthas Trainer, hat sich lange dagegen gewehrt, das offensichtliche Problem überhaupt zu einem Thema zu machen. Doch zuletzt fiel ihm das zunehmend schwerer. Vor allem nach dem deprimierenden Auftritt in Sinsheim, wo seine Mannschaft all das hatte vermissen lassen, was Schwarz von ihr sehen will: Haltung, Körpersprache, Energie, Ausstrahlung.

4
Punkte hat Hertha aus den bisherigen zwölf Auswärtsspielen geholt.

„In Heimspielen zeigen wir diese Energie“, sagt er. In Auswärtsspielen gelingt dies den Berlinern zu selten. Deshalb muss auch Schwarz inzwischen zugeben: „Diese Diskrepanz ist ein Thema.“

In der Länderspielpause hat er mit seinem Trainerteam die Ursachen zu ergründen versucht, auch die vorliegenden Daten noch einmal genauer analysiert. Dabei hat er festgestellt: Die Unterschiede sind gar nicht mal so groß.

Die größte Diskrepanz besteht darin, wie die Mannschaft mit Fehlern und Rückschlägen umgeht. „Bei einem Rückstand im Heimspiel hast du immer das Gefühl: Wir sind in der Lage, das Spiel zu drehen“, sagt Schwarz.

In fremden Stadien gelingt der Mannschaft das nicht. „Da gilt es für jeden Einzelnen, wieder in seiner Aufgabe drin zu sein und die taktische Disziplin an den Tag zu legen. Das ist das alles Entscheidende.“

Je länger die Serie geht, desto größer ist die Chance, sie zu beenden.

Marvin Plattenhardt, Kapitän von Hertha, über die Serie von nun acht Auswärtsniederlagen

Bei der fußballerischen Idee, die Schwarz verfolgt, sollte es in der Theorie keinen großen Unterschied machen, ob sein Team zu Hause antritt oder in der Fremde. In der Praxis aber sieht es anders aus.

Vor einem Monat im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund, aktuell immerhin Tabellenführer der Bundesliga, war von Ehrfurcht bei Hertha tatsächlich wenig zu spüren. Umso rätselhafter war daher der verschreckte Auftritt gegen den Letzten Hoffenheim. „Bei aller Liebe“, sagt Schwarz, „da hatte man nicht das Gefühl: Boah, das ist jetzt ein Hexenkessel. Es gab keinen Grund, auch nur einen Meter nachzulassen.“

In Freiburg dürfte die Stimmung deutlich hitziger sein als in Sinsheim. Der Sport-Club kämpft erneut um die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb, liegt nach 25 Spieltagen als Vierter sogar auf einem Champions-League-Platz. Nur ihr erstes Heimspiel in dieser Saison (gegen Dortmund) haben die Freiburger verloren. Seitdem gab es auf eigenem Platz acht Siege und drei Unentschieden. Doch bei aller Qualität des Sport-Clubs: Hertha müsse selbst aktiv sein, „um dem Gegner Fragen zu stellen“, sagt Schwarz.

Die Auswärtsschwäche ist für die Berliner im Abstiegskampf ein ernstes Problem – wobei es nicht so ist, dass die Konkurrenz um Längen besser ist. Doch die vier Punkte, die der VfL Bochum mehr hat als Hertha, sind genau die vier Punkte, die er auswärts mehr geholt hat als Hertha.

Der dürftige Ertrag auf fremden Plätzen ist Trainer Schwarz zufolge „der Grund dafür, warum wir in dieser Tabellenregion sind“. Es fehle der Mannschaft an Verlässlichkeit. Kapitän Plattenhardt fordert daher: „Da müssen wir den Switch finden.“ Sandro Schwarz muss inzwischen zugeben, „dass wir bei den Heimspielen definitiv ein anderes Gesicht zeigen“. Das heiße aber auch: Hertha hat dieses andere Gesicht.

Und in der Regel kommt nach einem Auswärtsspiel ja auch wieder ein Heimspiel, beziehungsweise nach zwei Auswärtsspielen wie jetzt für Hertha. Nächster Gegner im Olympiastadion ist Rasenballsport Leipzig. In sechs Heimspielen gegen die Leipziger hat Hertha noch keinen einzigen Punkt geholt. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false